Politik

Kern: Politik, oder gleich Fußball im TV schauen

Heute Redaktion
14.09.2021, 00:27

Bei einer Veranstaltung der Telekom trat Kanzler Kern wenige Stunden nach dem Rücktritt seines Vizes vor Publikum – und überraschte mit kreativer Wortwahl.

Mittwochabend, Punkt 19 Uhr, war Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) als Sprecher beim "Digital Journeys"-Symposium der Telekom Austria, ein brennend erwarteter Gast.

Weniger als sieben Stunden zuvor hatte sein Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) für Furore gesorgt. In einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz hatte der ÖVP-Grande seinen Rücktritt aus allen Amtsgeschäften angekündigt.

Kein Wunder, dass da das Publikum gespannt auf die Fragerunde nach dem Kanzler-Auftritt wartete. Doch neben Kern stand noch Telekom-Boss Alejando Plater, die Unternehmer Tabitha Goldstaub und Konstantin Klingler, sowie der frühere EU Digital Campion Meral Akin Hecke, auf dem Podium. So wurde nicht nur politisiert, sondern tatsächlich das geplante Programm durchgezogen.

Bundeskanzler greift nach den Sternen

So plant der Kanzler die Digitalisierung an den österreichischen Schulen voranzutreiben. Alle Kinder sollen mit Laptops und Tablets arbeiten können und die Lehrer müssten überzeugt werden, diese auch einzusetzen. Es sei ein langwieriges Projekt, dessen Früchte man erst nach 2020 ernten könne, so Kern.

Der SPÖ-Chef greift auch nach den Sternen. "Politik muss sich um Innovation kümmern", sagte er und nannte als Beispiel öffentliche Ausschreibungen für Weltraumtechnologie im Rennen um den Mars. Dabei gehe es ihm vorrangig um eine Förderung der heimischen Forschung – die Forschungsprämien sollen gemeinsam mit den Technischen Hochschulen von 12 auf 14 Prozent angehoben werden.

"Vielleicht mit neuer ÖVP"

Österreich sei ein Spitzenstandort, sagte er und machte sich schließlich ans Eingemachte – die aktuell kritische Situation der Bundesregierung.

Der Kanzler hofft auf die notwendige Transformation der Gesellschaft und darauf, dieses Ziel mit seiner Regierungsarbeit zu erreichen: "Vielleicht geht das mit einer neuen ÖVP", kommentiere Kern am Mittwochabend. Leicht werde das nicht, so der Kanzler, denn die klassischen Benimmregeln würden nichts mehr gelten. Vielen gehe es nur noch um den Machterhalt.

Gute Politik, oder Chips und Fußball

Nebenbei ließ er sich auch zu einem Lob der bisherigen gemeinsamen Arbeit mit dem Koalitionspartner verleiten. Laut Mitterlehner, wäre es das beste Regierungsprogramm der letzten Jahre gewesen, zitiert der Kanzler indirekt seinen scheidenden Vize.

Insgesamt präsentierte sich der Kanzler hoffnungsvoll. Auf die Frage "Wieviele Regierungsumbildungen braucht es noch?" antwortete er: "Ich bin zuversichtlich. Wenn ich nicht daran glauben würde, würde ich jetzt mit einem Packerl Chips zu Hause sitzen und ein Champions League Spiel anschauen." (red)

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