Politik

Kern verhängt Inseraten-Stopp über "Österreich"

"Ich mache da nicht mehr mit", schreibt er in einem Facebook-Posting und sagt nicht nur Interviews ab, sondern auch Inserate.

Heute Redaktion
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Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ=
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ=
Bild: picturedesk.com

Vergangene Woche sorgte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) ausgerechnet mit Abwesenheit für Aufsehen. Er sagte ein Interview mit dem TV-Sender von oe24 ab.

Die Tageszeitung "Österreich" und das zugehörige Fernseh-Angebot hatten am Tag des vereinbarten Kern-Interviews interne Dokumente aus der SPÖ-Wahlkampfzentrale veröffentlicht. In ihnen wurde auf die Schwächen des Spitzenkandidaten eingegangen.

Angesichts dieser "diffamierenden" Berichterstattung habe er die Konsequenzen gezogen. Mit der Erklärung "Man muss sich nicht alles gefallen lassen" und "Habt's mich gern" sagte er das Interview kurzerhand ab.

Selbstverständlich berichteten auch (fast) alle anderen österreichischen Zeitungen über das brisante Dossier, das von einem früheren Pressesprecher aus der Ära Gusenbauer für Ex-Berater Tal Silberstein verfasst worden sein soll. Was Kern aber an "Österreich" stört: Dort wurde es vier Tage lang mehrfach breitgetreten.

Inseraten-Boykott

Nun folgt der nächste Schritt. Es werde auch keine Wahlkampf-Inserate der SPÖ mehr in der Zeitung geben. "Nur, weil ich bei einer Wahl kandidiere, heißt das noch lange nicht, dass ich alles mitmachen muss", schreibt Kern auf Facebook.

Denn "Österreich" führe eine Kampagne gegen seine Person. Jeden Tag würden verleumdende Texte und abwertende Fotomontagen veröffentlicht: "Offenbar erwartet sich der Herausgeber dadurch mit anderen Kandidaten bessere Geschäfte. (...) Ich mache da nicht mehr mit."

"Keine Interviews mit mir in "Österreich", keine TV-Diskussionen auf oe24. Und natürlich auch keine Wahlkampfinserate", schreibt Kern.

Es sei für ihn klar, dass er als Politiker kritische Berichterstattung aushalten müsse, bei inhaltlichen Fragen würde er sie sich sogar mehr wünschen. Aber hier gehe es nicht um kritische Berichterstattung, sondern um eine Kampagne und einen Angriff auf die politische Kultur des Landes.

Die kritisierte Zeitung wehrt sich natürlich gegen den Boykott. Das Geld, das durch die stornierten Inserate jetzt fehlt, wird marginalisiert. Es würde den wirtschaftlichen Erfolg nicht beeinflussen.

Trotzdem widmet sich das Blatt in einem langen Artikel der Verteidigung seiner Praxis. Man habe das strittige "Dossier" aufgrund der großen Leser-Nachfrage mehrmals veröffentlicht. Dann wird Kern auch noch mit Donald Trump verglichen. Er wird als "hyperempfindlich", "Mimoserl" und nochmals als "Super-Mimoserl" bezeichnet, während man gleichzeitig behauptet, "fair zu Christian Kern" zu bleiben.

(red)