Politik

Kickl erteilt Rasern mit Radar-Plan einen Freibrief

Die von Innenminister Herbert Kickl (FP) geplante Maßnahme, Radar-Kontrollen einzuschränken, schlägt hohe Wellen. Vom VCÖ erntet der Plan Kritik.

Heute Redaktion
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Innenminister Kickl lässt mit neuem Vorschlag aufhorchen.
Innenminister Kickl lässt mit neuem Vorschlag aufhorchen.
Bild: picturedesk.com/APA

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) teilt in einer Aussendung mit, dass in Österreich 2017 mehr als 400 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet wurden. Damit gibt es hierzulande fast doppelt so viele Verkehrstote wie in der Schweiz, wo mehr als 200 Todesopfer zu beklagen waren.

Den Grund sieht VCÖ-Sprecher Christian Gratzer u.a. in den verschärften Verkehrssicherheitsmaßnahmen der Schweizer. "Die Schweiz geht konsequenter gegen Schnellfahren vor. Es gibt beim Überschreiten von Tempolimits de facto keine Toleranz und wer 20 km/h zu schnell fährt, zahlt umgerechnet mehr als 150 Euro, das ist fünfmal so hoch wie in Österreich. Auf Autobahnen gilt Tempo 120, auf vielen Freilandstraßen Tempo 80."

Freibrief für Raser

In Österreich würde jeder vierte tödliche Verkehrsunfall von Rasern verursacht werden. Deshalb kritisiert der VCÖ auch das von Herbert Kickl (FP) angekündigte Vorhaben, Radarkontrollen künftig stark einschränken zu wollen. Gratzer erklärt dem "Standard", dass die geplanten Änderungen "Risikolenker als Freibrief sehen, um auf bestimmten Strecken schneller zu fahren." Geht es nach dem neuen Innenminister, sollen sich Beamte mit Radar-Pistolen in Zukunft gut sichtbar aufstellen. Bremsen Lenker rechtzeitig ab, haben sie auch mit keinen Konsequenzen zu rechnen.

>>> Lesen Sie hier: Wer rechtzeitig abbremst, kommt nochmal davon

Dass sich die Radarkontrollen auf Kindergärten und Schulen, wo sich laut Kickl die größten Gefahren durch Raser ergeben würden, beschränken sollen, ist laut Gratzer keine Lösung. Immerhin würden Kinder auch auf dem Weg dorthin gefährdet sein. Außerdem passieren "80 Prozent der Verkehrsunfälle, in die Kinder verwickelt sind, gar nicht auf dem Schulweg."

VCÖ: Bilanz Verkehrstote in Österreich
Jahr 2017: 413 Verkehrstote (vorläufige Daten vor 30 Tage-Frist)
Jahr 2016: 432 Verkehrstote (endgültige Daten)
Jahr.2015: 475 Verkehrstote
Jahr 2014: 430 Verkehrstote
Jahr 2013: 455 Verkehrstote
Jahr 2012: 531 Verkehrstote
Jahr 2011: 523 Verkehrstote
Jahr 2010: 552 Verkehrstote
Jahr 2009: 633Verkehrstote
Jahr 2008: 679 Verkehrstote
Jahr 2007: 691Verkehrstote
Jahr 2006: 730 Verkehrstote
Quelle: BMI, VCÖ 2018

Wie "heute.at" ausführlich berichtete, ließ der neue FP-Innenminister Herbert Kickl am Montag mit einem Vorhaben aufhorchen, das viele Autofahrer freut. Er will der Polizei die Anweisung erteilen, nur noch dort mit Radar-Pistolen zu kontrollieren, wo die Verkehrssicherheit gefährdet ist, etwa vor Schulen und Kindergärten. Generell fordert Kickl ein "Aus für schikanöse Radar-Kontrollen", etwa solche, wo sich Beamte hinter Hecken auf geraden Strecken "verstecken".

(red)