Die Suche nach einer Regierung in Österreich nimmt kein Ende. 20 Wochen dauert das Ringen um eine Koalition nun an – zuerst versuchte sich die Volkspartei mit SPÖ und Neos zusammenzuraufen, danach in der Rolle als Junior-Partner mit der FPÖ. Beide Male sind die Verhandlungen gescheitert.
Seitdem das blau-schwarze Projekt am Mittwoch zerbrochen ist, herrscht in Österreich Unklarheit. Die Frage, wie es in Österreich jetzt weitergehen soll, spaltet die Bevölkerung. Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts "Spectra" für die "Kleine Zeitung" sprechen sich 33 Prozent für Neuwahlen aus. 29 Prozent sehen hingegen eine Expertenregierung als die richtige Option und 27 Prozent hätten gerne ein Ampel-Comeback, also Verhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und einer dritten Partei.
Neuwahlen werden nach der blau-schwarzen Implosion vor allem von den FPÖ gefordert. Die Freiheitlichen würden immerhin auch von einem erneuten Urnengang profitieren: Die Blauen liegen laut den Demoskopen von "Spectra" mit großem Abstand auf dem ersten Platz und erreichen 35 Prozent – 16 Prozentpunkte mehr als die ÖVP schafft.
Die Volkspartei würde hingegen an Boden verlieren und fällt mit 19 Prozent nicht nur unter die 20-Prozent-Marke, sondern auch hinter die SPÖ zurück. Die Sozialdemokraten dürfen sich über einen kleinen Zugewinn freuen, und liegen immerhin mit 22 Prozent auf Platz zwei. Der Abstand zu den Freiheitlichen: 13 Prozentpunkte.
Im Match um den vierten Platz gehen weiterhin die Neos siegreich hervor. In der Umfrage liegen sie bei 10 Prozent und damit einen Punkt vor den Grünen.
Im Falle von Neuwahlen, stellt sich aber auch die Frage, ob es an der Spitze der Parteien einen Wechsel braucht. Bei der Volkspartei sind die Österreicher unschlüssig, wer sie als Spitzenkandidat anführen sollte.
Zwar sprach sich fast jeder Fünfte (19 Prozent) dafür aus, dass Neo-ÖVP-Chef Christian Stocker für die Schwarzen in den Wahlkampf ziehen sollte. Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz und Karoline Edtstadler befinden sich aber bereits knapp dahinter, jeweils mit 18 Prozent.
WKO-Generalsekretär Wolfgang Hattmansdorfer kommt hingegen für die Bürger eher nicht infrage und liegt mit 15 Prozent auf dem vierten Platz – Klubchef August Wöginger macht mit 8 Prozent das Schlusslicht. Brisant ist aber auch, dass gleich 18 Prozent die Meinung vertreten, dass es jetzt ein gänzlich neues Gesicht in der Volkspartei braucht.
Ein gänzlich anderes Bild hingegen bei der SPÖ: Andreas Babler wollen nur 13 Prozent der Befragten erneut als Spitzenkandidaten im Wahlkampf sehen. Stattdessen soll Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die Roten zu einem Wahlsieg führen, ihn wünschen sich immerhin fast ein Drittel (31 Prozent) als Spitzenkandidat.
Auch die Dritte Nationalratspräsidentin, Doris Bures, schneidet in der Umfrage deutlich besser ab, als der aktuelle Vorsitzende und liegt mit 17 Prozent deutlich vor Andreas Babler, der sich den dritten Platz mit Wiens Bürgermeister Michael Ludwig teilt.
Dahinter rangieren noch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser mit 10 Prozent und Ex-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz mit 6 Prozent. Ein deutlicher geringerer Anteil (7 Prozent) als bei der Volkspartei ist außerdem der Meinung, dass die Roten mit keinem der genannten Politiker in Neuwahlen gehen sollten.