Oberösterreich

Experte verrät, wie Lockdown auf Kinder-Psyche wirkt

Depressive Symptome und Essstörungen. Kinder und Jugendliche leiden unter dem Lockdown. Ein Experte erklärt, was Eltern tun können.

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Adrian Kamper, Arzt am Klinikum Wels-Grieskirchen (links), erklärt, welches Verhalten bei Kindern und Jugendlichen bedenklich ist.
Adrian Kamper, Arzt am Klinikum Wels-Grieskirchen (links), erklärt, welches Verhalten bei Kindern und Jugendlichen bedenklich ist.
Klinikum Wels-Grieskirchen/Nik Fleischmann; iStock

"Wir erleben Jugendliche, die unter der Lockdown-Situation massiv leiden - eine Vielzahl an Ängsten hat sie wortwörtlich im Griff", so Adrian Kamper, Leiter der Abteilung für Psychosomatik am Klinikum Wels-Grieskrichen.  

Viele hätten Probleme, den Tag zu strukturieren und flüchten sich in Social Media, um dort Halt zu finden. Perspektivlosigkeit, Erschöpfungsgefühle, depressive Symptome, Lebensüberdruss und verstärkt wahrgenommene körperliche Schmerzen machen den Jugendlichen in der aktuellen Situation zunehmend zu schaffen. Junge, adipöse Menschen fallen immer häufiger in alte Muster zurück, versuchen gegen Emotionen mit verstärkter Nahrungsaufnahme anzukommen. Binge Eating, also Heißhungerattacken und starke Gewichtszunahme, sind die Folge. 

"Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, wenn sich Ihr Kind anders verhält als sonst"

Auch würden Eltern Kontakt suchen, weil sie Veränderungen im Sozialverhalten der Kinder feststellen. "Konkret geht es dabei zumeist um steigende Aggression und ihre Folgen, kombiniert mit Überlastung betreuender Familienmitglieder", erklärt Kamper. Grundsätzliches Problem sei das fehlende Versorgungsangebot, welches Struktur gibt, unterstützt, entlastet und Sozialkontakte ermöglicht.  

Streitereien und Konflikte in der Familie nehmen zu. Nicht selten fragen sich die Kinder, ob sie mit Schuld an der Überlastung der Erwachsenen haben. Wichtig ist hier: "Erkennen Sie die Anliegen der Kinder, nehmen sie diese ernst. Machen sie gemeinsame Unternehmungen und binden Sie die Kinder in alltägliche Handlungen mit ein - im Familienleben genauso wie im Haushalt!", so der Experte. 

Kamper rät außerdem:"Lassen Sie sich beraten und nehmen Sie professionelle Unterstützungsangebote an, wenn Ihr Kind bisher so nicht gewohnte Verhaltensweisen und Emotionen zeigt oder auch dementsprechende Äußerungen erfolgen - sei dies nun lautstarker Protest oder ein Verstummen!" 

Auf Folgendes gilt es zu achten:

 Zieht sich das Kind zurück?

 Will es sich am Morgen nicht mehr ankleiden bzw. überhaupt lieber im Bett bleiben?

 Werden Alltagsrituale aufgegeben?

 Zeigt das Kind Interesse- und Appetitlosigkeit?

 Klagt es über körperliche Beschwerden?

 Zieht es sich zurück und lehnt Kommunikation ab?

 Ist es ungewohnt gereizt, aggressiv, hat zunehmend Ängste oder zwanghaftes Verhalten entwickelt?

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