Nachdem der ukrainische Präsident Janukowitsch Meldungen zufolge die Hauptstadt verlassen hat, vermelden die Regierungsgegner nun, dass sie die Kontolle über Kiew übernommen haben. Dramatisch: Bei einem großen Teil derer, die Kiew nun in der Hand haben, handelt es sich um Rechtsextreme.
Wie sich die Lage in der von den bürgerkriegsähnlichen Zuständen schwer gezeichneten Stadt weiterentwickeln wird, ist noch offen. Das am Freitagabend unterzeichnete Friedensabkommen sei nur ein erster Schritt. Die sogenannten Selbstverteidigungskräfte hätten die Kontrolle über das Parlament, den Regierungssitz und die Präsidialkanzlei übernommen, sagte Andrej Parubij, der Kommandant des .
"Wir fordern den sofortigen Rücktritt des Präsidenten", sagte Parubij. Janukowitsch sei in die ostukrainische Stadt Charkiw (Charkow) geflohen. "Jetzt kontrolliert der Maidan ganz Kiew", betonte Parubij. Eine der auffälligsten Gruppen idt dabe der Rechte Sektor (Prawy Sektor), eine Vereinigung von rechtsradikalen und neofaschistischen Splittergruppen. Erstmals trat die paramilitärische Organisation bei Protesten Ende November in Kiew in Erscheinung.
Rechtsradikale verteidigen Barrikaden in Kiew
Zu den sogenannten Selbstverteidigungskräften des Maidans steuert sie Hunderte Kämpfer bei, die meist an vorderster Front agieren und die Barrikaden bewachen. Landesweit schätzt die Gruppierung selbst das Mobilisierungspotenzial auf 5.000 Menschen, Tendenz stark steigend. Die Mitglieder sind für ihr martialisches Auftreten bekannt. Sie tragen Tarnfleckuniformen, Helme und Skimasken. Anführer Dmitri Jarosch gibt offen zu, über Schusswaffen zu verfügen. "Es sind genug, um das ganze Land zu verteidigen", sagte der 42 Jahre alte Philologe aus der Stadt Dnjeprodserschinsk dem US-Magazin "Time" Anfang Februar.
Der Rechte Sektor sieht sich in der Tradition ukrainischer Partisanen, die etwa während des Zweiten Weltkriegs immer wieder sowohl gegen die Besatzer aus Nazi-Deutschland als auch gegen die sowjetische Armee gekämpft hatten. Ziel ist eine "nationale Revolution" und die Beseitigung der "inneren Okkupation" durch die Überreste des sowjetischen Machtapparats. Die Mitglieder lehnen liberale und demokratische Werte ab.
Janukowitsch nach Charkiw gereist
Viktor Janukowitsch hat nach Angaben eines ranghohen US-Diplomaten am Freitag die Hauptstadt Kiew verlassen und ist ins östliche Charkiw (Charkow) gereist. In der Region, einer politischen Hochburg des Staatschefs, finde ein politisches Treffen statt, sagte der Diplomat.
Janukowitsch sei dort bereits eingetroffen. Der Diplomat bezeichnete es als "nicht ungewöhnlich", nach einer wichtigen politischen Entscheidung den Osten zu besuchen, wo Janukowitsch seine "Basis" habe. In Charkiw ist an diesem Samstag ein Kongress der regierenden Partei der Regionen geplant. Daran könnte Janukowitsch teilnehmen wollen.
Abkommen war nutzlos
Zur Überwindung der politischen Krise in der Ukraine hatten . Vor allem die nationalistischen Vertreter der Demonstranten lehnen dieses aber ab, sie fordern weiter Janukowitschs sofortigen Rücktritt, der in der Vereinbarung aber nicht vorgesehen ist. Ein Vertreter der radikalen Aktivisten rief dazu auf, am Samstagvormittag das Präsidialamt zu stürmen, falls Janukowitsch bis dahin nicht zurücktreten sollte.
Zurückgetreten ist am Samstagvormittag der Parlamentschef Wladimir Rybak. Der Vertraute des Präsidenten begründete seinen Schritt mit gesundheitlichen Gründen.