Welt

"Kiew verteilt Waffen an fragwürdige Elemente" 

Kiew versucht sich gegen die russische Invasion zu wehren und verteidigen. Noch ist die Stadt nicht gefallen, auch, weil die Bevölkerung mitkämpft. 

Michael Rauhofer-Redl
Die Stadt Kiew hat 25.000 Waffen an freiwillige Kämpfer verteilt. Symbolbild.
Die Stadt Kiew hat 25.000 Waffen an freiwillige Kämpfer verteilt. Symbolbild.
DANIEL LEAL / AFP / picturedesk.com

Er ist seit Jahren der Fels in der Brandung für den ORF was Reportagen und Berichte aus Krisen- und Kriegsgebieten anbelangt: Auch am Dienstag meldete sich Christian Wehrschütz erneut aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Im Ö1-Morgenjournal beschrieb er auch die Nacht auf Dienstag als "relativ ruhig". Allerdings geht er davon aus, dass der Angriff auf Kiew in seiner Dimension wohl viel schrecklicher ausfallen wird, als jener auf Charkiw.

Denn der Angriff auf die Hauptstadt werde wohl von drei Seiten lanciert werden. Und auch der 64-Kilometer-Konvoi der russischen Streitkräfte, der auf den Weg in Richtung Kiew ist, wird wohl die Lage enorm eskalieren lassen. Wenn sich dieser entfalte, ist ein Artilleriebeschuss zu erwarten, der ungeahnte Dimensionen annehmen wird. Aktuell gebe es in der Hauptstadt noch Internet und Strom. Doch schon bei der Lebensmittelversorgung seien schon Engpässe zu beobachten. Hier befürchtet Wehrschütz, dass die Situation "sehr rasch sehr fürchterlich" werden wird. 

    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com

    Freiwillige erhielten "Schnellsiedekurs" 

    Wer sich jetzt noch in Kiew aufhält, wird die Stadt wohl nicht mehr verlassen können. Neben den Zivilisten gibt es aber auch Streitkräfte, die nicht der ukrainischen Armee angehören. Wehrschütz berichtet von verschiedenen Gruppen. Zum einen gebe es die schon vor längerer Zeit gebildete Territorialverteidigung. Hier würden Freiwillige und Veteranen dienen, Letztgenannte können zumindest auf einen gewissen militärischen Erfahrungsschatz zurückblicken. Die anderen hätten gerade einmal einen "Schnellsiedekurs" im Umgang mit einer "Kalaschnikow" (einem AK47-Sturmgewehr, Anm.) erhalten.  

    Dann gebe es auch Bürgerwehren, die auf eigene Faust Molotowcocktails, also Brandwurfsätze, gebastelt hätten. Zudem seien in der Stadt auch rund 25.000 Waffen an die Zivilbevölkerung ausgeteilt worden, "auch an fragwürdige Elemente, was die Sicherheit in der Stadt nicht gerade erhöht", konstatiert Wehrschütz. Das alles führe wohl unterm Strich zu mehr zivilen Opfern. Denn diese Kämpfer, die nicht der Armee angehören, werden durch diese Maßnahmen zu Kombattanten und damit zu legitimen Angriffszielen der russischen Streitkräfte. 

    "Keine überzeugend wirkende Kampfkraft"

    Wehrschütz sieht in diesen Aufgeboten allerdings eher Kräfte, die in der Phase eines Partisanenkrieges "eine gewisse Rolle" spielen könnten. In der aktuellen Situation würden sie "keine Kampfkraft, die überzeugend wirkt", bilden können, so der ORF-Korrespondent.

    Christian Wehrschütz ist ORF-Korrespondent in der Ukraine.
    Christian Wehrschütz ist ORF-Korrespondent in der Ukraine.
    Screenshot ORF

    Wehrschütz und sein Team selbst wollen sämtliches Equipment in die österreichische Botschaft in Kiew verlagern. Diese liege abseits der Kampflinie, wodurch er auch im Falle eines Großangriffs auf Kiew noch länger aus Kriegsgebiet berichten könne. 

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