Das kommunistische Regime in Nordkorea hat am Ende der Staatstrauer für Diktator Kim Jong-il am Donnerstag dessen Sohn zum neuen Machthaber ausgerufen. Im Hintergrund ziehen sein Onkel Jang Song-thaek und Militärchef Ri Yong-ho die Fäden.
am Donnerstag dessen Sohn zum neuen Machthaber ausgerufen. Im Hintergrund ziehen sein Onkel Jang Song-thaek und Militärchef Ri Yong-ho die Fäden.
Die 13-tägige offizielle Trauerperiode für den vor knapp zwei Wochen gestorbenen Kim Jong-il endete am Donnerstag mit einem dreiminütigen Schweigen der Menge der Trauernden sowie 20 Salutschüssen. Im ganzen Land ließen die Schiffe und Züge Sirenen und Signalhörner ertönen.
"Der geachtete Genosse Kim Jong-un ist der oberste Führer unserer Partei, des Militärs und des Volkes", erklärte am Donnerstag das nominelle Staatsoberhaupt des kommunistischen Landes, Kim Yong-nam, vor Zehntausenden von Menschen auf einem Platz im Zentrum von Pjöngjang.
Wann Kim Jong-un auch formal oberster Machthaber des Landes wird, war zunächst unklar. Dazu müsste er nach der Verfassung wie sein Vater Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission werden. Beobachter spekulieren, dass dies bei der Frühjahrssitzung der Obersten Volksversammlung (Parlament) in Pjöngjang geschehen könnte.
Der neue Machthaber äußerte sich bislang nicht selbst zu seinen Zielen. Kim Jong-un übernehme die Ideen, den Charakter und den Mut seines Vaters, sagte Kim Yong-nam. Nordkorea wolle unter Kim Jong-un als General und obersten Führer eine "blühende sozialistische Nation" aufbauen. In einer Ansprache bekräftigte der Militärvertreter Kim Jong-gak, dass die Streitkräfte dem neuen Machthaber die Treue halten werden. Auch die amtliche Nachrichtenagentur KCNA bezeichnete Kim Jong-un als "obersten Führer der Partei, des Staates und der Armee".
Mächtiger Onkel und Militärchef
Die 1,2 Millionen Mann starke Volksarmee ist neben der Arbeiterpartei ein wichtiger Machtfaktor in dem weitgehend abgeschotteten Staat. Nach dem Tod von Kim Jong-il hieß es in den Staatsmedien, Nordkorea werde an der - in der Verfassung festgeschriebenen - Militär-Zuerst-Politik festhalten, die der Armee den Vorrang einräumt.
Auch Armeechef Ri Yong-ho und Kim Jong-uns einflussreicher Onkel Jang Song-thaek (Sung-taek) spielen eine entscheidende Rolle in der Zukunft des Landes. Beiden wird eine wesentliche Rolle für Kim Jong-uns Aufstieg zugesprochen.
Jang gilt schon seit längerem als Graue Eminenz des Regimes. Beobachter glauben, dass er zusammen mit seiner Frau Kim Kyong-hui, einer jüngeren Schwester von Kim Jong-il, den künftigen Führer bei der Konsolidierung der Macht unterstützen und die Interessen der Herrscherfamilie wahren wird.
Wiener Experte
Rüdiger Frank, renommierter Ostasien-Experte an der Universität Wien, geht davon aus, dass Nordkorea zunächst für eine gewisse Zeit stabil bleiben wird. "Das ist eine Frage des Überlebens für den Nachfolger von Kim Jong-il, Kim Jong-un, dass er zunächst einmal demonstriert, dass er das Erbe seines Vaters wahrnimmt."
Der Experte äußerte sich gegenüber der APA vorsichtig optimistisch: "Mittel- und langfristig ist durchaus anzunehmen, dass es Veränderungen gibt - hoffentlich in Richtung von mehr wirtschaftlicher Öffnung und Reform nach chinesischem Vorbild. Die Partei scheint jetzt doch relativ geschlossen hinter Kim Jong-un zu stehen." Die internationale Gemeinschaft versuche die Verhältnisse zu stabilisieren, um den Nicht-Einsatz einer nordkoreanischen Atomwaffe zu garantieren. Die Chancen für eine wirkliche Opposition in Nordkorea seien "eher gering".
Erste Einblicke zu Neujahr?
Erste Einblicke in die Pläne der neuen Führung erhofft man sich von den Neujahrs-Leitartikeln der Staatspresse, in denen in der Vergangenheit die politischen und wirtschaftspolitischen Ziele des neuen Jahres umrissen worden waren. Für Nordkorea ist 2012 ein wichtiges Jahr. Am 15. April ist der 100. Geburtstag des noch immer als gottgleich verehrten früheren Staatschefs und Vaters von Kim Jong-il, Kim Il-sung.