Österreich

Kinder-Drama: So lebt Sofia in ihrem Versteck

Heute Redaktion
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Bild: Manfred Schröfl

Vergangene Woche wollte ein Exekutor die kleine Sofia (6) mit Gewalt von Mama Doris Povse (36) abholen und nach Italien zum Vater bringen, den das Kind kaum kennt. Seither ist Sofia mit ihrer Mutter auf der Flucht. "Heute" besuchte die beiden an geheimem Ort.

und nach Italien zum Vater bringen, den das Kind kaum kennt. Seither ist Sofia mit ihrer Mutter auf der Flucht. "Heute" besuchte die beiden an geheimem Ort.

Ein abgeschiedenes Haus mit kleinem Garten. Trotz brütender Hitze traut sich Doris Povse (36) mit Sofia (6) nicht ins Grüne. Denn werden die beiden erkannt, ist ihr gemeinsames Leben vorbei. Dann wird Sofia nach Italien zu ihrem Vater Mauro A. abgeschoben. Der hat sich nie um die Tochter gekümmert, aber in Venedig das Sorgerecht erstritten - um Ex-Partnerin Doris ins Herz zu treffen.

"Heute": Frau Povse, wie leben Sie mit einem drohenden EU-Haftbefehl in 28 Ländern?

Doris: Ich schlafe kaum und bin völlig fertig. Als der Exekutor kam, war ich mit Sofia ein paar Tage auf Erholung. Aber jetzt sind wir auf der Flucht und ich werde wie eine Schwerverbrecherin gejagt.

"Heute": Was erwarten Sie von Österreichs Justiz?

Doris: Dass sie nicht die Seele meines Kindes ermordet – auf Basis eines fragwürdigen Urteils in Italien. Sofia würde aus einer intakten Familie herausgerissen. Sie würde nie mehr einem Menschen vertrauen.

"Heute": Wie kam es zum Krieg mit Ihrem Ex Mauro A.?

Doris: Er war rasend eifersüchtig. Als er mich immer öfter schlug, habe ich Schluss gemacht. Da hat er mir ins Gesicht gespuckt und mit Gewalt gegen Sofia gedroht. Also bin ich mit ihr sofort zu meinen Eltern nach Österreich geflüchtet.

"Heute": Wieso bekommt ein Schläger das Sorgerecht?

Doris: Gute Frage. Sein bester Freund ist Oberstaatsanwalt. Vor Gericht gab Mauro sogar die Ohrfeigen zu, worauf die Richterin zu mir sagte: "Immerhin wurden Sie nicht mit der Faust geprügelt." Da wusste ich, das Verfahren läuft gegen mich. Und irgendwann hatte ich kein Geld mehr für Einsprüche.

"Heute": Wie viel hat Sie der Kampf um Sofia gekostet?

Doris: Rund 100.000 Euro. Jetzt haben wir nichts mehr und werden vom Verein „Help hilft“ unterstützt, der stellt auch meine Anwältin Astrid Wagner. Das sind tolle Leute.

"Heute": Bald beginnt für Sofia die Schule. Wie geht’s weiter?

Doris: Sofia ist ein Kind der Liebe. Ich hoffe, ihr Vater erinnert sich noch daran und bricht ihr jetzt nicht das Herz. Dafür kann er sie jederzeit sehen.

Interview: Manfred Schröfl

Anwältin kämpft für kleine Sofia

Anwältin Astrid Wagner will die Auslieferung Sofias nach Italien "mit allen rechtlichen Mitteln verhindern" - und sagt dem zuständigen Bezirksgericht Wiener Neustadt den Kampf an. Die Munition der engagierten Advokatin: ein Gutachten, das eine schwere Traumatisierung der Sechsjährigen befürchtet - bis hin zu Selbstverletzungen und Selbstmordgefahr.

Denn Sofia würde aus der Geborgenheit ihrer Familie gerissen, spricht kein Wort Italienisch und der Vater, den sie kaum kennt, nicht Deutsch. Wagner: "Der Richter ist verpflichtet, alle Entscheidungen aufzuschieben, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist." Zweites Atout: die UN-Konvention über Kinderrechte, die Österreich unterschrieben hat.