Gesundheit

Kinder zeigen ungewöhnlich niedrige Antikörperwerte

Trotz ähnlicher Symptome und Viruskonzentrationen in ihrem Körper dürften Kinder SARS-CoV-2 viel schneller abbauen als Erwachsene.

Christine Scharfetter
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Closeup front view of an adrican amercan family staying at home during coronavirus quarantine. They boy is leaning over sofa and looking at camera.
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Getty Images

Kinder, die sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, produzieren mit geringerer Wahrscheinlichkeit Antikörper gegen das Virus als Erwachsene – obwohl sie ähnliche Symptome und Viruskonzentrationen in ihrem Körper aufweisen. Das zeigte jetzt eine australische Studie. Demnach scheinen Kinder auch in der Lage zu sein, das Virus viel schneller aus ihrem Körper abzubauen als Erwachsene.

Ein Hinweis darauf, dass Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eine robustere anfängliche Immunantwort auf COVID-19 haben und die Infektion schnell beseitigen können. Da Antikörper aber wahrscheinlich wichtig für den Schutz vor einer erneuten Infektion sind, stellt sich die Frage, wie gut Kinder vor zukünftigen Infektionen geschützt sind.

Ähnliche Viruslast bei Kindern und Erwachsenen

Die Studie, die im Fachjournal "JAMA Network Open" veröffentlicht wurde, untersuchte 57 Kinder mit einem Durchschnittsalter von vier Jahren und 51 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren, die zwischen dem 10. Mai und dem 28. Oktober 2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Die Teilnehmer hatten leichte Symptome wie Kopfschmerzen und Fieber oder waren asymptomatisch.

Die Forscher entnahmen Nasen- und Rachenabstriche, um die Viruslast zu überprüfen sowie Blutproben, um nach Immunglobulin-G-Antikörpern gegen das Virus zu suchen. Das Ergebnis: Kinder und Erwachsene wiesen eine ähnliche Viruslast auf, aber nur 37 Prozent der Kinder produzierten SARS-CoV-2-Antikörper, verglichen mit 76 Prozent der Erwachsenen.

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    Robustere angeborene Immunantwort

    Bereits frühere Studien stellten unterschiedliche Antikörperreaktionen bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen fest. Darunter auch eine im Fachblatt "Nature Immunology" veröffentlichte Analyse von Donna Farber, einer Immunologin an der Columbia University in New York City. Ihre Schlussfolgerung: Kinder könnten weniger Antikörper produzieren, weil sie eine robustere angeborene Immunantwort haben als Erwachsene.

    Kinder könnten auch besser auf Infektionen reagieren, wenn Viren in den Körper durch Rachen oder Nase eindringen. Das bedeutet, dass der Körper das Virus schnell beseitigt und es dadurch gar nicht die Gelegenheit habe, um die adaptive Reaktion auszulösen, die Antikörper produziert, erklärt Farber.

    Andere Studien aus Großbritannien und Deutschland zeigten hingegen, dass Kinder stärker und schneller auf eine Infektion reagieren: Je jünger das Kind ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sein angeborenes Immunsystem diese Reaktion antreibt.

    Unsicherer Schutz

    Paul Licciardi, ein Immunologe am Murdoch Children’s Research Institute in Melbourne und Mitautor der australischen Studie, untersuchte zusammen mit seinem Team angeborene Immunzellen in einer kleinen Gruppe von Kindern. Dabei fanden sie keine stärkere Reaktion in denjenigen, die keine Antikörper produzierten.

    Das Team befürchtet nun, dass Kinder, die eine weniger starke adaptive Immunantwort haben, einem erneuten Infektionsrisiko ausgesetzt sind. 

    Allerdings wurden bei der australische Studie auch nur Personen, die mit frühen Varianten von SARS-CoV-2 infiziert waren, untersucht. Die Ergebnisse könnten für die ansteckenderen Delta- und Omikron-Varianten abweichen. Das australische Team sammelt nun immunologische Daten von Menschen, die sich mit Omikron infiziert haben.