Österreich

Kinderarzt-Problem in St. Pölten: Lösung in Sicht

Heute Redaktion
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Hier soll bald eine Kinderarztordination eröffnen (v.l.): AK-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser, Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, NÖGKK-Direktorin Martina Amler, Dr. Robert Weinzettel und der Bürgermeister von St. Pölten, Matthias Stadler.
Hier soll bald eine Kinderarztordination eröffnen (v.l.): AK-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser, Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, NÖGKK-Direktorin Martina Amler, Dr. Robert Weinzettel und der Bürgermeister von St. Pölten, Matthias Stadler.
Bild: Josef Vorlaufer

„Wir arbeiten intensiv daran, die kinderärztliche Versorgung in St. Pölten auf neue Beine zu stellen", sagt Martina Amler von der NÖ Gebietskrankenkasse.

„Wir arbeiten intensiv daran, die kinderärztliche Versorgung in St. Pölten auf neue Beine zu stellen", sagt Dr. Martina Amler, die für die ärztliche Versorgung zuständige Direktorin der NÖ Gebietskrankenkasse. „Gemeinsam mit dem Land Niederösterreich, der Arbeiterkammer NÖ und der Landeshauptstadt St. Pölten werden neue Wege gesucht, um die vakanten Planstellen im Bereich Kinder- und Jugendmedizin in der Landeshauptstadt wieder zu besetzen."

Direktorin Amler stellt klar, dass das nicht auf herkömmliche Art und Weise erfolgen muss, sondern völlig neue Ideen angedacht werden: „Wir wollen es den Medizinerinnen und Medizinern vereinfachen, als Vertragsärzte für Kinder- und Jugendheilkunde in St. Pölten tätig zu sein und sind dabei, die Versorgung mittels einer unkonventionellen Lösung zu prüfen."

Gespräche mit mehreren Ärztinnen und Ärzten hätten gezeigt, dass in Medizinerkreisen durchaus Bereitschaft an einer Ordinationstätigkeit in St. Pölten bestehe – dass viele Ärztinnen und Ärzte den Sprung in die Selbstständigkeit aber scheuen. „Hier müssen wir ansetzen und Brücken bauen", sagt Amler, für die mehrere Lösungsansätze vorstellbar sind: Das Modell einer Gruppenpraxis als GmbH wird gerade genauso geprüft wie ein mögliches Ambulatorium. „Selbstverständlich wird eine vakante Planstelle jederzeit geeigneten Einzelbewerbern offenstehen. Die Gespräche sind im Laufen", so die NÖGKK-Direktorin.

„Die NÖGKK und die Ärztekammer in NÖ waren bisher schon nicht untätig. Wir haben gemeinsam mehrere Maßnahmen gesetzt, um Ärztinnen und Ärzten Top-Rahmenbedingungen zu bieten, ihnen eine gute Work-Life-Balance zu sichern und attraktive Honorare zu garantieren. Was die medizinische Versorgung betrifft, haben wir in Niederösterreich bereits in der Vergangenheit immer wieder neue Ansätze und Lösungen gefunden, die anderen in Österreich als Vorbilder dienten", so die Kassendirektorin. Die neue Primärversorgung und die Gruppenpraxis seien beides Erfolgsmodelle made in Niederösterreich. 157 Gruppenpraxen gebe es bereits in NÖ – so viele wie in keinem anderen Bundesland.



Seit diesem Herbst sind in St. Pölten zwei Kinderarztstellen zu vergeben. Kein Problem, das nur die NÖ Landeshauptstadt betrifft – denn die österreichweite Ausbildungsmisere im Bereich Kinder- und Jugendmedizin an den Universitäten und Krankenhäusern trage Mitschuld am Mangel an Kinderärzten in Österreich, sagt Amler. „Die NÖGKK hat wiederholt auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und von den Zuständigen in Politik und Spitalsverwaltungen entsprechende Schritte gefordert. Missstände erfordern unkonventionelle Lösungen: Die Krankenkasse hat sich auf allen Seiten Verbündete gesucht und mit Stadt, Land und Arbeiterkammer gefunden. Gemeinsam arbeiten wir nun daran, Ärztinnen und Ärzte in unsere Landeshauptstadt zu locken."

Arbeiterkammer steht Kasse zur Seite

Die Arbeiterkammer Niederösterreich steht der NÖGKK und ihren künftigen Vertragsmedizinern hilfreich zur Seite und bietet einer Kinderarztordination in ihrer Zentrale in der Landeshauptstadt Quartier: „Die Arbeiterkammer Niederösterreich unterstützt das Angebot mit entsprechenden Räumlichkeiten im ArbeitnehmerInnen-Zentrum, damit die Ansiedlung eines Kinder- und Jugendheilkundezentrums umgesetzt werden kann. Es würde uns sehr freuen, wenn sich dafür so bald wie möglich eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt bewirbt", sagt AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

Auch das Land ist daran interessiert, für die Patienten schnelle und unkomplizierte Lösungen zu finden und die Wege zu ebnen: „Zuletzt häuften sich die Anzeichen, dass offenkundig die Problematik der unbesetzten Kassenstellen immer mehr Eltern dazu veranlasste, auf Wahlärztinnen und Wahlärzte ausweichen zu müssen. Diese Situation ist nicht akzeptabel. Wir müssen daher besonders im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit neue innovative Modelle entwickeln, um die so wichtige Versorgung aufrechtzuerhalten. Alle Initiativen, die diesen Weg unterstützen oder dazu beitragen, das Angebot rasch zu verbessern, sind ausdrücklich zu begrüßen", merkt Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig an.

Die Stadt St. Pölten und Bürgermeister Matthias Stadler zeigen sich froh über die Initiative: „Eine optimale medizinische Versorgung und ärztliche Betreuung der Kinder muss gewährleistet sein. Derzeit ist diese Versorgung in der Landeshauptstadt zum Leidwesen der kleinen Patientinnen und Patienten sowie ihrer Eltern nicht uneingeschränkt gewährleistet. Die Ärztinnen und Ärzte brauchen entsprechende Räumlichkeiten und auch organisatorische Hilfestellungen, um effizient arbeiten zu können. Ich bedanke mich bei den zuständigen Stellen, dass sie hier Abhilfe schaffen und bin sicher, dass wir eine nachhaltige und zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten finden", sagt Bürgermeister Stadler.

Für den Bezirk St. Pölten sind übrigens insgesamt vier Planstellen vorgesehen, davon befinden sich drei in St. Pölten-Stadt. Derzeit ist eine dieser drei Stellen besetzt, die beiden anderen Stellen sind – wie oben angeführt – unbesetzt.



Die vierte für den Bezirk St. Pölten vorgesehene Planstelle wurde vor einiger Zeit auf zwei halbe Planstellen geteilt. Eine halbe Planstelle wurde beim PVZ Böheimkirchen zugeordnet und ist derzeit auch besetzt. Die zweite halbe Planstelle ist laufend ausgeschrieben, wobei der Bewerber seinen Ordinationsstandort im Bezirk frei wählen kann. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, die Stelle im PVE St. Pölten-Harland wahrzunehmen, wie es derzeit auch bei der halben Planstelle in Böheimkirchen im dortigen PVE der Fall ist.