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"Allah wirft Jesus raus" – Muslime kaufen Kirche

Heute Redaktion
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Bei der Versteigerung einer katholischen Kirche in Bergamo erhielt unerwartet ein Muslimen-Verband den Zuschlag. Jetzt toben Pfarrer, Politiker und Medien.

Drei Jahre lang stand die katholische Kirche bereits leer. Doch seit dem Verkauf des Gotteshauses im Oktober ist in der norditalienischen Stadt Bergamo ein Religionskonflikt entbrannt. Das berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Denn: Die rumänisch-orthodoxe Gemeinde durfte die ehemalige Kapelle des Krankenhauses Ospedali Riuniti seit 2015 als Leihgabe nutzen. "Als wir im August 2015 hierher zogen, hieß es, 'keine Sorge, in der Zukunft werdet ihr die Kirche direkt kaufen können'", klagt Priester Gheorghe Velescu.

Als das Gebäude zur Versteigerung ausgeschrieben wurde, ging auch der Verkäufer davon aus, dass sich die Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde den Zuschlag sichern würde. Doch im letzten Moment wurde das Gotteshaus vom Verband der Muslimen um rund 450.000 Euro ersteigert.

"Allah wirft Jesus raus"

Dass die kleine katholischen Kirche in der vornehmen Stadt am Fuße der Alpen bald eine Moschee sein könnte, schockt nicht nur die Rumänen. Kritiker sehen darin eine "muslimische Invasion".

"Allah wirft Jesus raus", titelte etwa die rechte Boulevardzeitung "Libero", deren Herausgeber Vittorio Feltri aus Bergamo stammt. In seinem Leitartikel wettert er: "Der Tempel wurde den Hassern des Westens zugeschlagen."

Lega Nord will Verkauf stoppen

Besonders die Lega Nord, die Partei von Innenminister Matteo Salvini, wettert gegen den Verkauf und versucht seither alles, um die Übergabe zu stoppen. Auch der Regionalpräsident der Lombardei, Attilio Fontana (ebenfalls Lega), versprach den Kauf rückgängig machen zu wollen. Dabei soll von einem Gesetz aus dem Jahr 2004 Gebrauch gemacht werden, das ein Veto seitens lokaler Behörden zulässt, um Kulturstätten zu schützen.

"Die Kirche der Brüder von Bergamo, ein Symbol des Christentums, wird erhalten bleiben", hatte Fontana bereits Ende Oktober erklärt und dies Priester Velescu auch telefonisch zugesichert.

"Diskriminierung von Muslimen"

"Sie wollen den Verkauf nur rückgängig machen, weil ihnen der Käufer nicht gefällt", kontert dagegen der mitte-links ausgerichtete Bürgermeister Bergamos, Giorgio Gori (Demokratische Partei). Er sieht darin "eine sehr klare Form von Diskriminierung von Muslimen", aber er verstehe, dass die Krankenhauskapelle einen sentimentalen Wert für seine Bürger habe. Dort wären Neugeborene getauft und für die Patienten gebetet worden.

"Sensationelles Eigentor" für Lega Nord

Die ganze Sache sei aber ein "sensationelles Eigentor" der Lega Nord, so Gori. Denn diese habe mit ihrem "Anti-Moscheen-Gesetz" die Eröffnung von nicht-katholischen Gotteshäusern beinahe unmöglich gemacht. Einzige Ausnahme: es sei denn, sie werden an einem Ort eröffnet, der zuvor schon als Gotteshaus ausgewiesen war – wie eben jene Krankenhauskapelle, um die jetzt gezankt wird.

Für die Muslimen sei die Versteigerung eine einmalige Gelegenheit gewesen, führt Gori weiter aus: "Solange wir nicht jedem einen angemessenen Platz zum Beten zur Verfügung stellen, werden wir immer wieder solche Probleme haben."

"Wenn wir beten, wackelt der ganze Raum"

Seitens des Verband der Muslime von Bergamo wollte man sich gegenüber der dpa nicht zu der Causa äußern. In einem Interview mit der Regionalzeitung "Bergamo News" hatte Verbandssprecher Joussef Ait Abboudel aber ausgeführt, dass seine Gemeinde nach "mehr Autonomie, Stabilität und Würde" strebt.

Derzeit versammeln sich regelmäßig rund 400 Muslime in einer alten Lagerhalle unter einer Straßenbrücke – im Fastenmonat Ramadan sind es rund fünf Mal so viele. "Wenn wir beten, wackelt der ganze Raum wegen der Lkw, die über uns her fahren", klagt Abboudel.

"Hätten nie an Auktion teilnehmen sollen"

Mitgefühl für die Muslime ist bei Priester Velescu aber nicht zu erkennen: "Mit allem gehörigen Respekt, weil sie ja auch Menschen sind wie wir – das ist eine Kirche. Ich würde nie eine Moschee kaufen und sie in eine Kirche verwandeln. Aus brüderlicher Sicht hätten sie nie an der Auktion teilnehmen sollen", so der christliche Mann Gottes. (red)