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"Kleines Virus!" Kickboxer leugnete Corona bis zum Tod

Frederic Sinistra war ein Weltklasse-Kickboxer - und erlag dem Coronavirus. Bis zum Schluss leugnete er die Ernsthaftigkeit der Erkrankung.

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So kannte man ihn: Kickbox-Star Frédéric Sinistra.
So kannte man ihn: Kickbox-Star Frédéric Sinistra.
PIXSELL / EXPA / picturedesk.com

"Ich bin schon zu früh auf die Welt gekommen und werde bis zum Schluss wie ein Mann kämpfen." Kampfansagen wie diese findet man auf dem Instagram-Account von Frederic Sinistra zuhauf. Die meisten seiner Posts gehen darum, nicht aufzugeben, irgendwann ohne Reue zu sterben oder sich nicht von anderen blenden zu lassen.

Den letzten dieser Art setzte er am 13. Dezember ab: Er habe schon immer doppelt so hart arbeiten müssen wie viele andere. Das war wenige Tage vor seinem Tod. Denn der dreifache Kickbox-Weltmeister verlor den Kampf gegen seine Covid-Erkrankung, für die er sich Ende November zunächst nur auf Drängen seines Trainers ins Spital einweisen ließ – und dieses später auf Eigenregie wieder verließ, um sich zu Hause selbst zu kurieren.

Wut auf Video

Der Abgang aus dem Spital im belgischen Lüttich war die letzte Zuspitzung der radikalen Haltung des "Undertakers" gegenüber Corona. Das kleine Virus könne er selbst behandeln, so Sinistra. Gemäß belgischen Medienberichten hätte er die Worte Covid und Corona gar nicht erst ausgesprochen. In etlichen Videos richtete sich der als stärkster Mann Belgiens bekannte Sinistra an seine Anhängerinnen und Anhänger und kritisierte die Corona-Maßnahmen der belgischen Regierung.

Es geht um Vorwürfe der Doppelmoral, Tipps zu einer besseren logistischen Umsetzung und den Schutz der Kampfsport-Anlässe. Das letzte Video wurde am 24. November auf Facebook veröffentlicht: Hör- und sichtbar außer Atem auf einem Laufband setzte Sinistra zur Wutrede an. Mehr als zehn Minuten zog er über die jüngsten Corona-Verschärfungen in Belgien her. Er schrieb dazu: "Ich habe keine Zeit für Faulenzer."

Doku geplant, dann ins Spital

In seiner Karriere als Kickboxer gewann er drei Weltmeister- und vier Europameistertitel, zudem unzählige nationale Auszeichnungen. Mehr zu seinem einsamen Kampf, seinem Leben und seiner Gesinnung wollte Sinistra in einem Dok-Film über sich selbst preisgeben. Dies kündigte er Ende September via Social Media für das Jahr 2020 an. Auch diese Ansage untermauerte er mit einer pathetischen Caption: "Je höher Sie aufsteigen, desto mehr Feinde gibt es." Nur zwei Tage später folgte dann bereits ein erster Post aus dem Spital. Auf dem Bild zu sehen: Sinistra im Krankenbett – samt Atemhilfe in der Nase. Verschiedene Krankheiten hätten seine Lunge in Mitleidenschaft gezogen, kommentierte er in der Caption. Gut zwei Wochen danach verstarb er. Neben seiner Frau hinterließ er zwei Kinder: Tochter Celia und Sohn Diego – und unzählige Hunde-Welpen, für die er auf Facebook neue Familien suchte.

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    (Bild: GEPA-pictures.com)