Wien

Klima-Camp: Elf Aktivisten noch immer in Haft 

Elf Klima-Aktivisten sitzen nach der Räumung des Lobau-Camps in Haft. Das Umweltbüro Virus übt Kritik an "teils rechtswidrigen Baumfällungen".

Yvonne Mresch
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Das Klima-Camp der Lobautunnel- und Stadtstraßen-Gegner ist Geschichte. Die Polizei rückte an, es kam zu 48 Festnahmen. 
Das Klima-Camp der Lobautunnel- und Stadtstraßen-Gegner ist Geschichte. Die Polizei rückte an, es kam zu 48 Festnahmen. 
Foto: Lobau bleibt

Am 1. Februar rückten die Einsatzkräfte an und räumten das Klima-Protestcamp in der Hausfeldstraße (Wien-Donaustadt), es kam dabei zu 48 Festnahmen - "Heute" berichtete. Wie die Polizei berichtet, befinden sich elf Aktivisten weiterhin auf der Rossauer Lände in Gewahrsam. Dass auch ein 12-Jähriger darunter sei, stellte sich nun als Gerücht heraus. 

Die Klimaschutzorganisation "Extinction Rebellion" ruft nun in den sozialen Medien dazu auf, vor Ort auszuharren. Bereits nach der Demonstration vor der SPÖ-Zentrale ging es zur Mahnwache vor dem Gefängnis. "Kommt vorbei, bringt Essen, warme Getränke oder auch einfach euch selbst mit. Wir harren aus. Ihr seid nicht allein!", so der Tenor. Vor dem Gebäude versammelten sich bereits zahlreiche Aktivisten, die mit Schildern wie "Kriminell ist das System und fürs Klimaschützen muss sich keiner schämen", auf die Situation ihrer Kollegen aufmerksam machen. 

"Tragen den Protest in die Stadt hinein"

Die Klimaschützer geben trotz Räumung des Camps nicht klein bei. Sie wollen sich weiterhin gegen den Bau der Stadtstraße einsetzen. "Dieser Protest wird nicht beendet sein, weil die Pyramide abgerissen wurde", so Lucia Steinwender, Sprecherin von "LobauBleibt" und "System Change not Climate Change", im Gespräch mit der APA. Ihr Ziel: "Wir werden den Protest in die Stadt hineintragen." Auf konkrete Vorhaben wollte sie vorerst allerdings nicht eingehen. 

380 Bäume gefällt, tausend Neupflanzungen geplant

Die bereits länger angekündigte Räumung des Camps der Klima-Aktivisten wurde am 1. Februar durch die Polizei im Auftrag der Stadt Wien als Grundstückeigentümerin vollzogen. Bagger rissen die Holzpyramide ab und auch mit den Baumfällungen wurde bereits begonnen. In ganz Hirschstetten war die Motorsäge zu hören: Gefällt wurde unter anderem in der Süßenbrunnerstraße, der Hirschstettnerstraße, der Spargelfeldstraße, Am Friedhof, in der Quadenstraße, in der Emichgasse und bis zur Hausfeldstraße. 380 Bäume mussten weichen. 

Kritik am Vorgehen kommt indes von der Umweltorganisation Virus. Diese behauptet, die Baumfällungen seien zum Teil rechtswidrig gewesen. "Das war eine Hau-Ruck Aktion im Windschatten einer polizeilichen Räumung einer Protestversammlung. Der gerade bekämpfte UVP-Änderungsbescheid untersagt für bestimmte Bereiche aus ökologischen Gründen Baumfällungen während der Winterruhe also auch jetzt im Februar", sagt Sprecher Wolfgang Rehm und ergänzt: "Wir werden unsere Anwälte wegen der Rechtsverletzungen Klagen gegen die Stadt Wien prüfen lassen". 

Behörde widerspricht Aktivisten

Die zuständige Magistratsbehörde widerspricht: "Alle Baumentfernungen waren behördlich genehmigt", so Thomas Keller (Dienststellenleiter der MA 28 – Straßenverwaltung und Straßenbau). "Die gefällten Bäume wurden im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt." Im Gegenzug seien 1.000 Neupflanzungen im Bezirk geplant. Diese sollen im Siedlungsgebiet durchgeführt werden. Der zeitliche Rahmen hänge von der Entwicklung der jeweiligen Gebiete ab.

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