In seinem neuen Klima-Sachbuch "Europa im Schwitzkasten – In den Stürmen von Klimakrise und Weltpolitik" (Picus Verlag, 24 Euro) stellt der Wiener Autor Thomas Zehetner die Frage nach der künftigen internationalen Zusammenarbeit in den nächsten Jahrzehnten.
"Geht es in Richtung 'Mad Max', wo wir einander den letzten Tropfen Benzin abjagen, oder schaffen wir es wie in 'Star Trek', die Zusammenarbeit auf unserem Planeten zu stärken", so Zehetner im "Heute"-Gespräch.
"Bereits jetzt sehen wir wachsende Gefahren für unsere Sicherheit. In einer zwei oder drei Grad heißeren Welt wird die internationale Sicherheit radikal anders aussehen als heute", prophezeit der Autor und Europa-Experte, der früher als WWF-Sprecher, Politberater und Diplomat tätig war.
Als "Schwitzkasten" bezeichnet Zehetner die dreifache Abhängigkeit Europas in der Klimakrise: abhängig von Russland bei Gas, abhängig von China bei Rohstoffen und abhängig von den USA bei militärischer Sicherheit.
Daraus gelte es nun, die richtigen Lehren zu ziehen. Das heißt: Europa stärker und vor allem unabhängiger zu machen, fordert Zehetner in dem Buch.
Der aktuelle Wandel betreffe alle Lebensbereiche: "Für Europa geht es darum, sich im globalen Wettrennen an die Spitze zu setzen und von den neuen sozialen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu profitieren", sagt der Autor. Der Erfolg entscheidet sich aber nicht allein am "ob", sondern auch am "wie schnell".
Klimaschutz sei "keine Frage von Lifestyle": Politik dürfe "die Verantwortung nicht auslagern und ökologische Probleme auf die Bürger abwälzen", heißt es. "Wir werden die Welt nicht mit individuellem Verzicht retten, auch nicht mit ethischem Konsum", sagt Zehetner.
„Die Klimawende wird sozial gerecht sein – oder sie wird gar nicht sein.“Thomas ZehetnerAutor und Europa-Experte
Es gehe künftig vielmehr darum, "Strukturen für ein klimafreundliches Leben" zu schaffen, innerhalb derer sich die Menschen künftig gut bewegen können, fordert der Europa-Experte.
"Die Klimawende wird sozial gerecht sein – oder sie wird gar nicht sein", stellt Zehetner klar. Die Klimafrage könne demnach keinesfalls von sozialer Gerechtigkeit getrennt werden.
"Die sozialen Auswirkungen dürfen nicht vergessen werden, um die Zustimmung der Bevölkerung nicht zu verlieren. Wenn sich die Welt rundherum radikal verändert, muss sich auch die Politik verändern", so der Autor.
Die Klimakrise werde im Laufe des 21. Jahrhunderts zweifellos alle anderen Themen zunehmend überlagern. Umso dringlicher ist es, ihre Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit zu begreifen, heißt es.
Die Bekämpfung der Klimakrise falle zudem in eine Phase der Weltunordnung, in der sich der Wettbewerb zwischen verschiedenen Weltgegenden verschärft, wobei sich Europa zunehmend im Kreuzfeuer zwischen USA und China im Rennen um die globale Vormachtstellung befindet.