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Klimagipfel in Paris: CO2-Poker und hochgesteckte Ziele

Heute Redaktion
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Eine klare Kehrtwende und vorzeigbare Vereinbarungen hat sich die UNO für den aktuellen Klimagipfel in Paris auf die Fahnen geschrieben. Kurzfristiges Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad. Mittelfristig soll der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Die 195 teilnehmenden Länder - vor allem große Industrienationen wie China und die USA - zeigen mehr Bereitschaft zur Veränderung.

Eine klare Kehrtwende und vorzeigbare Vereinbarungen hat sich die UNO für den auf die Fahnen geschrieben. Kurzfristiges Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad. Mittelfristig soll der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Die 195 teilnehmenden Länder - vor allem große Industrienationen wie China und die USA - zeigen mehr Bereitschaft zur Veränderung.

150 Staats- und Regierungschefs aus 195 Ländern sind zum Auftakt des UNO-Gipfels, der seit Montag in Le Bourget bei Paris unter massiven Sicherheitsvorkehrungen tagt, dabei. Für Österreich nimmt Kanzler Werner Faymann am Gipfel teil.

Das sind die Ziele

Die EU-Staaten haben für die Klima-Verhandlungen eine langfristige Vorgabe für ein verbindliches Abkommen in den nächsten zwei Wochen in den Raum gestellt:

Bis zum Ende des Jahrhunderts soll der CO2-Ausstoß auf Null sinken.
Der Ausstoß von Treibhausgasen soll so reduziert werden , dass die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius begrenzt wird. 
In Paris geht es auch um eine Selbstverpflichtung der 195 Länder, regelmäßig über ihre Emissionen zu berichten und ihre Klimaziele  nach oben anzupassen. Alle 5 Jahre wollen die Europäer Bilanz ziehen.

Gastgeber Francois Hollande formulierte bei der Eröffnung am Montag des Gipfels drei Bedingungen:


Weniger als zwei Grad Erderwärmung bis zum Jahrhundertwende erreichen
Solidarität unter allen Ländern, also keines soll aussteigen aus der Vereinbarung, kein Land soll allein gelassen werden
Alle Technologien, die dem Ziel dienen, sollen allen Ländern zugänglich gemacht werden

Wenn weiter ungebremst Öl, Gas und Kohle verbrannt wird, könnte sich durch den CO2-Ausstoß die Erde um 3 bis 5 Grad erwärmen. Der Meeresspiegel würde weiter steigen - mit katastrophalen Stürmen, Überschwemmungen und Dürren.

China erstmals mit an Bord

Besonders China macht mit ihrem Bekenntnis zur einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes Mut. Die chinesische Wirtschaft gehört mit den USA zu den größten Klima-Sündern, die eine bindende Vereinbarung bisher torpedierten, etwa bei der letzten Klimakonferenz in Kopenhagen 2009. Inzwischen hat die östliche Großmacht aber eine Kehrtwende in der Klimapolitik vollzogen. Eine Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes wird von der Volksrepublik als einziger Weg gesehen, um die Smogbelastung in ihren Großstädten in den Griff zu bekommen. China will deshalb nun bindende Vorgaben, die alle fünf Jahre überprüft werden sollen.

Auch Russland hat sich zu einer bindenden Vereinbarung bereit erklärt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch alle anderen CO2-Sünder wie die USA, China, die Golfstaaten und Indien sich ausreichende Reduktionsziele setzen. 

Industriestaaten sagen Hilfen zu

Historisch haben vor allem große Industrienationen Emissionen in die Luft gepumpt. Indien erwartet hohe Klimazahlungen der großen Industriestaaten, die ihre wirtschaftliche Entwicklung durch jahrzehntelange Klimasünden erreicht haben - auch wenn Indien inzwischen ebenfalls zu einer Industrienation aufgestiegen ist. Mit umgerechnet rund 94 Milliarden Euro wollen die Industrieländer bis 2020 den Entwicklungs- und Schwellenländern unter die Arme greifen.

Mehr grüne Energie

Die EU macht sich vor allem für einen stärkeren Ausbau von erneuerbaren Energien stark. 20 Teilnehmerländer - allen voran die USA - haben sich bereits vorab zur Verdopplung der Investitionen in umweltfreundliche Technologien bis 2020 verpflichtet. Die beteiligten Staaten, zu denen unter anderem Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und Indien zählen, stellen laut US-Regierung schon jetzt 80 Prozent der weltweiten Mittel bei der grünen Technologien bereit.

Strittige Fragen


Kleine Inselstaaten wünschen sich eine neue Grundverpflichtung: Die Erdtemperatur soll bis 2100 um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter steigen. Die USA und andere Länder wehren sich, rechtsverbindliche Zusagen zu machen, aus Angst vor finanziellen Haftungen bzw. Entschädigungen.
Ein Streitpunkt ist neben der ungleichen Verteilung von Industrie- und Schwellenländern auch, ob das Auffangen und unterirdische Einlagern von CO2 eingerechnet werden darf.
Strittig ist auch, wie verbindlich die Vereinbarungen sein werden. US-Außenminister Kerry hatte in der "Financial Times" gesagt, die USA würden keine "rechtlich bindenden Klimaziele" unterschreiben, wie beim Kyoto-Protokoll 1997. Ärger sorgte das im Gastgeberland Frankreich, das auf Verbindlichkeiten drängt.