In den Großstädten unserer Erde vergrößern sich die Rattenpopulationen: Vor allem Weltstädte wie Washington D.C., New York City und Amsterdam sind betroffen, so eine Studie von US-Forscher Jonathan Richardson von der Universität Richmond.
Auch in Österreichs Städten, allen voran Wien, sind die Nager keine Seltenheit. Es werden sogar mehr. Die Innung der Kammerjäger (Landesinnung Wien der Chemischen Gewerbe) beobachtet "auf Basis von Rückmeldungen von Wiener Unternehmen eine über die letzten Jahre hindurch steigende Tendenz", so Landesinnungs-Geschäftsführer Elias Schröder auf "Heute"-Anfrage.
Eine "Schätzung zum Umfang der Rattenpopulation" in Wien sei allerdings "nicht seriös möglich". Es werde aber davon ausgegangen, "dass es mehr Ratten als Einwohner in Wien" gebe, so Schröder. Das heißt: In unserer Stadt tummeln sich mindestens zwei Millionen Ratten.
Zur Bekämpfung der Rattenplage hat die Stadt Wien die sogenannte "Rattenverordnung" erlassen, die Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention von Ratten regelt. Diese Verordnung verpflichtet Liegenschaftseigentümer, vorbeugende und bekämpfende Maßnahmen gegen Rattenbefall zu ergreifen.
Zu der Vorschrift gehöre die regelmäßige Kontrolle von Häusern "durch befugte Schädlingsbekämpfer". Damit habe Wien "im Vergleich zu anderen Großstädten ein wirksames und bewährtes Instrument" zur Bekämpfung und Prävention, so Schröder.
Im Durchschnitt ist Wien in den letzten 100 Jahren etwa 1,5 bis 2 Grad Celsius wärmer geworden. Diese Erwärmung spiegelt die globale Klimaerwärmung wider und hat erhebliche Auswirkungen auf das Klima und das Leben in der Stadt.
„Wir sehen diese Trends bei Ratten in Städten, die sich am schnellsten erwärmen.“Jonathan RichardsonBiologe an der Universität von Richmond.
Stadtratten sind in mehrfacher Hinsicht für die Menschen gefährlich: Sie verursachen nicht nur Sachschäden, sie können auch Krankheiten wie Salmonellen, Leptospirosen, das Streptobacillus moniliformis und Hanta-Viren verbreiten.
Forscher um Jonathan Richardson von der University of Richmond hatten in weltweit 16 Städten eine "Volkszählung" unter Ratten durchgeführt. Sie analysierten Beschwerden und Inspektionsdaten über zwölf Jahre.
Untersucht wurden Washington D.C., San Francisco, New York City, Oakland, Buffalo, Chicago, Boston, Kansas City, Cincinnati, Dallas, St. Louis, Louisville, New Orleans, Toronto, Amsterdam und Tokio.
Ergebnis: In der Hauptstadt Washington war der Zuwachs dreimal so hoch wie in Boston und 1,5-mal höher als in New York City. Nur Tokio, Louisville und New Orleans verzeichneten einen Rückgang.
Ratten müssen ihre Körpertemperatur regulieren und sind im Winter eingeschränkt. In nördlichen Städten schwankt die Population daher jahreszeitlich, in tropischen Städten kaum.
Durch den Klimawandel könnten auch vormals kühlere Städte im Winter zu Wärmeinseln werden. Diese verlängern die Nahrungssuche und Fortpflanzungszeit der Ratten und hinterlassen weniger erfrorene Nager – so wird das Wachstum der Populationen gefördert.
Weitere Ursachen sind die geringere Vegetationsdichte (34,3 Prozent): Die globalen urbanen Flächen sollen bis zum Jahr 2050 um 185 Prozent wachsen. Auch der Bevölkerungszuwachs (19,4 Prozent) soll in den kommenden 25 Jahren steigen – und zwar um 25 Prozent. Die Folge: Mehr Abfälle, mehr Ratten.
Um Plagen zu verhindern, müssten Städte "Ratten-unfreundlicher" werden: Nagetier-sichere Müllcontainer und die Beseitigung von Unterschlupfmöglichkeiten wie Sperrmüll seien notwendig, so die Forscher. Generell seien hohe Hygienestandards sehr förderlich – nicht nur in Bezug auf Ratten.