Als Klimaschutz-Ministerin befindet sich Leonore Gewessler (Grüne) nicht selten in einer groben Zwickmühle. Regelmäßig muss man zu wichtigen Terminen ins ferne Ausland reisen. Auf einen anderen Kontinent geht das praktisch nur mit dem Flugzeug, innereuropäisch aus Zeitgründen oft auch nur auf dem Luftweg.
CO2-Emissionen in Österreich um 6,4 Prozent gesunken >>
Zum Jahresende 2021 verkündete die Ministerin noch stolz auf Facebook, dass sie und ihr Team im abgelaufene Jahr "keinen einzigen Kilometer mit dem Flugzeug" zurückgelegt haben. Überall, wo möglich, reise das Klimaschutz-Kabinett klimafreundlich an, also mit Öffis statt dem Dienstauto "und auf längeren Strecken über Nacht mit dem Nightjet". Nach Brüssel, wo die Ministerin oft zum EU-Rat muss, gibt es immerhin bereits seit Jänner 2020 eine Nachtzug-Verbindung.
Trotzdem reiste die Ministerin 2022 und 2023 insgesamt acht Mal per Flugzeug in die belgische Hauptstadt, zeigt nun eine parlamentarische Anfragebeantwortung. Doch das war noch nicht alles: Neben diesen EU-Ratstreffen ging es auch per Privatjet des Bundeskanzleramts nach Abu Dhabi, zu einem Arbeitsgespräch ins 300 Kilometer entfernte Krakau, nach Paris, Luxemburg, Washington oder zur Klimakonferenz nach Sharm-el-Sheik (Ägypten).
Der daraus resultierende CO2-Ausstoß beläuft sich internen Berechnungen zufolge auf ganze 26,7 Tonnen. Zum Vergleich: Der CO2-Abdruck entspricht in etwa 5.700 Rindfleisch-Steaks zu je 300 g. Hoch war aber nicht nur der Preis für die Umwelt, sondern auch für den Steuerzahler. Die Insgesamt 22 Flugreisen seit März 2022 kosteten 29.330,67 Euro.
Freilich reist die Ministerin aber nicht allein. Mitarbeiter des Kabinetts, zuständig etwa für Medien und Kommunikation, saßen ebenso in den Fliegern. Das verursache dem Ressort zufolge weitere 80 Tonnen CO2 und Kosten in Höhe von 67.146,65 Euro – macht in Summe 106 Tonnen CO2 und 96.477,32 Euro.