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Klitschko bei Protesten mit Feuerlöscher attackiert

Heute Redaktion
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Am Sonntag kam es in Kiew bei Massenprotesten gegen die pro-russische Führung in der Ukraine zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Mittendrin war Vitali Klitschko, der selbst Opfer einer Attacke wurde.

Hunderte mit Holzknüppeln ausgerüstete und mit Masken vermummte Oppositionelle wollten eine Polizeiabsperrung durchbrechen und das Parlamentsgebäude stürmen. Mindestens zwei Menschen wurden verletzt. Der pro-westliche Oppositionspolitiker und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko wurde angegriffen, als er versuchte, die wütende Menge zu beruhigen, wie Medien berichteten. Demnach wurde Klitschko mit einem Feuerlöscher besprüht. Die Polizei setzte Blendgranaten und Tränengas ein.

100.000 Demonstranten

Die Demonstranten zündeten Feuerwerkskörper. Mindestens ein Polizeibus wurde beschädigt. Klitschko rief die jungen Demonstranten zur Ruhe und zu Verhandlungen mit der Polizei auf. Einige warfen Steine auf die Polizisten. Zahlreiche Demonstranten hatten kurz zuvor auf einer Massenkundgebung auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz ihren Unmut darüber gezeigt, dass die Opposition auch nach Wochen des Protestes keine Ergebnisse vorweisen könne. Bis zu 100.000 Menschen hatten gegen demokratische Rückschritte in der Ex-Sowjetrepublik demonstriert.

Gegen Ende der Kundgebungen warfen einige Demonstranten Steine und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte und versuchten, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und Einsatzbusse umzustoßen. Offenbar wollten sie zum Parlament ziehen. Mindestens ein Fahrzeug wurde in Brand gesetzt. Die Beamten setzten Tränengas und Schlagstöcke ein.

Buhrufe für Klitschko

Insbesondere gegen Klitschko gab es Buhrufe bei der Kundgebung. Er steht unter Beschuss, ohne Plan und unentschlossen zu handeln und die zersplitterte Opposition nicht einigen zu können. Der Boxer hatte sich immer wieder für einen friedlichen Machtwechsel in der Ex-Sowjetrepublik ausgesprochen. Nach Meinung von Beobachtern fordern aber vor allem jüngere Demonstranten rasche Veränderungen.

Neben Klitschko äußerte sich am Sonntag auch Arseni Jazenjuk, Chef der Partei der inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Er sprach dem Parlament jegliche Legitimität ab und verlangte die Gründung eines "Volksrats aus Politikern der Opposition".

Protest gegen Vermummungsverbot

Viele der europafreundlichen Demonstranten trugen Karnevalsmasken sowie Töpfe, Siebe oder Kartons auf dem Kopf, um die jüngst verschärften Sanktionen für vermummte Demonstranten lächerlich zu machen. Präsident Viktor Janukowitsch hatte am Freitag ein Gesetzespaket unterzeichnet, welches das Demonstrationsrecht beschneidet. Es sieht unter anderem Geldstrafen für Demonstranten vor, die sich mit Gesichtsmasken vermummen oder Helme tragen.

Für den nicht genehmigten Aufbau von Bühnen und Zelten auf öffentlichen Plätzen können 15 Tage Haft verhängt werden, bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen für die Blockade öffentlicher Gebäude. Außerdem hatte ein Gericht am Mittwoch ohne Angaben von Gründen entschieden, dass im Zentrum von Kiew bis zum 8. März nicht mehr demonstriert werden dürfe.

Der Maidan genannte Unabhängigkeitsplatz in Kiew ist seit November die zentrale Anlaufstelle für die Oppositionsanhänger. Sie protestieren gegen die Entscheidung von Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Der Präsident handelte dabei offenbar auf Druck Russlands, das ihm anschließend einen Milliardenkredit und einen Preisnachlass bei Gaslieferungen gewährte.

APA/red