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Klitschko will Regierungs-gebäude in Kiew belagern

Heute Redaktion
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In der Ukraine halten die pro-europäischen Regierungsgegner ihre Proteste gegen Präsident Viktor Janukowitsch aufrecht. Die Opposition um Boxweltmeister Witali Klitschko plant eine Belagerung mehrerer Regierungsgebäude in Kiew. Rund 5.000 Menschen hatten die ganze Nacht auf dem Unabhängigkeitsplatz (Majdan) ausgeharrt und Barrikaden errichtet.

Bei leichtem Regen und plus vier Grad Celsius wärmten sich die Janukowitsch-Gegner an kleineren Feuern. Jetzt wollen sie Verwaltungsgebäude, darunter das des ukrainischen Ministerrates, blockieren. Die Demonstranten fordern nicht nur den Rücktritt von Präsident Janukowitsch, sondern auch den von Ministerpräsident Nikolai Asarow.

Janukowitsch soll gehen

Am Sonntag hatten in der ukrainischen Hauptstadt eine halbe Million Menschen einen Westkurs ihres Landes gefordert. von Randalierern mit der Polizei.

EU und NATO für Deeskalation

Der für die Nachbarschaftspolitik zuständige EU-Kommissar Stefan Füle forderte einen sofortigen Dialog für eine friedliche Lösung. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen forderte von Regierung und regierungskritischen Demonstranten, auf Gewalt zu verzichten.

Bilanz von Sonntag

Sicherheitskräfte setzten am Sonntag massiv Tränengas und Blendgranaten ein. Dabei sind insgesamt 165 Menschen verletzt worden, darunter auch Journalisten. Fast 50 Sicherheitskräfte und zahlreiche Protestierer mussten in Kliniken behandelt werden. Mindestens 22 Menschen wurden festgenommen.

Zeltstadt wie zur Orangen Revolution

Klitschko rief die Menge auf, den Unabhängigkeitsplatz (Majdan) nicht zu räumen. Regierungsgegner errichteten dort eine Zeltstadt - wie bei der prowestlichen Orangenen Revolution 2004 mit der derzeit inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko als Gallionsfigur. Der Chef der rechtspopulistischen Partei Swoboda (Freiheit), Oleg Tjagnibok, kündigte einen landesweiten Generalstreik an.

Knüppel für Demonstranten

Parlamentspräsident Wladimir Rybak bot den Fraktionen einen Runden Tisch an. Mitglieder sowohl der Regierung als auch der Opposition sollten den brutalen Polizeieinsatz in der Nacht auf Samstag aufklären, bei dem eine Sondereinheit friedliche EU-Befürworter auf dem Majdan niedergeknüppelt hatte. Das Vorgehen hatte die Proteste noch angeheizt.

EU oder Russland?

Entzündet hatten sich die Demonstrationen daran, dass Präsident Janukowitsch auf dem EU-Gipfel zur Östlichen Partnerschaft die Unterschrift unter ein weitreichendes Abkommen mit der EU verweigert hatte. Davor hatte Russland dem Nachbarland mit massiven Handelssanktionen gedroht. Regierungschef Mikola (Mykola) Asarow verteidigte die Entscheidung, die Ukraine hätte große wirtschaftliche Verluste zu befürchten gehabt.

Ukraine ist gespalten

Auch in zahlreichen anderen Städten gab es Proteste, meist im proeuropäisch geprägten Westen. Im russischsprachigen Süden und Osten der Ukraine hingegen beriefen mehrere Gebietsparlamente für Montag außerordentliche Sitzungen ein. Dabei wollten sie Janukowitsch ihre Unterstützung aussprechen. Die ehemalige Sowjetrepublik ist in der Frage einer EU-Annäherung tief gespalten.