Verhandlungen abgebrochen

Knalleffekt bei Handels-KV – jetzt wird gestreikt

Nach den Warnstreiks ging es in Sachen Handels-Kollektivvertrag am Donnerstag zurück an den Verhandlungstisch. Doch die Situation war kompliziert.

Newsdesk Heute
Knalleffekt bei Handels-KV – jetzt wird gestreikt
Am Donnerstag gab es die bereits 5. Verhandlungsrunde im Handel. (Archivbild)
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Für die 430.000 Beschäftigten im Handel wurde es am Donnerstag wieder mal ernst: Unmittelbar vor dem langen, 2. Adventwochenende gingen die Verhandlungen zum neuen Kollektivvertrag in die bereits fünfte Runde. Erste Warnstreiks gab es bereits. Sollte nun wieder keine Einigung erzielt werden, waren richtige Streiks schon ab Freitag angekündigt.

Metaller, Sozialwirtschaft, öffentlicher Dienst und Co. einigten sich bereits auf Abschlüsse zwischen 8,6 und fast 10 Prozent Gehaltserhöhung. Seitens der Arbeitgeber wurden dem Handel zuletzt hingegen nur 6 Prozent offeriert – Grund seien die niedrigeren Gewinnmargen im Vergleich zu den produzierenden Betrieben. Die Gewerkschaften pochten hingegen auf eine volle Inflationsabgeltung von 9,4 Prozent.

Verhandlungen abgebrochen

Trotzdem gingen Beobachter von guten Chancen für eine Einigung aus. Seit 11 Uhr verhandelten Gewerkschaften und Wirtschaft, um 21 Uhr drangen schließlich erste Infos nach draußen: Laut handels-Obmann Rainer Trefelik wurde die Verhandlungsrunde abgebrochen. Am Freitag kommt es deswegen wohl zu Protesten und Streiks in mehreren Städten, auch am Samstag soll wieder gestreikt werden.

"Für einen Kompromiss braucht es immer zwei. Wir sind mehrmals einen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen, doch auf der anderen Seite gab es kaum Bewegung. Durch dieses starre Beharren hat die Gewerkschaft leider auch in der fünften Runde die Chance auf einen Abschluss vertan", wettert der Chefverhandler der Arbeitgeberseite.

Eine KV-Erhöhung, wie sie die Gewerkschaft fordert, sei für die Unternehmen "schlicht nicht leistbar". Als letztes Angebot standen demnach acht Prozent Gehaltserhöhung im Raum. "Die Gewerkschaft will offenbar lieber Kampfmaßnahmen statt Weihnachtsfrieden." Ausgerechnet am langen, verkaufsoffenen Wochenende um Maria Empfängnis drohen nun also starke Umsatzeinbußen – das könne langfristig Jobs kosten, warnte Trefelik.

"Schuss ins eigene Knie"

Naturgemäß ähnlich wie sein WKO-Kollege sieht es Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Wir bedauern sehr, dass in der fünften Runde der Kollektivvertragsverhandlungen wieder keine Einigung erzielt werden konnte. Leider hat die Gewerkschaft erneut keinerlei Kompromissbereitschaft gezeigt, sondern stur an Forderungen festgehalten, die unsere Betriebe unmöglich erfüllen können."

Von den angedrohten Streiks im Weihnachtsgeschäft profitiere ihm zufolge niemand. "Die Konsumenten werden beim Shoppen behindert, älteren Menschen wird die Nahversorgung erschwert, die Händler verlieren weitere Umsätze und auch die Arbeitnehmer gewinnen nichts, weil damit der Kuchen, den wir verteilen können, noch kleiner wird. Es profitieren nur die großen Onlinehändler aus Drittstatten. Die zahlen aber hierzulande kaum Steuern, bilden keine Lehrlinge aus und finanzieren auch nicht unsere Sozialtöpfe. In Wahrheit ist das ein Schuss ins Knie der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer"

Demo am Reumannplatz

"Während in vielen anderen Branchen zeitgleich Abschüsse über der Inflationsrate erzielt werden, blockieren die Arbeitgeber des Handels weiter. Linear 8 % anzubieten ist weder kreativ noch sozial. Ein Teilerfolg ist, dass die Einmalzahlung vom Tisch genommen wurde. Das aktuelle Angebot weit unter der Inflationsrate würde für hunderttausende Beschäftigte, darunter mehrheitlich Frauen, einen massiven Einkommensverlust bedeuten. Die Vorstellung mancher Arbeitgeber ist respektlos und lebensfremd", sagt die Verhandlungsleiterin der GPA, Helga Fichtinger.

Die Protest-Aktivitäten – im Vorhinein war von weiteren Streiks die Rede – werden nun in ganz Österreich fortgesetzt. Den Anfang machen am Freitag Demonstrationen in Wien (10 Uhr Reumannplatz) und Linz (11 Uhr Schillerplatz). Am Samstag folgen die weiteren Landeshauptstädte. Nähere Infos zu Streiks wurden auch zuletzt nicht im Vorhinein bekanntgegeben.

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    Am 1. Adventsamstag finden in ganz Österreich Warnstreiks im Handel statt.
    Am 1. Adventsamstag finden in ganz Österreich Warnstreiks im Handel statt.
    GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
    red
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