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Häftling filmt heimlich Videos im Gefängnis

Ein deutscher Häftling arbeitete aus der Zelle heraus fleißig an seiner Youtube-Karriere. Erst nach einer Woche wurde er erwischt.

Heute Redaktion
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"Ich kann nicht so laut reden, jederzeit könnte ein Bulle vor der Tür stehen – und Handys sind illegal", flüstert der Betreiber des "Knast Vlog" in die Kamera. Ganze 17 Videos hat der anonyme Sträfling, der vermummt aus seiner Gefängniszelle heraus seinen Vlog auf Youtube betrieb, erfolgreich veröffentlicht. Anonym postete er Clips mit einer Länge zwischen etwa zwei und zwölf Minuten und erreichte damit rund 40.000 Menschen. Bis er entdeckt und ihm das Smartphone weggenommen wurde.

Einblicke in den Gefängnisalltag

"Ich sitze seit fünf Jahren im geschlossenen Vollzug und habe noch etwa fünf Jahre vor mir. Dieser Kanal soll die zweite Hälfte meiner Haftstrafe dokumentieren. Es ist ein Versuch, die Vergangenheit selbstkritisch aufzuarbeiten, zu beleuchten und zu reflektieren. Die Gegenwart so gut es geht zu dokumentieren und einen realistischen Blick auf die Zukunft zu werfen", schreibt der Deutsche in seiner Kanal-Info. Gleich unter dem Motto: "Fuck the System!!!" – man beachte die ausufernde Verwendung von Rufzeichen.

Der junge Mann wolle versuchen, so schonungslos ehrlich zu sein, wie es ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten zustehe. Die Videos sollen nicht nur Motivation und Antrieb sein, sondern seinen Zuschauern auch tiefe Einblicke sowohl in die Persönlichkeitsstruktur eines Kriminellen gewähren. "Ich bin nicht stolz auf meine Taten, habe in meiner Jugend den Weg des schnellen Geldes gewählt."

Karriere-Ende und Disziplinarmaßnahmen

In seinen kurzen, mit einem illegal ins Gefängnis geschmuggelten Smartphone erstellten Filmen spricht der Video-Blogger über knastrelevante Themen wie Ehrlichkeit und Loyalität, Suizid, Pädophilie und Resozialisierung.

Mehr als eine Woche dauerte es, bis der Knast-Vlogger überführt wurde und Vollzugsbeamte sein Smartphone beschlagnahmen konnten. Neben dem plötzlichen Aus seiner Influencer-Karriere blühen dem aufstrebenden Youtube-Star Disziplinarmaßnahmen wie etwa der Verlust seiner Fernseh-Privilegien oder der Ausschluss aus gewissen Freizeitaktivitäten, bekräftigt Justizsprecher Alexander Klose.

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(Tilllate)