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Kohlmeisen töten Vögel und fressen deren Gehirn

Tödliche Konflikte zwischen Kohlmeisen und Trauerschnäppern nehmen zu. Forscher nennen den Klimawandel als möglichen Grund.

Heute Redaktion
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Jeden Frühling nehmen die schwarz-grauen Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) den langen Weg vom tropischen Afrika nach Nord- und Mitteleuropa auf sich, um hier ihren Nachwuchs auszubrüten. Dabei sind sie für ihre Nester auf Baumhöhlen oder Nistkästen angewiesen. Genauso wie die bekannten Kohlmeisen (Parus major). Kommt es zum Streit um einen Nistplatz, vertreiben Meisen die Trauerschnäpper oft nicht nur, sie töten sie und verspeisen deren Gehirn. Gruselig.

Während dieses Verhalten der Kohlmeisen an sich nichts Neues ist, tritt es in den letzten Jahren häufiger auf. Dies berichtet der Biologe Jelmer Samplonius, der für seine Doktorarbeit an der niederländischen Universität Groningen das Verhalten der Vögel studiert hat.

Sein Team fand in von Kohlmeisen belegten Nistkästen vermehrt tote Trauerschnäpper-Männchen. In manchen Jahren traf es fast jedes zehnte dieser Männchen. Ein Grund könnte die Klimaerwärmung sein, schreibt er im Fachblatt "Current Biology". Sie könnte für eine Verschiebung des Vogelzugs und der Nistzeiten verantwortlich sein.

Vorgezogene Migration

Üblicherweise brüten Meisen ihre Eier zwei Wochen vor den Trauerschnäppern aus. Inzwischen wird es aber in vielen Jahren deutlich früher warm, wodurch auch Insekten, die die Hauptnahrung der Trauerschnäpper bilden, früher auftreten. Die Trauerschnäpper haben ihre Migration deshalb in den letzten Jahren vorverschoben. In Jahren mit kalten Frühlingen, wenn die Kohlmeisen später zu brüten beginnen, kann es dann zum fatalen Aufeinandertreffen der beiden Vogelarten kommen.

Forscher erklären ihre Studie:

(Video: ScienceDirect)

Beobachtet wurde das Verhalten der Vögel in den niederländischen Waldgebieten Dwingelderveld und Drents-Friese Wold. Während Trauerschnäpper in der Luft agiler als Kohlmeisen sind und Luftkämpfe manchmal sogar gewinnen können, haben sie innerhalb einer Baumhöhle oder eines Nistkastens keine Chance. Kohlmeisen haben laut Samplonius sehr starke Krallen, packen die Trauerschnäpper und hacken auf deren Hinterköpfe ein, immer an derselben Stelle. Dass sie anschließend das Gehirn verspeisen, ist nicht weiter verwunderlich, da es sehr nährstoffreich ist und Meisen dafür bekannt sind, dass sie auch Fleisch mögen.

Bestand nicht gefährdet

Trotz dieser Konflikte fanden die Forscher aber keinen Rückgang der Trauerschnäpper-Population. Denn die Kohlmeisen erwischten meist schwächere Männchen, die wohl auch ohne Zutun der Meisen keinen Nachwuchs gezeugt hätten.

Für Samplonius zeigt die Studie aber zumindest eines deutlich. Dass es unerlässlich ist, die Veränderungen im Zeitplan verschiedener Tiere aufgrund des Klimawandels weiter zu studieren. Inklusive der – möglicherweise – tödlichen Konsequenzen.

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