Politik

Superbäume und warum die FPÖ jetzt Angst vor Gemüse hat

Macht die Werbung uns tatsächlich alle zu Vegetariern, wie die FPÖ behauptet? Hoch an der Zeit, dass Bäume endlich anfangen, CO2 wegzuatmen.

Christian Nusser
Wissen, was ist – eine Kolumne von Dr. Christian Nusser
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Helmut Graf, Grafik "Heute"

Angriff der Killertomaten! "Es gibt massive Bestrebungen, die Ernährung zu verändern und alle auf Gemüse umzustellen", sagt FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker im aktuellen „Profil“. "Schauen Sie sich doch die Werbespots an! Alle werben für Gemüse". Ein Blick auf die Bilanzen der Statistik Austria nährt diese Ängste freilich nicht. So Gemüse sind wird dann doch noch nicht.

Die Hälfte der Bevölkerung gibt an, den Fleischkonsum reduzieren zu wollen, aber das eigene Fleisch war bisher offenbar zu schwach dafür. Nur etwa 10 Prozent ernähren sich vegetarisch oder vegan. Es gibt zwar über die letzten zwei Jahrzehnte merkbare Rückgänge beim Fleischverzehr, der Pro-Kopf-Verbrauch tierischer Erzeugnisse (Fleisch, Milch, Eier, Fisch) ist aber 2022 Jahr sogar angestiegen.

Markt für bis zu 50 Milliarden Dollar

Der Konsum von Gemüse kletterte im Vorjahr von 116,4 Kilo auf 123,9 Kilo pro Kopf, gleichzeitig aßen wir aber weniger Obst. Wenn man allerdings wiederum Bier zu den Obst- und Gemüseprodukten zählt, dann fällt die Botschaft in einen fruchtbaren Schoß. Von 2021 auf 2022 stieg der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich von 103,6 Liter auf 109,6 Liter an. Zu dieser Art Gemüsekonsum haben die Bierzeltfeste der FPÖ sicher ihren Beitrag geleistet. Insofern stimmt die Hafenecker-These natürlich.

Superpower-Bäume Vielleicht ist es auch eher an der Zeit, sich nicht zu fragen, was die Natur für uns tun kann, sondern was wir für die Natur tun können. Etwa durch Forschung. In den USA boomen derzeit Start-ups für Superkraft-Pflanzen. Sie sollen Kohlendioxid "wegatmen", also der Luft entziehen können. Der Markt dafür soll bis 2030 auf bis 50 Milliarden Dollar anwachsen, weil immer mehr Unternehmen klimaneutral werden wollen (oder müssen). Das ist nur über den Ankauf von CO2-Zertifikaten erreichbar. Und die sollen die Hüter der Superkraft-Pflanzen ausstellen.

Leonardo und die Pappeln Eine ganze Reihe von Unternehmen und Unis, vorrangig in den USA, aber auch in Großbritannien, liefern sich derzeit einen diesbezüglichen Forschungs-Wettlauf. Die Bio-Tech Firma "Living Carbon" setzt dabei auf Pappeln, sie wachsen schnell, sind gut erforscht, ihr Holz ist seit langem in Verwendung. Leonardo da Vinci malte seine Mona Lisa auf dünnes Pappelholz.

Genschere In die Genetik der Baumsamen wurde so eingegriffen, dass sie die Photosynthese im Eiltempo absolvieren. Im Gewächshaus-Versuch konnten die "Turbo-Pappeln" bis zu 27 Prozent mehr CO2 binden. In Europa, insbesondere in Österreich, ist das Verfahren wild umstritten. In den USA konnte die Forschung dagegen zügig zu Werke gehen. Die Regulatoren befanden, das die aufgepäppelten Pappeln nicht als genetisch manipuliert klassifiziert werden müssen. Es bestehe keine Gefahr, dass eine invasive Form entstehe.

Nun beginnen die ersten Freilandtests. Auf einem Feld in Oregon werden im Frühjahr 2024 rund 4 Millionen Bäume gesetzt, berichtet der "Guardian". "Living Carbon" setzt darauf, dass CO2 auch in Bauholz und Sperrholz gespeichert wird, und so die Lebensdauer der Pappeln von bis zu 200 Jahre überdauert.

Dann, wenn wir wegen der vielen Werbespots längst alle auf Gemüse umgestellt sind.

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