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Unwetter ohne Ende – kommt jetzt neue Umwelt-Klausel?

Erneut zerstörte Hochwasser in Österreich zahlreiche Existenzen. Nun wird erneut über eine verpflichtende Naturkatastrophenversicherung debattiert. 

Michael Rauhofer-Redl
Viele Gebäude sind bei Hochwasser "unterversichert" – die Versicherung muss dabei nicht für den gesamten Schaden aufkommen. 
Viele Gebäude sind bei Hochwasser "unterversichert" – die Versicherung muss dabei nicht für den gesamten Schaden aufkommen. 
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

Speziell im Süden der Landes müssen nach den verheerenden Unwettern des vergangenen Wochenendes noch immer viele Wunden geleckt werden. Einer der am schlimmsten betroffenen Bezirke ist Völkermarkt. Das Ö1 Morgenjournal wagte am Mittwoch einen Lokalaugenschein. Und dieser zeigt, dass das Unwetter zwar vorübergezogen ist, die Schäden aber bleiben. Nach wie vor dürfen viele Menschen (noch) nicht zurück in ihre Häuser. Aktuell gebe es noch 230 Evakuierungen. Diese gestalten sich mitunter schwierig, verständlicherweise wollen die Menschen nämlich zurück in ihre Häuser. 

In der Steiermark laufen die Aufräumarbeiten. In der Gemeinde Heimschuh wurden rund 30 Häuser beschädigt. Alleinerzieherin Natalie berichtet dem ORF-Radio, dass sie die Unwetter schwer getroffen haben. "Die Möbel sind alle kaputt, die kann ich neu kaufen", schildert sie. Und: "Wir dürfen jetzt drei bis vier Monate nicht hinein". Ihre Kinder habe sie bei ihren Eltern untergebracht. Sie hofft, dass die Versicherung für die Schäden aufkommt, "sonst schaut es schlimm aus für mich". 

"Alleine schaffe ich das niemals"

Auf die Versicherung hoffen viele. "Alleine schaffe ich das niemals, ich habe hier mein ganzes Leben hineingesteckt", und nun falle alles zusammen wie ein Kartenhaus, berichtet ein Betroffener. In Kärnten könne man bei den Gemeinden direkt um Soforthilfe anfragen. Dort werden gedeckelte Beträge – etwa 1.000 Euro bei 10.000 Euro Schaden, 3.000 Euro bei Katastrophenschäden bis 30.000 Euro, 5.000 Euro bei 50.000 Euro Schaden und darüber hinaus 10.000 Euro – ausbezahlt. 

Ob die Versicherung darüber hinaus für die Schäden aufkommt, hängt im Einzelfall vom genauen Versicherungsschutz ab. Grundsätzlich haftet für die Schäden am Gebäude die Eigenheimversicherung, für den Hausrat die Haushaltsversicherung. Die Haftungshöhe ist bei den meisten Verträgen beschränkt. Bei Hochwasser besteht in vielen Fällen eine Unterversicherung. Laut Angaben der "Wiener Städtischen" haben drei Viertel aller Gebäude nur eine Hochwasserversicherung bis 20.000 Euro. 

Zu diesem Thema war auch Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes (VVO). Er spricht von einer "herausfordernden Zeit" für die Versicherungen. Es gelte, den Kundinnen und Kunden zu helfen, vor Ort präsent zu sein und die Schäden rasch zu begleichen. Wie hoch der Schaden insgesamt ausgefallen ist, ist schwer zu beziffern. Eltner geht allerdings von einem dreistelligen Millionenbetrag aus. 

Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes (VVO), kann sich eine verpflichtende Katastrophenversicherung vorstellen.
Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes (VVO), kann sich eine verpflichtende Katastrophenversicherung vorstellen.
Kurt Patzak/VVO / OTS

Kommt verpflichtende Versicherung?

Für Betroffene sei zunächst wichtig, sich nicht in Gefahr zu bringen und abzuwarten, bis das Wasser zurückgeht und das Gebäude ohne Gefahr betreten werden kann. Dann sei die Situation mittels Fotos zu dokumentieren und an die Versicherung zu melden. Zur Frage der Unterversicherung erklärt Eltner, dass es im Einzelfall passieren könne, dass nicht alle Schäden gedeckt sind. 

Es gebe Versicherungsmodelle, die den gesamten Wert eines Hauses absichern, so der Experte. Diesen Deckungswunsch müsse man der Versicherung klar kommunizieren. Ö1-Journalist Rainer Hazivar kommt angesichts der jüngsten Ereignisse auf eine Diskussion bezüglich einer verpflichtenden Katastrophenversicherung zu sprechen. Das sei vergleichbar mit einer Haftpflichtversicherung beim Auto. "Warum gibt es das noch immer nicht?", wollte der Journalist wissen. 

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    Ein Black Hawk fliegt für die Kärntner KELAG-Stromaggregate.
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    Arno Melicharek/Bundesheer

    Die Versicherungswirtschaft bemühe sich seit dem sogenannten "Jahrhunderthochwasser" 2002 eine entsprechende Versicherungslösung anbieten zu können, bei der alle Naturgefahrenschäden versichert sind. Dafür bedürfe es aber einer gesetzlichen Anpassung. Die aktuellen Regelungen seien dafür nicht geeignet, so Eltner. Das Thema sei schon mehreren Bundesregierungen angetragen worden, gekümmert habe sich keine darum. Die aktuelle Diskussion würde man sich ersparen, wenn es eine flächendeckende Naturkatastrophenversicherung gebe. Das sei nicht teuer, so Eltner, denn dann sei entsprechend hohe Anzahl an Versicherten vorhanden, die Prämien einzahlt. 

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      Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com