Spieletest

"Kona II: Brume" – zum Fürchten ist nicht nur die Story

Das Horror-Game "Kona" hatte uns im Jahr 2016 begeistert. Nun gruselt uns der Nachfolger "Kona II: Brume" – positiv, aber auch negativ.

Rene Findenig
"Kona II: Brume" – zum Fürchten ist nicht nur die Story
Auch "Kona II: Brume" tischt uns eine spannende Geschichte in einem eiskalten Setting auf.
Parabole

"Kona" war im Jahr 2016 zwar nicht das größte AAA-Horror-Game, sprach aber Genre-Fans dennoch an. Es bot ein unverwechselbares Schnee-Setting, beeindruckte mit historischen Details, vermittelte eine atemberaubende Grusel-Atmosphäre und bot eine dezente, aber umso mysteriöser gestaltete Geschichte. Dazu gab es aber einige Macken und wie Ladezeiten mitten im Geschehen, unsichtbare Wände in der Spielwelt oder manchmal einfach beliebig eingeblendeten Texte, die den Spielfluss störten. Rund sieben Jahre später bringen Entwickler Parabole und Publisher Ravenscourt nun den Nachfolger "Kona II: Brume" für PC, PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie die Nintendo Switch auf den Markt. In Sachen Game-Handlung von "Kona II: Brume" ist übrigens echt wenig Zeit seit dem Vorgänger vergangen. 

Der Erstling versetzte uns in der Rolle eines Privatdetektivs noch ins Nordkanada des Jahres 1970. Dort galt es inmitten eines Schneesturms nahe dem Atâmipêk-See nicht nur einen Mord aufzuklären, sondern auch die Eiseskälte zu überleben und dabei Mysterien rund um Ort und Natur aufzuklären. Auch "Kona II: Brume" lässt euch in die Haut des Privatdetektivs Carl Faubert schlüpfen, der ein Händchen dafür zu haben scheint, in gefährliche und unheimliche Situationen zu geraten. So geht es auch im neuen Teil des Survival-Adventures in der Ego-Perspektive nach Kanada – konkret in den Norden der Region Quebec und in die Nähe des ersten Teils. Wissen muss man vom Vorgänger aber nichts, denn Teil 2 setzt zwar direkt nach dem Ende des Vorgängers an, nimmt aber bei der Handlung wenig bis keinen Bezug darauf.

Die Story ist gruselig, das Gameplay aber auch

Die Handlung wäre eigentlich so richtig gruselig angelegt. So legt sich ein dichter Nebel, der titelgebende "Brume", über genau jenes Bergbaudorf, in dem wir nach den Auftaktgeschehnissen landen und das in der Folge von der Außenwelt abgeschnitten wird. Der Spielstart wirft aber selbst bei Fans des ersten Teils Fragen auf, denn unser Protagonist wird von Unbekannten attackiert und kann diesen nur knapp entkommen. Woher diese Angreifer kommen, erschließt sich nicht ganz. Egal, denn schnell freundet man sich mit der atmosphärisch gestalteten Bergbaustadt an, in der nur einige Arbeiter wohnen und rundum die Wildtiere im Nebel dem Wahnsinn zu verfallen scheinen. Und bald kehren bei unserem Protagonisten schreckliche Halluzinationen und bei Pflanzen in der Umgebung grauenhafte Mutationen zurück. 

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    "Kona" war im Jahr 2016 zwar nicht das größte AAA-Horror-Game, <a rel="nofollow" href="https://www.heute.at/s/kona-im-test-bis-das-blut-in-den-adern-gefriert-13984083">sprach aber Genre-Fans dennoch an</a>. Es bot ein unverwechselbares Schnee-Setting, beeindruckte mit ...
    "Kona" war im Jahr 2016 zwar nicht das größte AAA-Horror-Game, sprach aber Genre-Fans dennoch an. Es bot ein unverwechselbares Schnee-Setting, beeindruckte mit ...
    Parabole

    Bei der Erzählung der Handlung haben die Macher dazugelernt. So wird die Story weniger gehetzt an den Spieler gebracht, wobei sich dieses Mal ein Mix aus spannungsgeladenen Phasen und ruhigen Momenten ergibt, der gut gefällt. Viel können und wollen wir allerdings von den Geschehnissen nicht verraten, denn damit wäre der größte Pluspunkt des Spiels auch schon dahin. Nur soviel: Die Handlung gruselt zum Teil ordentlich – das Gameplay leider phasenweise auch. Der pure Horror sind teilweise die "Tipps" und "Anleitungen", die das Spiel einem gibt. "Kona II: Brume" funktioniert nämlich so: Unser Protagonist hält seine Erlebnisse in einem Notizbuch fest, was automatisch passiert, wenn wir gerade den richtigen Schauplatz, das korrekte Item oder de gesuchte Person gefunden haben. Wie es weiter geht, ist aber ein Rätsel.

    Wer etwas sucht, ist manchmal auf verlorenem Posten

    Weiß man an einer Stelle nämlich gerade nicht weiter, etwa wie man in ein bestimmtes Gebäude gelangen soll, in dem sich das gesuchte Objekt befindet, fühlt man sich vom Notizbuch regelrecht verarscht. Dort steht nämlich zu lesen, dass man das gesuchte Item eben in dem Gebäude findet, an dessen Eindringen man gerade scheitert. Die Notizbuch-Lösung wäre eigentlich interessant, wurde aber zu unlogisch umgesetzt. So funktioniert das Schreiben der Notizen in jedem Spielabschnitt automatisch, die dazu passenden Bilder müssen wir aber manuell mit unserer Kamera schießen – wissen dabei aber so gut wie nie, was wir eigentlich knipsen sollen. Wer denkt, dass die nächste Leiche ein Beweisfoto im Notizbuch wert wäre, kann auch schon mal daneben liegen – weil das Foto eines unwichtigen Details verlangt war.

    Gerade, wer alle Sammel-Objekte in einem Game absolvieren will, wird durch diese Mechanik schnell gefrustet werden. Zum eigentlichen Fortkommen im Spiel sind die Beweisfotos aber nicht notwendig, sondern nur die Notizen, die automatisch angelegt werden, sobald wir die richtigen Schauplätze und Objekte gefunden haben. Das Fehlen von besseren Notiz-Hinweisen auf das nächste Missionsziel ist aber dennoch ärgerlich, denn auch Objekt-Marker oder andere Anhaltspunkte darauf, wohin man gerade muss, gibt es in "Kona II: Brume" nicht. Vielfach bleibt da dann nur noch das minutenlange Herumrennen in der zum Glück nicht riesig großen Spielwelt – oder eben der Blick in einen Walkthrough-Guide. Auch der neue Teil begrenzt dafür die Spielwelt künstlich, bietet aber zumindest etwas mehr Erkundungsfreiraum durch alternative Wege.

    Simple Rätsel und solide Überlebensmechaniken

    Während es in der Schneelandschaft immer wieder Kämpfe und sammelbare Items gibt, sind Innenräume meist mit kleinen Rätsel-Elementen versehen. So muss man etwa versteckte Schlüssel finden oder Codes lösen. Beides fällt in der Regel so simpel aus, dass man kaum Zeit damit verbringt, überhaupt über das Rätsel nachdenken zu müssen, und lässt sich auch mit keinem der drei Schwierigkeitsgrade verkomplizieren. Bei den Überlebensmechaniken wiederum verlässt man sich stark auf den Vorgänger, die zeigten sich aber auch damals recht solide. So muss man jederzeit Munition, Batterien für die Lampe und die gesuchten Items im Auge behalten, während Nebel und Eis an der Lebensenergie unseres Protagonisten nagen. Zumindest in den beiden niedrigeren Schwierigkeitsgraden gibt es aber kaum Probleme, dass Munition oder Batterien ausgehen. 

    Schade ist, dass man bereits nach einem Kampf oder nach einem Aufenthalt im Freien alle Survival-Mechaniken des Spiels kennt und sich die Entwickler nicht über weitere Fortschritte im Spielverlauf Gedanken gemacht haben. So wird immer gleich gekämpft, immer gleich nach Items gesucht und immer gleich möglichst schnell der Gefahrenbereich verlassen. Das mag nun alles hart klingen, durch eine sich langsam entwickelnde und spannende Story werden Horror-Fans aber dennoch gut unterhalten. Auch "Kona II: Brume" beunruhigt wie der Vorgänger, die Musik lässt schaudern und man findet auch wieder eine tolle Umsetzung der gruseligen Atmosphäre vor, die sich von Anfang bis Ende spannend gestaltet. Auch die Sturm-Effekte im dichten Schnee-Treiben sind wieder beeindruckend, fast spürt man die eisigen Winde durch den Monitor.

    "Kona II: Brume" – zum Fürchten ist nicht nur die Story

    Was schließlich eins zu eins vom Vorgänger übernommen wurde und auch heute noch toll funktioniert: Gut gefällt, dass KONA ohne viel Ablenkungen auskommt und dem Spieler nicht gezwungen viele Inhalte krampfhaft hinwerfen will. Der Spieler sammelt, was er für nützlich hält, die Karte der Spielwelt zeigt nur entdeckte Orte und keine überbordenden Nebenschauplätze an und das Item-System zeigt sich simpel statt überfordernd. Objekte, mit denen interagiert werden kann, verfügen über einen Marker, garniert wird das alles mit übernatürlichen Visionen. Technisch ist das alles auch recht sauber umgesetzt. Die Grafik des neuen Videospiels ist zwar nicht auf Hochglanz-Niveau, dafür läuft das Teil aber auch auf allen Gaming-Plattformen inklusive der Nintendo Switch flüssig und ohne grafische Bugs. Sehr sauber!

    "Kona II: Brume" ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stehen veraltete oder langweilige Gaming-Mechaniken. So reizen die Rätsel kaum, die künstliche Begrenzung der Spielwelt wirkt seltsam und die Notizbuch-Mechanik würde soviel mehr Potential bieten, scheint aber nicht zu Ende gedacht zu sein. Auf der anderen Seite wiederum glänzt das Horror-Game mit einer unheimlichen Atmosphäre, einer solide umgesetzten Geschichte und einer sauber umgesetzten Technik. Da bleibt letztlich ein Game übrig, das Horror-Liebhaber und vor allem Fans des vorigen Teils interessieren könnte. Viele andere, die sich aber ein anspruchsvolles Gameplay erwarten, werden eher diesen Eindruck haben: "Kone II: Brume" gruselt nicht nur mit seiner Story, sondern auch mit einigen nicht zu Ende gedachten Gameplay-Mechaniken. 

    rfi
    Akt.