Bei den Metallern spitzt sich die Lage zu. Nach dem Scheitern der sechsten Verhandlungsrunde für einen neuen Kollektivvertrag (KV) am späten Montagabend ist Dienstagfrüh eine große Streikwelle angelaufen. Erstmals seit 2018 wird in der Metallindustrie gestreikt - rund 200 Betriebe beteiligen sich bis Freitag an der Arbeitsniederlegung, 130.000 Beschäftigte dürften sich beteiligen. Eine Ausweitung der Streiks könnte etappenweise erfolgen, stellte Arbeitnehmer-Chefverhandler Reinhold Binder (Pro-Ge) in den Raum.
Die Arbeitgeber zeigen wenig verwunderlich keinerlei Verständnis für die Maßnahme. Industrie-Chefverhandler Christian Knill macht klar: "Dem Streik werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln entgegentreten." In Richtung der Mitarbeiter warnt er: Ein Streik sei eine Arbeitsniederlegung - aber: Jede Form von unzulässiger Behinderung oder Blockade werde zur Anzeige gebracht.
„Besser Streik als zu hoher Lohnabschluss“Christian KnillArbeitgeber-Chefverhandler
Die Streiks seien "unverhältnismäßig", so Knill. Aber man habe von Anfang an gesagt: "Wir fürchten uns nicht vor Streiks." Vielmehr sei vielen Unternehmern ein Streik lieber als ein zu hoher Lohnabschluss, so Knill im "Ö-Mittagsjournal".
Die Gewerkschaft hat aber bereits klargestellt, dass es für alle streikenden Gewerkschaftsmitglieder Geld aus dem mysteriösen Streikfonds des Gewerkschaftsbundes gibt - mysteriös deshalb, weil aus der Dotierung des Streikfonds ein Staatsgeheimnis gemacht wird, um die Schlagkraft der Arbeitnehmervertreter geheim zu halten. Dennoch: Die Höhe der Entschädigung ist davon abhängig, wie lange man schon bei der Gewerkschaft ist. Und dürfte geringer ausfallen als der reguläre Lohn.
Die Gewerkschaft fordert ein Lohnplus von 11,6 %. Das sei angesichts der massiven Teuerung und den in der Vergangenheit guten Geschäften der Unternehmen nur fair. "Ein Teuerungsausgleich ist das Mindeste", so Binder. Zugrunde liegt hier die rollierende Inflation (Durchschnitt von September 2022 bis September 2023) von 9,6 %.
Das Angebot der Arbeitgeber beläuft sich laut eigenen Angaben auf durchschnittlich 8,2 % mehr Lohn und Gehalt. Es setzt sich zusammen aus einer nachhaltigen Erhöhung von im Schnitt 6 % sowie einer steuerbefreiten Einmalzahlung von 1.200 Euro.
Einen neuen Verhandlungstermin gibt es noch nicht. "Wir sind jederzeit bereit", sagt Arbeitgebervertreter Knill. Gewerkschafter Binder nannte Samstag als frühesten Tag, an dem man weiterreden könne.