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Kosovo-Premier lässt aufhorchen: "Alles war geplant"

Die Situation im Kosovo bleibt kritisch. Der kosovarische Premier erhebt schwere Vorwürfe gegen Serbien und spricht von einer "geplanten Eskalation".

Nicolas Kubrak
Seit Beginn der Woche nimmt die Gewalt-Spirale im Nordkosovo wieder an Fahrt auf.
Seit Beginn der Woche nimmt die Gewalt-Spirale im Nordkosovo wieder an Fahrt auf.
- / AFP / picturedesk.com

Seit Anfang der Woche spitzt sich die Lage in der Konflikt-Zone Nordkosovo wieder zu. Am Montag versuchten ethnische Serben im Norden des Landes, die Kontrolle über ein örtliches Regierungsgebäude zu übernehmen. So wollten sie gegen die Ergebnisse der Kommunalwahlen demonstrieren. Daraufhin kam es zu brutalen Zusammenstößen mit der Nato-Formation KFOR, bei der mehrere Uniformierte aus Italien und Ungarn Knochenbrüche und Verletzungen erlitten.

Am Freitagabend schätzte der ehemalige EU-Sonderbeauftragte für den Kosovo, Wolfgang Petritsch, die aktuelle Lage folgendermaßen ein: Die Situation sei "sehr beunruhigend", so Petritsch, "der unmittelbare Anlass" sei die eine Seite, die Länge des Konflikts ohne Lösung sei aber "das eigentlich Bedauerliche". Zwar sehe der Experte nicht, dass sich dort ein Krieg wie in der Ukraine bilden könne, sehr wohl aber einen "Nebenschauplatz, der ganz unangenehm werden kann".

"Eskalation war geplant"

Der kosovarische Ministerpräsident, Albin Kurti, hat eine Vermutung, wieso die Gewalt-Spirale in den vergangen Tagen an Fahrt aufgenommen hat: "Die Eskalation am 29. Mai war geplant, gut organisiert und hatte einen Urheber", sagte er am Freitag im Parlament. Dieser Urheber sei der Nachbar: Serbien habe "kriminelle Gruppen" mobilisiert, welche die Zusammenstöße provoziert hätten, sagte Kurti. Viele Kosovo--Serben seien "gezwungen" worden, in den Angriffen als "menschliche Schutzschilde" zu dienen. 

Am Rande des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Moldau schlugen Deutschland und Frankreich am Donnerstag vor, zur Beruhigung der Lage Neuwahlen in vier mehrheitlich serbischen Gemeinden durchzuführen. Auch der US-Außenminister, Anthony Blinken, appellierte an die Spitzen des Kosovo und Serbien, die Lage sofort zu deeskalieren. 

Vucic will Kompromiss finden

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic zeigte sich zuversichtlich, eine Lösung mit dem Kosovo zu finden. "Wir wollen einen Kompromiss finden“, sagte er im Interview mit dem Fernsehsender Phoenix. Er sei optimistisch, "die Situation zu deeskalieren“.

Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120.000 Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden des Landes.

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