Ukraine

Kreml droht jetzt, ganz Europa das Gas abzudrehen

Neue Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg: Im russischen Staatsfernsehen droht der Kreml mit einem Gas-Lieferstopp durch Nord Stream 1 nach Europa.

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Nord-Stream-1-Rohre im deutschen Mecklenburg-Vorpommern – der Kreml will Europa das Gas abdrehen.
Nord-Stream-1-Rohre im deutschen Mecklenburg-Vorpommern – der Kreml will Europa das Gas abdrehen.
Stefan Sauer / dpa / picturedesk.com

Bisher wurde unvermindert viel Gas von Russland über die Pipeline Nord Stream 1 nach Europa gepumpt. Doch nun droht Russland erstmals seit Ausbruch des Ukraine-Krieges offen damit, einen Gas-Lieferstopp zu verhängen. Im russischen Staatsfernsehen sagte Vize-Regierungschef Alexander Nowak am Montag: "Wir haben das volle Recht, eine 'spiegelgerechte' Entscheidung zu treffen und ein Embargo zu erlassen auf die Durchleitung des Gases durch die Pipeline Nord Stream 1, die heute maximal mit 100 Prozent ausgelastet ist."

Dabei handelt es sich um eine direkte Reaktion auf die Pläne der USA, Ölimporte aus Russland zu stoppen. Auch in der Europäischen Union gibt es aktuell solche Überlegungen, konkret sind diese aber keinesfalls, denn Europa ist extrem abhängig vom russischen Gas, ebenso wie vom Öl. Die EU bezieht nach offiziellen Angaben rund 33 Prozent seines Öls aus Russland, beim Erdgas sind es gar 45 und bei Kohle 50 Prozent. Bei einem Treffen der Staats- und Regierungs-Chefs am Donnerstag und Freitag in Versailles soll darüber beraten werden, wie die EU unabhängiger von Russen-Energie wird.

Nowak äußerte sich zu dem Gas-Stopp auch mit Blick auf die gestoppte Leitung Nord Stream 2, deren Inbetriebnahme Russland anstrebt. "Aber noch treffen wir diese Entscheidung nicht. Niemand gewinnt dabei", sagte Nowak. Allerdings sehe sich Russland inzwischen durch die europäischen Politiker und ihre Anschuldigungen in diese Richtung gestoßen, hieß es. Die deutsche Bundesregierung hatte die umstrittene Pipeline gestoppt, nachdem Russland am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert war.

Russland verfolge die Äußerungen westlicher Politiker, die sich von russischem Gas und Öl lösen wollten, meinte Nowak. Die EU-Politiker würden durch ihre Handlungen die Energiepreise inzwischen überhitzen. Indes machen Gerücte die Runde, Russland versuche nach Informationen des US-Verteidigungsministeriums, Syrer für den Angriffskrieg in der Ukraine zu rekrutieren. "Wir können Berichte bestätigen, wonach die Russen versuchen, ihre Kämpfer mit ausländischen Kämpfern zu ergänzen», sagte ein hochrangiger Ministeriumsmitarbeiter am Montag in einem Telefonbriefing mit Journalisten. 

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    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com