Wintersport

Kriechmayr: "Der Großteil spielt sich in der Birne ab"

Vincent Kriechmayr ist Österreichs heißestes Eisen in Kitzbühel. Im Interview spricht der ÖSV-Star über volle Hosen, Sauna und Whatsapp.

Erich Elsigan
Vincent Kriechmayr ist fokussiert.
Vincent Kriechmayr ist fokussiert.
GEPA

"Heute": Herr Kriechmayr, Sie bestreiten am Freitag Ihre elfte Streif-Abfahrt. Sind Sie noch nervös?

Vincent Kriechmayr: "Beim ersten Mal hatte ich die Hosen voll, es war unglaublich speziell. Mittlerweile ist nicht mehr so ein Nervenkitzel da. Vor allem in den Trainingsläufen."

Sie heben sich das Risiko für die Rennen auf?

"Es geht um den Flow. Zu wissen, man ist der Chef auf der Piste, beherrscht die Strecke. Der Großteil passiert in der Birne. Spätestens am Start merkt man, ob man bereit ist."

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    Endlich Winter-Feeling in Kitzbühel! Zwei Tage vor den Hahnenkammrennen zuckert eine Neuschnee-Schicht die bis dahin grüne Gamsstadt an.
    Endlich Winter-Feeling in Kitzbühel! Zwei Tage vor den Hahnenkammrennen zuckert eine Neuschnee-Schicht die bis dahin grüne Gamsstadt an.
    Heute

    Wie haben Sie als Kind die Hahnenkamm-Rennen erlebt?

    "In der Volksschule haben wir immer Pause gemacht und den Fernseher eingeschaltet. Ich erinnere mich an den Comeback-Sieg von Hermann Maier. Und an den Traumlauf von Stephan Eberharter 2004 – den habe ich mir sicher schon 100 Mal angeschaut."

    ÖSV- und HEAD-Kollege Matthias Mayer ist zurückgetreten. Hat das Auswirkungen auf Sie?

    "Er fehlt, auch als Freund. Am meisten habe ich tatsächlich von ihm gelernt. Durch Ratschläge, durchs Beobachten. Er hat mich besser gemacht. Er ging am Vortag in die Sauna, ich habe trainiert. Wir haben beide geschwitzt – aber er hat mich trotzdem paniert. Im Sommer flog er drei Tage nach allen anderen nach Copper Mountain. Er kam um 21 Uhr an, stand um sechs Uhr wieder auf und fuhr mit Jetlag Bestzeit im ersten Training. Als er aufgehört hat, habe ich lange überlegt, was er mir gelernt hat und was ich nicht vergessen darf. Ich hatte das Glück, lange mit ihm zu fahren.“

    Ist er trotz Rücktritt noch in eurer Whatsapp-Gruppe?

    "Wenn, dann muss er selbst austreten. Er ist noch dabei, schreibt auch immer wieder."

    Das heißt, ihr steht noch in Kontakt?

    „Ich habe ihn jetzt ein bisschen in Ruhe gelassen. Er hat den Zeitpunkt so gewählt. Aber er ist ja nicht ganz weg. Er ist der Obmann von einem Charity-Verein, den wir im Sommer gegründet haben. Das hat er auch sehr umtriebig vorangetrieben. Er ist ein sehr sozialer Mensch. Wir werden uns schon noch ein paar Mal über den Weg laufen. Außerdem steht die Abschiedsfeier noch aus."

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      "Heute" zu Gast bei den Hinterseers
      "Heute" zu Gast bei den Hinterseers
      HEUTE

      Sie sind aktuell der einzige Siegfahrer im Speedlager. Ist das nicht blamabel für Österreich?

      "Natürlich sind wir hinter den Erwartungen, auch ich habe ein paar Rennen hergeschenkt. Die Jungen brauchen noch Zeit."

      Jetzt sind Sie der Team-Leader. Was sollen sich die Jungen von Ihnen abschauen?

      „Das muss jeder selbst entscheiden. Ich gebe ihnen natürlich Tipps und Informationen, wenn sie etwas wissen wollen. Mothl war auch so einer, er hat immer die Wahrheit gesagt. Wir hatten keine Geheimnisse, gaben unsere Material-Infos untereinander weiter. So etwas wie einen Leitwolf gibt es bei uns nicht. Wir haben ein super Teamgefüge. Die Jungen ziehen uns auf, wir ziehen die Jungen auf. Sie sind auch goschert, das passt schon so."

      Sieg auf der Streif oder noch eine WM-Goldene, was würden Sie wählen?

      "Es wäre mir egal. Man muss demütig bleiben. Noch eine WM-Goldene zu gewinnen, wäre schon genial. Ich will überall vorne dabei sein."