Welt

Krieg! Ukrainische Armee griff russisches Militär an

Heute Redaktion
Teilen

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben die russischen Militärfahrzeuge angegriffen, die in den Osten der Ukraine vorgedrungen waren. Die meisten der Fahrzeuge seien zerstört worden, teilte das Büro des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko am Freitag mit. Zuvor hatte die Armee mitgeteilt, dass die Militärkolonne die Grenze in der Nacht auf Freitag überquert habe.

23 gepanzerte Mannschaftstransportwagen sollen am späten Donnerstagabend gemeinsam mit Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen die Grenze zur Ukraine passiert haben. An allen Fahrzeugen waren Kennzeichen des russischen Militärs angebracht. Schweden hat Beweisfotos.

Der Konvoi wartete den Einbruch der Dunkelheit ab, nutzte einen Feldweg und fuhr durch eine Lücke im Grenzzaun in das von prorussischen Separatisten kontrollierte Gebiet in der Ostukraine - und zwar nahe der russischen Stadt Donezk, die rund 200 Kilometer entfernt vom ukrainischen Donezk liegt. Die liegt lediglich Dutzende Kilometer entfernt.

Schweden haben Beweise

Es gilt zwar als unwahrscheinlich, dass es sich um eine großangelegte russische Invasion handelt. Aber man kann den Vorfall als Beleg dafür sehen, dass russische Truppen in der Ukraine aktiv sind. Laut dem schwedischen Außenministers Carl Bildt gibt es "konkrete fotografische Beweise von russischen Armeefahrzeugen, die in die Ukraine eingedrungen sind." Und Bildt weiter: "Es ist ein grober Verstoß."

Russland dementiert eine Grenzüberschreitung sowie die von Kiew behaupteten Gefechte. "Eine russische Militärkolonne, die die Grenze zur Ukraine überquert haben soll, existiert nicht", sagte Generalmajor Igor Konaschenkow. "Weder am Tag, noch in der Nacht" sei ein solcher Konvoi auf ausländisches Gebiet gefahren. "Aber es ist immer noch besser, die ukrainische Artillerie schießt auf ein Phantom und nicht auf Flüchtlinge oder die eigenen Soldaten", fügte Konaschenkow an.

Hilfskonvoi aus Moskau steckt fest

Der seit drei Tagen anrollende steht wegen mangelnder Absprachen mit dem Roten Kreuz jedenfalls noch immer vor der ukrainischen Grenze. Der Hilfstransport ist umstritten, weil die proeuropäische Regierung in Kiew Russland als Aggressor ansieht. Moskau weist den Vorwurf zurück, der Konvoi könnte Waffen für die Freischärler enthalten. Die 280 Lastwagen - mit 2.000 Tonnen Wasser, Babynahrung usw. - sind seit Donnerstag etwa 20 Kilometer von der Grenze entfernt abgestellt. Ukrainische Grenzbeamte kontrollieren die Lieferung.

Hilfe aus Kiew rollt an

Für die notleidenden Menschen rückt trotzdem Hilfe näher. Erste ukrainische Regierungs-Lastwagen mit Medikamenten und Lebensmitteln trafen am Donnerstagabend an einem Sammelpunkt nördlich von Lugansk ein. Konkret erreichten 26 Fahrzeuge aus Charkow die Stadt Starobelsk. Mitarbeiter des Roten Kreuzes sichteten die Hilfsgüter. Insgesamt hat Kiew 75 Lastwagen mit rund 800 Tonnen an Ladung ins Krisengebiet geschickt.

In Lugansk mit gut 200.000 Einwohnern gibt es seit fast zwei Wochen weder Strom noch Wasser. Die ukrainische Armee hat die Stadt von den Versorgungswegen der Aufständischen abgeschnitten. Außerdem bombardierten die Regierungstruppen die Großstadt Donezk (eine Million Einwohner). Schließlich tauschten Regierungstruppen und Aufständische je 26 Gefangene aus.

Separatistenführer Igor Strelkow zog sich aus der Führung der Aufständischen zurück. Der gebürtige Russe war "Verteidigungsminister" der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk". Er gilt als Schlüsselfigur in den Kämpfen.

Auf einem Sondertreffen zum Irak beraten die EU-Außenminister am Freitag in Brüssel auch über die Ukraine.