In der Nach auf Freitag kam bei einer erneuten Schießerei zwischen Drogenbanden eine Person ums Leben. Der Bürgermeister des betroffenen Stadtviertels Anderlecht, Fabrice Cumps, sprach bei einem Interview mit dem Radiosender RTBF von einem "Krieg zwischen Gangs", die ihre Reviere verteidigen wollten.
Der Staatsanwaltschaft zufolge war die Identität des Opfers zunächst noch unklar. Bei einer ähnlichen Schießerei wurde in der Nacht zum Donnerstag bereits ein Mann am Bein verletzt – er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Rivalisierende Drogenbanden sollen für die Gewalt verantwortlich sein. Laut dem neuen königlichen Staatsanwalt, Julien Moinil, müsse die Polizei dringend verstärkt werden, um die kriminellen Gruppen "zu neutralisieren".
Unterdessen führen die schockierenden Vorfälle in Brüssel zu Kritik an der neuen belgischen Regierung unter dem flämischen Rechtsnationalisten und früheren Antwerpener Bürgermeister Bart De Wever. Sie hatte eine "Null-Toleranz-Politik" gegen Drogenbanden versprochen. Drei der bisher vier nächtlichen Schießereien ereigneten sich im Viertel Anderlecht unweit des Brüsseler Südbahnhofs, wo die internationalen Eurostar-Züge abfahren.
Zwei mit Sturmhauben maskierte Männer hatten dort erst am Mittwoch um sich geschossen und waren dann in eine Metrostation geflüchtet. In der belgischen Hauptstadt sorgten die Videoaufnahmen von dem Vorfall für Entsetzen.
In der Vergangenheit gab es im Viertel um den Brüsseler Südbahnhof immer wieder Einsätze gegen Drogenhändler. Mit seinem Containerhafen in Antwerpen gilt Belgien als eines der Haupteinfallstore für Kokain und andere Drogen in Europa.
Bereits vor den Gewalttaten hatte die belgische Drogenbeauftragte Ine Van Wynersch die Behörden zum Kampf gegen die Drogenmafia aufgerufen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte sie vergangene Woche in Brüssel, dass Belgien ein "Narko-Staat" sei. Man müsse unverzüglich handeln, meinte die Beauftragte.