Szene

"Kripplgspül, Nudelaug, Trottl" - das war der "Mundl"

"Spritzn-Karli, Bockerer, der Mann von la Mancha" und für die meisten war er der "Mundl": Der Neustädter Karl Merkatz war ein Jahrhundert-Choleriker.

Karl Merkatz in seiner Rolle als "Mundl"
Karl Merkatz in seiner Rolle als "Mundl"
- / First Look / picturedesk.com

Österreich trauert um "Mundl": Als der eigentlich schon 1966 von Ernst Hinterberger geschriebene Roman "Salz der Erde" als erste von 24 Folgen von "Ein echter Wiener geht nicht unter" Mitte der 70er-Jahre im österreichischen TV ausgestrahlt wurde, waren die Zuseher teils geschockt: Derb, tyrannisch, teils aggressiv ging "Mundl" Sackbauer auf seinen Sohn "Karli", Tochter "Hanni" und Ehefrau "Toni" los. Streitpunkt in einer der ersten Szenen: Ein verpasstes Gewichtheber-Training von Karli Sackbauer. "Owa, des ane sog i Dir, wenn wir gegen die Fluridsdorfer verlieren....."

In fast bedrohlicher Manier schimpft und flucht Mundl, wirkt aggressiv und derb in den ersten zwei Folgen und durchlebte immer mehr die Wandlung zum liebevollen Großvater. In der Hasengasse in Wien-Favoriten war dank "Mundl" immer was los, in den sozialen Medien wurden am Sonntag die besten "Mundl"-Sager gefeiert. Hier ein weiterer Auszug aus 24 Folgen "Mundl".

"Jo, den hau i do glei auße"

Legendär: "Die Erbschaft" (9. Folge), als Mundl von der "Rosa-Tant" ein Haus bei Zwentendorf (NÖ) erbt, beim Anblick der "Dreckshittn" im Boden versinkt und sich mit einem Landtagsabgeordneten und Dorfbewohnern anlegt: "An netten Monn haben's do", so eine alte Dame zu "Toni" Sackbauer, gespielt von der grandiosen Ingrid Burkhard. "Den muass ma erst kennenlernen", so Toni. "Mi braucht kana kennenlernen", faucht "Mundl" dazwischen.

Fast schon ein jährliches Muss: "Stille Nacht" (11. Folge) und "Jahreswechsel" (12. Folge): Diskussionen vor dem Weihnachtsfest ums Essen, wer jetzt am Heiligen Abend zu den Sackbauers kommt oder nicht: "Jo, den hau i do glei auße - und seine sogenannten Geschenke ...", tobt "Mundl", als er erfährt, dass der "Schani"-Onkel zu Weihnachten nicht kommen wird.

"Mundl" erklärt das Wort Pfosten:

Fast unschlagbar: Als "Mundl" mit dem "oiden Werner" zum Frisör abkommandiert wird und sich dort betrinkt. "Nana, Stamperl brauch ma ned, miassns Glasln ned woschn"....als dann "Mundl" nach langer Wartezeit geht und den Frisör "abwatschnt": "Sie kennan bettln bis schwoaz wern, unsere Fedan kriagns nimma".

Beim Silvesteressen mit der elitären "Martha Werner" (Mutter von Schwiegertochter Irmi, Anm.) verbrennt sich "Mundl" mit einem heißen "Hendl-Haxn" die Hände: "Huanklompat, vabrenn i ma mit dem bledn Fressn no hoibat die Protzn - gleich haben wir es, gleich können wir speisen." Martha Werner: "Sie sind aber kräftig". "Mundl": "Geh, so a Pieperl ist fia mi a Blosa, mit dena Händ zreiss i Ihna an Oxn."

"Pfostn san quasi Trottln, ned direkte, aber immerhin Leit mit an gewissn Klescha" - Edmund Sackbauer

Auch kultig als "Mundl" der snobistischen Frau Werner das Wort "Pfosten" erklärt: "Pfostn san quasi Trottln, ned direkte, aber immerhin Leit mit an gewissn Klescha."

Das furiose Finale der Silvester-Folge mit Raketenbeschuss des Nachbarn: "Wir woan des ned, sehns ned, dass bei uns finsta is?" inklusive Polizeieinsatz in der Hasengasse und einem grandiosen Götz Kaufmann als "Kurti" Blahowetz. Als dann die Pummerin doch noch läutet, ist zum Schluss der Folge all der Ärger vergessen.

Doch auch weitere Sager von Mundl bleiben unvergessen: "Schrumpfgermane" zu Immobilienvertreter Hauke, "Auf de Quapül wird gschissn, heit wird gschossen".

Eine "harte" Szene (heute undenkbar), als er mit Karli die Kaution von einer Dame eines Immobilienbüros zurückholt: "I pick erna an die Mauer heast, dass erna Chef mit da Spochtl owakrotzn kaun".

Video: "Mundl" holt Kaution zurück.

Am Sonntag ereilte viele "Mundl"-Fans die traurige Nachricht vom Tod des Karl Merkatz. Der 92-Jährige war übrigens in der Wr. Neustädter Josefstadt aufgewachsen.