Tausende Jobs wackeln

KTM pleite: Schulden sind viel höher als bisher gedacht

Die KTM-Pleite nimmt ein größeres Ausmaß an, als bisher angenommen wurde. Denn auch zwei Töchterfirmen häufen einen enormen Schuldenberg an.

Michael Rauhofer-Redl
KTM pleite: Schulden sind viel höher als bisher gedacht
Kein Ende der Krise: KTM muss den Gürtel deutlich enger schnallen.
KTM AG

Am Freitag brachte der oberösterreichische Zweirad-Hersteller KTM drei Sanierungsanträge mit Eigenverwaltung am Landesgericht Ried beantragt. Mittlerweile wurde ein entsprechendes Verfahren eröffnet. Insgesamt sind davon 2.380 Dienstnehmer – davon 986 Angestellte, 1.181 Arbeiter und 213 Lehrlinge– betroffen. Es gibt 1.624 Gläubiger. Wie der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) an Freitag in einer Aussendung berichtet, hat das Unternehmen rund 1,8 Mrd. Euro Schulden. Laut Gläubigerschutzverband Creditreform sollen den Passiva Aktiva von rund 316 Millionen Euro gegenüberstehen.

Töchterfirmen häufen Schuldenberg an

Doch die Situation dürfte sich noch dramatischer als bisher bekannt darstellen. Denn nimmt man auch die beiden Töchterfirmen in Betracht, sollen sich die Gesamtverbindlichkeiten auf rund 2,9 Milliarden Euro belaufen – auch die Zahl der Gläubiger erhöht sich auf rund 2.500. Von den drei Insolvenzen – Töchterfirmen mitbetrachtet – seien laut ORF Oberösterreich über 3.600 Dienstnehmer betroffen.

Die rund 1,8 Milliarden Euro Schulden der KTM AG sind zum größten Teil – rund 1,3 Mrd. Euro – Verbindlichkeiten bei den Banken. Dabei soll es sich aus österreichischer Sicht um die Raiffeisenlandesbank OÖ, Oberbank, Erste Bank, Bank Austria, VKB, Hypo Vorarlberg sowie die Bank für Tirol und Vorarlberg handelnd. Hinzu kommen zahlreiche Banken aus dem Ausland: Laut ORF sind auch die Bank of China, Hewlett Packard Bank International, ICBC, Denizbank, BKS-Bank, First Commercial Bank sowie noch mehrere deutsche Volksbanken und ungarische sowie niederländische Banken in die Causa involviert.

Weitere 356 Millionen Euro soll KTM seinen Zulieferern schilden. Ebenfalls ins Gewicht fallen Schuldscheine in der Höhe von 80 Millionen Euro, sowie offene Gehälter in der Höhe von 40 Millionen Euro.

Die Gründe für das Finanz-Debakel

Das für das Unternehmen so wichtige Motorradgeschäft war bis Ende 2023 von stetig gesteigerten Produktions- und Absatzmengen gekennzeichnet, wobei es zu einem starken Wholesale-Umsatz (Umsatz aus Verkäufen an externe Vertragshändler) kam. Deshalb wurden die Produktionskapazitäten laufend gesteigert. Da aber die Retailabsätze (Verkäufe der Vertragshändler an die Endkunden) im Jahr 2023 nicht im selben Ausmaß wie die Wholesale-Umsätze gesteigert werden konnten, kam es zu einem angespannt hohen Händlerlagerbestand.

Obwohl das Jahr 2024 laut den Angaben des Unternehmens mit rund 265.000 verkauften Motorrädern von den Verkaufszahlen her bis dato ein gutes Jahr war, erwiesen sich die Lagerbestände schlussendlich als zu hoch. Der Motorrad-Überbestand liegt aktuell bei rund 130.000 Stück. Probleme verursachte insbesondere der für die Schuldnerin so wichtige Markt in den USA, einerseits aufgrund der rückläufigen Nachfrage für Motorräder, andererseits wegen der hohen Produktionskosten in Österreich, so die Schuldnerin.

Aus diesen Gründen legte man Mitte November 2024 im Rahmen der pflichtgemäß durchgeführten Prüfung der Möglichkeiten einer außergerichtlichen Sanierung seinen notwendigen Bedarf an frischem Geld im Umfang von rund 650 Millionen Euro offen. Da die Verhandlungen mit wesentlichen Stakeholdern nicht innerhalb der kurzen zur Verfügung stehenden Frist umgesetzt werden konnten, entschied man sich zum gegenständlichen Insolvenzantrag.

SPÖ-Chef Babler zürnt

Am Freitag reagierte SPÖ-Chef Andreas Babler empört auf die Causa. "Die Arbeitnehmer der KTM bekommen nicht einmal die Löhne und Gehälter, die ihnen zustehen, die Steuerzahler zahlen Millionen Hilfsgelder für das Unternehmen und gleichzeitig stopfen sich die Aktionäre Millionen in die Taschen", übt der rote Parteichef scharfe Kritik.

"Das Management hat vollkommen versagt und sich auf dem Rücken der Arbeitnehmer und zulasten der Steuerzahler bereichert. So etwas darf nicht passieren", donnert Babler in Richtung des KTM-Chefs Stefan Pierer.

Erster Termin fixiert

Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung wird am 20.12.2024, die allgemeine Prüfungstagsatzung wird am 24.1.2025 und die Sanierungsplantagsatzung wird am 25.2.2025 am Landesgericht Ried stattfinden.

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    • Die Pleite des oberösterreichischen Zweirad-Herstellers KTM ist größer als bisher angenommen, da auch zwei Tochterfirmen erhebliche Schulden angehäuft haben.
    • Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund 2,9 Milliarden Euro, was über 3.600 Dienstnehmer und etwa 2.500 Gläubiger betrifft.
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