Der Vorletzte schlägt den Titelaspiranten. Didi Kühbauer düpiert Ex-Klub Rapid. Der katastrophal in die Saison gestartete LASK zeigt sich dabei im ersten Spiel nach der überraschenden Rückkehr des Star-Coaches wie verwandelt und spielt die Hütteldorfer im eigenen Stadion über weite Strecken an die Wand.
Die Linzer schlagen Rapid im Westen Wiens 2:0. Für die Gäste ist es ein Befreiungsschlag und der erst dritte Saisonsieg, der sie mit Stadtrivale Blau-Weiß Linz mit zehn Punkten gleichziehen lässt. Für Grün-Weiß setzt sich nach dem famosen Start in die Saison der deutliche Abwärtstrend fort: Trainer Peter Stöger muss die vierte Niederlage in Folge einstecken, ist seit fünf Spielen sieglos. Die respektable Serie an Heimspielen gegen den LASK reißt zudem nach zehn ungeschlagenen Spielen, von denen sechs gewonnen wurden.
Die Reaktion des Heimteams? Pfiffe zur Halbzeit. Pfiffe nach Spielende. Die Rapid-Spieler werden vor den Block West zum Rapport gebeten.
Die Linzer feiern indes. Kühbauer erfindet den LASK-Kader im ersten Auftritt seit dem fliegenden Wechsel von Cupsieger Wolfsberg zurück nach Oberösterreich nicht neu. Wie Interimstrainer Max Ritscher setzt er auf eine Fünferkette in der Abwehr, auf einen Zweier-Angriff ganz vorne: Samuel Adeniran und Moses Usor. Die beiden entscheiden das Spiel: Usor entwischt der Abwehr in Minute zwölf, umkurvt Goalie Niklas Hedl und schiebt ein. Adeniran trifft mit seinem schwächeren rechten Fuß nach einem Dribbling ins Zentrum (42.).
Ob das die beste Saisonleistung war? LASK-Keeper Lukas Jungwirth, der in der Nachspielzeit einen Mbuyi-Elfer hält, sagt im Anschluss: "Von der Willenskraft her definitiv. Der Trainer hat gesagt, dass wir vor allem den Einsatz auf dem Platz lassen müssen. Bisher war das nicht der Fall, heute auf jeden Fall."
Jungwirth spricht damit den für alle Zuschauer offensichtlichen, entscheidenden Punkt des Fußballspiels an: Der LASK gewinnt in Wien die meisten und vor allem die wichtigen Zweikämpfe. In Halbzeit eins sind es exakt 61 Prozent. Die von Kühbauer wachgeküssten Gäste sind in jeder Aktion zumindest einen Schritt schneller. Die Wiener nur Wochen nach den Träumen vom ersten Meistertitel seit 2008 zumindest mit einem Fuß in der ersten Krise in der Ära Stöger.
Matchwinner Adeniran schlägt in dieselbe Kerbe: "Er (Trainer Kühbauer, Anm.) hat viel gemacht. Er hat viel Disziplin ins Team gebracht. Wir genießen es. Einfach zurück zu der Mentalität finden. Sein Englisch ist ziemlich gut. Wir verstehen alles."
Und Kühbauer selbst? "Was die Burschen da heute abgeliefert haben, hätte sich keiner erwartet. Die drei Punkte waren auch wichtig. Aber das gesamte Auftreten der Mannschaft war außergewöhnlich gut. Es war so, dass wir gesagt haben, das ist jetzt unser Leistungsstandard. Es war ein wichtiger Sieg, dass wir an uns glauben. Jetzt kommen wieder die Spiele, wie nächste Woche gegen den GAK, wo wir Favorit sind. Da müssen wir die richtigen Knöpfe drücken."
Ganz anders die Stimmung auf der Gegenseite. Stöger: "Wir sind natürlich total unzufrieden, was den emotionalen Auftritt der Mannschaft bedeutet. Wir haben die Torchancen total einfach und billig zugelassen. Von dem, wo wir dann reden, was diesen Verein auszeichnet und dieses volle Stadion erwartet: Gar nicht einmal, dass man jedes Spiel gewinnt. Aber, dass zusammen gearbeitet wird. Ich habe immer darauf hingewiesen, dass wir."
Stöger weiter: "Da waren Dinge, die wir so nicht sehen wollen und auch nicht besprechen. Wenn besprochen wird, dass wir der Meisterschafts-Favorit sind. Von uns kommt das nicht. Das kommt von außen. Aber dann schneidet es sich, wenn man hergeht und sagt: Lass uns arbeiten, wir wissen, dass alles knapp ist. Wenn wir meinen, es geht über die spielerische Leichtigkeit alleine, dann kommen solche Ergebnisse."
Der enttäuschte Rapid-Verteidger Jannes Horn sagt: "Wir machen viel zu einfache Fehler, sind hinten viel zu offen."