Politik

Kurz dankt ab: "Bin auch nur ein Mensch mit Fehlern"

Dank an Unterstützer seiner Familie in den schwierigen Zeiten und er selbst als Mensch mit Fehlern: Die emotionale Seite des Kurz-Rückzugs.

Rene Findenig
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Auch emotional zeigte sich Kurz bei seinem Rücktritt.
Auch emotional zeigte sich Kurz bei seinem Rücktritt.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

"Ich habe immer versucht meinen Beitrag für Österreich zu leisten", so eröffnete Sebastian Kurz seine Rücktrittsrede als Kabzler. "Sie haben alle mitverfolgt, dass in den letzten Tagen strafrechtliche Vorwürfe gegen mich erhoben worden sind. Diese Vorwürfe stammen aus dem Jahr 2016, sie sind falsch uns ich werde das auch aufklären können. Davon bin ich zutiefst überzeugt", so Kurz. "Es ist etwas, das viele Spitzenpolitiker schon erleben mussten, im Inland, aber auch im Ausland. Was diesmal anders ist, ist dass der Koalitionspartner sich entschlossen hat, sich klar gegen mich zu positionieren."

Viele würden Kurz sagen: "Das ist ungerecht." und, "sehr geehrte Damen und Herren, Sie können sich vorstellen, ich persönlich wäre auch dankbar, wenn die Unschuldsvermutung in unserem Land für alle Menschen gelten würde." Auch Fehler gab Kurz zu: "Vermischt werden diese strafrechtlichen Vorwürfe mit SMS-Nachrichten, die ich teilweise in der Hitze des Gefechts geschrieben habe. Manche davon sind Nachrichten, die ich definitiv so nicht noch einmal formulieren würde. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch mit Emotionen und auch mit Fehlern."

"Ganz besonders möchte ich mich bei allen bedanken, die in den letzten Tagen, in diesen schwierigen Tagen meiner Familie und mir sehr viel Kraft gegeben haben"

"Ich gebe zu, in so einer schwierigen Zeit, wie diesen Tagen, bin ich extrem dankbar für all den Rückhalt, den ich erleben darf innerhalb der Volkspartei, in allen Bundesländern, in allen Teilorganisationen und ich bin auch zutiefst dankbar für den Zuspruch, den ich von allen in der Bevölkerung erhalten habe. Ganz besonders möchte ich mich bei allen bedanken, die in den letzten Tagen, in diesen schwierigen Tagen meiner Familie und mir sehr viel Kraft gegeben haben", so Kurz. 

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    Bundeskanzler Sebastian Kurz wie ihn heute (fast) niemand mehr kennt.  Seit diesem Bild 2010 – da war er noch Bundesobmann der JVP und zog gerade in den Wiener Gemeinderat ein – legte er einen kometenhaften Aufstieg hin.
    Bundeskanzler Sebastian Kurz wie ihn heute (fast) niemand mehr kennt. Seit diesem Bild 2010 – da war er noch Bundesobmann der JVP und zog gerade in den Wiener Gemeinderat ein – legte er einen kometenhaften Aufstieg hin.
    imago stock&people

    In der "sehr kritischen Phase" des wirtschaftlichen Aufschwungs und des noch nicht nicht beschlossenen Budgets und der Steuerreform "wäre es meiner Meinung nach unverantwortlich in Monate des Chaos oder auch des Stillstands zu schlittern", so Kurz. Und er wolle das Land nicht "in eine 4-Parteien-Koalition, ein Experiment, zu übergeben, dass dann am Ende des Tages auch noch von Herbert Kickls Gnaden abhängig ist".  Was es brauche, sei "Stabilität und Verantwortung", so Kurz.

    "In dieser schwierigen Zeit sollte es jedoch niemals um persönliche Interessen und Parteiinteressen oder politische Taktiken gehen, denn mein Land ist mir wichtiger, als meine Person"

    "Das Regierungsteam der Volkspartei, das hat mir zugesichert, im Fall meiner Abwahl, sofort selbst das Amt zu verlassen. Und ich gebe zu, ich bin für diese Loyalität und Solidarität extrem dankbar. Das ist keine Selbstverständlichkeit in so einem großen Team. In dieser schwierigen Zeit sollte es jedoch niemals um persönliche Interessen und Parteiinteressen oder politische Taktiken gehen, denn mein Land ist mir wichtiger, als meine Person. Und was es jetzt braucht, sind vor allem stabile Verhältnisse. Ich möchte daher, um die Pattsituation aufzulösen, Platz machen. Um Chaos zu verhindern und Stabilität zu gewährleisten", gab Kurz schließlich seinen Rücktritt bekannt.

    "Ich habe das Regierungsteam der Volkspartei ersucht, die Arbeit unbedingt fortzusetzen. Ich habe als Obmann der Volkspartei, wir sind die stimmenstärkste Partei, dem Bundespräsidenten Alexander Schallenberg als neuen Regierungschef vorgeschlagen. Alexander Schallenberg hat nicht nur gute Arbeit als Außenminister geleistet, er hat auch schon in der Übergangsregierung eine wichtige Rolle eingenommen und ich glaube auch, er verfügt auch über das notwendige diplomatische Geschick, dass es vielleicht braucht, damit wir alle zwischen den Koalitionsparteien Vertrauen wieder aufbauen", so Kurz zu seinem Nachfolger.

    "Viele aber sagen mir, den ganzen Tag über heute schon ich soll mir das nicht gefallen lassen. Nicht von der Opposition und auch nicht von unserem Koalitionspartner"

    Und die persönliche Zukunft von Kurz? "Das Land braucht eine Regierung, die mit stabiler Hand agiert und ich selbst werde als Parteiobmann und als Klubobmann ins Parlament zurückkehren und dort versuchen, meinen Beitrag zu leisten. Vor allem aber werde ich selbstverständlich auch die Chance nützen, die Vorwürfe, die gegen mich erhoben worden sind, zu entkräften und zu widerlegen. Sehr geehrte Damen und Herren, ich gebe zu, der Schritt ist kein leichter für mich.

    Und schließlich: "Viele aber sagen mir, den ganzen Tag über heute schon ich soll mir das nicht gefallen lassen. Nicht von der Opposition und auch nicht von unserem Koalitionspartner. Aber es geht nicht um mich. Es geht um Österreich. Es geht um Sie alle, sehr geehrte Damen und Herren, denn Sie alle haben sich verdient, dass sich die Politik nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern dass die Politik für die Menschen in unserem Land arbeitet. Das war immer mein Zugang, das ist heute mein Zugang und das wird auch in Zukunft immer mein Zugang bleiben. Vielen herzlichen Dank."