Politik

"Es darf keine Koalition ohne uns geben"

Heute Redaktion
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"Das gesamte Gelände wird in Türkis gehüllt sein." Damit hat die ÖVP für das Kurz-Unterstützerfest am Freitagabend in Korneuburg nicht zu viel versprochen.

Gerade noch in Berlin bei der zukünftigen Kommissionspräsidentin der EU, stand Sebastian Kurz am Abend schon vor einem Meer an türkisen Fans am Ufer der Donau.

Der Freitagabend in Korneuburg war so ein Tag, an dem man glauben könnte, ein amtierender Bundeskanzler macht Wahlkampf.

Beides stimmt nicht. "Der Intensivwahlkampf beginnt im September", sagte Ex-Kanzler Sebastian Kurz später in die Kameras. Was am Freitagabend in der alten Werft in Korneuburg veranstaltet wurde, war ein Fest für die Unterstützer der ÖVP, ein Einschwören auf das was kommen wird.

Türkis, türkis, türkis

Die etwa 1.500 angemeldeten Besucher waren dem Aufruf, etwas Türkises zu tragen zum größten Teil und mit fast religiöser Disziplin nachgekommen. Was konnten sie sich von dem Abend erwarten?

Menschen jeden Alters schleckten türkises Eis, tranken türkise "Slushies" und knüpften türkise Freundschaftsbänder. Kinder wurden geschminkt, Erwachsene konnten sich Haarsträhnen und Fingernägel in der Parteifarbe einfärben. Ein Mann hat sein Harley Davidson-Motorrad türkis lackiert: "Man muss den Sebastian unterstützen wo man nur kann", sagte er.

"Das ist lebendige Unterstützung"

Ein weiterer Herr, der von Peter L. Eppinger interviewt wurde, hieß Oskar und trug einen selbstgebastelten Hut. Um seinen Hals hing ein langes, laminiertes Gedicht über sein politisches Idol: "Das hab ich gemeinsam mit meiner kürzlich verstorbenen Frau gedichtet", sagte er ins Mikro.

Der Moderator las vor: "Über kurz oder lang ist der Kurz eine Bank: Auf ihn kannst du bauen, auch die vielen Frauen schenken ihm Vertrauen." Applaus. Eppinger bedankte sich: "Das ist lebendige Unterstützung! DANKE!"

Papa, Politiker, Promis

Auch Parteigranden und Promis kamen zahlreich. Und irgendwo soll sogar Kurz' Vater in der Menge zu erspähen gewesen sein.

Gernot Blümel, seit Nachmittag offiziell Wiener Spitzenkandidat für die Wahl, tratschte mit Generalsekretär Karl Nehammer. Die gesamte ehemalige ÖVP-Regierungsriege warf sich in die Menge. Elisabeth Köstinger, Hartwig Löger, Josef Moser, Heinz Faßmann, Juliane Bogner-Strauß, Margarete Schramböck und Karoline Edtstadler schüttelten Hände und machten Selfies. Auch EU-Kommissar Johannes Hahn schaute vorbei.

Promis wie ORF-Moderator Wolfram Pirchner, Fußballtrainer Frenkie Schinkels, Sternekoch Toni Mörwald und Ex-Skispringer Hubert Neuper bekannten politisch Farbe. Die ORF-Schauspielerin Sabine Petzl ließ extra für den Abend eine türkise Leine für ihren Golden Retriever anfertigen.

Nicht immer Avocado-Salat

Das Eintreffen und die Ansprache von Sebastian Kurz waren für die Gäste freilich das Highlight des Abends. Er sprach in der sengend heißen Abendsonne unter anderem über das Wahlkampfthema Klimawandel.

Auf Elektro- und Wasserstoffantrieb müsse man in Sachen Verkehr setzen. Beim Strom sei Österreich ja mit 80 Prozent erneuerbarem Energieanteil bereits vorne dabei. Und: Jeder könne etwas zum Klimaschutz beitragen: "Nicht in jedem Salat muss eine Avocado drin sein", schlug Kurz vor.

Das klare Wahlziel des ÖVP-Chefs: "Erster werden und sicherstellen, dass es keine Koalition gegen uns geben kann." Dabei komme es nicht auf Umfragen an, sondern auf das Wahlergebnis, schwor er seine Fans ein.

Nach seiner Rede brauchte Kurz lang, bis er sich den Weg durch die Menschenmenge zu den TV-Interviews gebahnt hatte. "Sie werden hier gefeiert wie ein Popstar", begann eine Frage, die mehr wie eine schlichte Beobachtung klang. (csc)

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