Politik

Kurz in Israel: Hofburg-Wahl ist Randthema

Heute Redaktion
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Montagfrüh. Schreie auf der Haneviim Straße in Jerusalem. Eben stach ein arabischer Angreifer einen jüdischen Jugendlichen nieder. Alltag in Jerusalem. Heuer gab es laut Inlandsgeheimdienst Shabak 155 Attacken in der Hauptstadt, wo 570.000 Juden, 335.000 Muslime und 10.000 Christen Seite an Seite leben.

Im wenige Gehminuten entfernten Hotel Mamilla frühstückt gerade Österreichs Außenminister. Der Terror ist weder hör- noch spürbar. Allerdings ist (VP) die Lage bewusst. Er artikuliert das mehrmals während seines Besuch anlässlich des 60-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen Österreichs mit Israel: "Wir haben eine historische Verantwortung gegenüber dem Judentum. Diese Verantwortung beschränkt sich nicht auf Gedenken". Antisemitismus in Europa müsse bekämpft und Israel beigestanden werden. Darüber redet er am Vormittag auch mit Premierminister Benjamin Netanyahu, zugleich Außenminister.

Während der Unterzeichnung eines Abkommens, das Österreichern einen Ferienjob in Israel ermöglicht, wollte der Premier keine Journalisten-Fragen beantworten: "Ich will, aber ich darf nicht." "Heute" hakte nach, Netanyahu reagierte augenzwinkernd: Der Außenminister (er selbst also) erlaube es dem Premier nicht.

Im Vier-Augengespräch mit Kurz, Netanyahu rauchte eine Zigarre, brachte der Premier seine Frustration über die EU zum Ausdruck: Arabische Staaten hätten mehr Verständnis für Israels Lage als die EU. Dass ein FP-Politiker am Sonntag Staatsoberhaupt werden könnte, war nur Randthema. Eine Beeinträchtigung der bilateralen Beziehungen ist unrealistisch.