Politik

Kurz mit 98,7 Prozent zum ÖVP-Chef gewählt

Das Ruder hatte er schon lange an sich gerissen, jetzt gibt er ganz offiziell den Kurs vor: Sebastian Kurz ist mit gerade 30 Jahren VP-Parteiobmann.

Heute Redaktion
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Der Schleudersitz ist bei der ÖVP im Chefsessel eingebaut: Erst im November 2014 hat Reinhold Mitterlehner mit 99,1 Prozent Zustimmung der Delegierten die VP-Führung von Michael Spindelegger übernommen. Zweieinhalb Jahre später fühlte der Oberösterreicher seinen Rückhalt in der Partei erschöpft, räumte freiwillig das Feld. Seit Samstag gibt ganz offiziell ein Neuer den Ton an: Sebastian Kurz wurde mit 464 Delegiertenstimmen, das sind 98,7 Prozent, zum Obmann gewählt.

Der neue Parteichef eröffnete die große Kurz-Show (Einlage von ORF-Mann Peter L. Eppinger inklusive) persönlich, dankte allen Delegierten für ihr Kommen und strich besonders den Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer hervor, der seine Hochzeitsreise dafür unterbrochen habe.

"Bin dabei, mich zu resozialisieren"

Als wäre der Führungsstreit der vergangenen Monate bereits vergessen, wurde der scheidende Parteichef Reinhold Mitterlehner mit Standing Ovations beklatscht. Dieser ließ in seiner Rede dann doch etwas Enttäuschung durchblicken: "Wenn ich in die Runde schaue, sehe ich lauter vertraute Gesichter. Das sind fast die selben, die mir beim Parteitag vor zwei Jahren mit 99,1 Prozent das Vertrauen gegeben haben."

Es müsse schon nachdenklich stimmen, "wenn ich jetzt der vierte Parteiobmann bin, der seine erste Funktionsperiode nicht übersteht." Nun, scherzte Mitterlehner, sei er dabei, sich zu "resozialisieren". Zum Beispiel sei er außer im Urlaub seit langem nicht unter der Woche in einem Supermarkt gewesen. Sein Fazit nach 25 Jahren in der Volkspartei: "Da war viel Schönes dabei, vieles ist nicht so gelaufen. Aber so ist es eben in unserer Partei."

Ein Teil des Parteitags war Edith Mock gewidmet. Unter Tränen nahm die Witwe des am 1. Juni verstorbenen Ex-Parteiobmanns und Außenminister Alois Mock das Goldene Ehrenzeichen der ÖVP entgegen.

In seiner Rede vor den Delegierten ging Kurz auf Inhalte für den Wahlkampf ein. Er bekräftigte sein Bestreben, die Zuwanderung nach Europa einzudämmen: "Die Mittelmeerroute, die gehört geschlossen. Und zwar besser heute, als morgen." Weitere Schwerpunkte: Soziale Gerechtigkeit, Pflege, Deregulierung in der Privatwirtschaft.

(red)