Kampf um Schutzhundetraining

Kynologenverband geht auf Tierschutzorganisation los

Während Tierschützer auf ein Verbot des privaten Schutzhundetrainings pochen, sieht der Österreichische Kynologenverband das ganz anders.

Heute Tierisch
Kynologenverband geht auf Tierschutzorganisation los
Sollte die Schutzhundeausbildung nur den "Diensthunden" vorbehalten sein?
Stefan Sobotta / Visum / picturedesk.com

Eine Frau in Oberösterreich starb an schweren Bissverletzungen angeblich durch den American Staffordshire Terrier "Elmo". Eine andere Joggerin landete mit tiefen Bisswunden erst kürzlich im Krankenhaus in Linz, nachdem sie von einem Schäferhund angefallen wurde. Beide Tiere haben eines gemeinsam: Sie wurden privat zum sogenannten "Schutzhund" ausgebildet. Eine Ausbildung die prinzipiell den Diensthunden der Polizei und des Militärs vorbehalten ist. Seither kochen die Gemüter der Tierschützer, sowie der Hundeschulen über. Während sich viele die Frage stellen, warum man einen Familienhund "scharf" machen möchte, sehen andere das Training als perfekte Auslastung für ihren Hund. Wer sagt was und wo liegt die Wahrheit? 

Tierschutzorganisation Pfotenhilfe

Pfotenhilfe-Chef Jürgen Stadler wird nicht müde, die Ausbildung zum "Schutzhund" aufs Schärfste zu kritisieren. Nicht "Elmo" sei schuld an der tödlichen Attacke vom Oktober im malerischen Dorf Naarn, sondern die Besitzerin, die mit ihren Hunden jahrelang das umstrittene Beißtraining sogar im privaten Garten durchgeführt hätte. Auch der erst heute veröffentlichte Fall mit dem Schäferhund, weist ein ähnliches Muster auf. Der Schäferhund sei ohne Leine am Feld abgelegt worden, während eine Joggerin vorbei lief - erst auf selber Höhe startete der Hund seine Attacke und biss der sportlichen Frau in den Unterarm, ohne loszulassen. "Genau solche Situationen werden auch im Training mit dem Hund geübt", so Stadler. 

Dazu sollte man kurz nochmal erklären, worum es in der Schutzhundeausbildung tatsächlich geht: 

Nicht jeder Hund ist dafür geeignet und soll laut Statuten einen ausgeprägten Beutetrieb und kontrollierbares Aggressionspotenzial mitbringen. Die Ausbildung besteht aus drei Schwerpunkten, wovon die ersten zwei die Fährtensuche und die Unterordnung betrifft und völlig unbedenklich sind. Erst die dritte Disziplin - das sogenannte "Schutztraining" - führt bei Tierschützern, wie auch bei den Chefs der Pfotenhilfe zu großem Kopfschütteln. Denn hier soll der Hund auf Kommando zubeißen und loslassen. Jagen und fangen. Suchen und stellen.

Kynologenverband kritisiert Pfotenhilfe

Der Verein Pfotenhilfe täuscht wissentlich die Öffentlichkeit
Österreichischer Kynologenverband
(ÖKV) 

Will man dem Österreichischen Kynologenverband (ÖKV) glauben, so handelt es sich bei den Skandalvideos der Pfotenhilfe ("Heute" berichtete) um kein privates "Scharfmach-Training", sondern um eine Vorverurteilung der gezeigten Personen am Hundeplatz. Immerhin hätten die zuständigen Behörden ihre Untersuchungen noch nicht einmal abgeschlossen. Die gestartete Petition an einen Vertreter der Bundesregierung schlage dem Fass den Boden aus, da aus einer verqueren Wahrnehmung eines Tierschutzvereins eine vermeintliche Wahrheit geschaffen werden solle. 

"Der ÖKV als Vertreter aller verantwortungsvollen Hundehalter und seriösen Hundezüchter steht für einen sachlichen Dialog auf Basis von Fakten. Wir stellen uns klar gegen unlautere Kampagnen gegen Privatpersonen und Vereine, die gesetzeskonform und artgerecht Hunde halten und ausbilden. Auch Vereine, die einen wichtigen Nutzen für die Allgemeinheit und für den Tierschutz erbringen, haben sich an Gesetze zu halten. Der ÖKV prüft nun gemeinsam mit den Opfern der Pfotenhilfe-Kampagne Maßnahmen, um gegen deren falschen Anschuldigungen vorzugehen".

Tierschutzminister Rauch auf der Seite der Pfotenhilfe

Das Scharfmachen von Hunden, das vielerorts unter dem Deckmantel des Hundetrainings passiert, ist durch nichts zu rechtfertigen
Tierschutzminister Johannes Rauch
Die Grünen

Direkt nach der Übergabe der Petition an Tierschutzminister Johannes Rauch am Tierschutzhof Pfotenhilfe, sagte dieser am Dienstagabend, dass er der Forderung, das Beißtraining gegen Menschen zu verbieten, vollinhaltlich zustimme: "Das Scharfmachen von Hunden, das vielerorts unter dem Deckmantel des Hundetrainings passiert, ist durch nichts zu rechtfertigen", so der Minister. Weiters gäbe es sogar schon einen Gesetzesänderungsvorschlag diesbezüglich. 

"Dass Hunde von ihren Haltern nicht zur Waffe erzogen werden dürfen, steht für mich außer Frage. Einen entsprechenden Vorschlag werden wir noch diese Woche an den Koalitionspartner übermitteln. Ich bin überzeugt, dass wir hier rasch zu einem Konsens kommen, zum Wohl der Tiere und der Menschen in unserem Land", so Rauch.

Tierschutz Austria, Vier Pfoten, sowie die Tierschutzombudsstelle in Wien begrüßen das geplante Verbot privater Beiß- und Angriffstrainings des Tierschutzministers.

red
Akt.