Politik

KZ-Überlebender weist Burschenschafter zurecht

Heute Redaktion
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Ein FPÖ-Funktionär im Publikum behauptete, Burschenschaften hätten nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun: Ein NS-Opfer stellte ihn daraufhin zur Rede.

Mit dem Titel seines neuen Buches, "Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften", erregte Hans-Henning Scharsach schon im Vorfeld der Veröffentlichung die Gemüter.

Kein Wunder, dass sich bei der Präsentation am Donnerstag (7. September) in der Wiener Buchhandlung Morawa auch ein Burschenschafter einfand.

Während der Podiumsdiskussion mit dem Autor und "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk kam es zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen dem KZ-Überlebenden Rudolf Gelbard und Josef Pasteiner, seines Zeichen FPÖ-Funktionär und Burschenschafter.

Ein Clip davon wurde auf YouTube hochgeladen (siehe oben), darauf sind allerdings nur die Belehrungen von Gelbart und Klenk zu sehen. Pasteiner soll zuvor behauptet haben, die deutschnationalen Verbindungen hätten nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun.

KZ-Kommandant weiter Ehrenmitglied

Geldbard, der 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde, konfrontierte den FPÖler mit Scharsachs Recherchen: "Die Seiten 50 bis 51, wiederlegen alles was sie sagen. Eindeutig!"

Geduldig beginnt der 86-Jährige die acht Fälle aufzuzählen. Unter den weiterhin als Ehrenmitgliedern geführten Nationalsozialisten findet sich etwa Irmfried Eberl, der Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka, bei der Innsbrucker "Germania". Auch Gestapo-Chef Ernst Kaltenbrunner wird bei der "Arminia Graz" weiterhin als Mitglied geführt.

"All diese acht Fälle sind - und das ist das Erschütternde für einen Menschen wie mich, der 19 Angehörige seiner Familie verloren hat - nach wie vor nicht ausgeschlossen worden und nach wie vor in den Mitgliederlisten dieser Burschenschaften", so Gelbard am Ende seiner Ausführungen. Doch Pasteiner wollte es drauf anlegen: "Wer noch?", fragt er provokant.

Da schaltete sich Klenk ein und zitierte für den FPÖ-Mann und das restliche Publikum die komplette Textstelle und alle dort genannten Beispiele. Sein Kommentar am Ende: "Wir Journalisten sagen: Facts are sacred, opinion is free" – "Fakten sind heilig, die Meinung ist frei". (red)