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Lawine reißt am Everest 12 Sherpas in den Tod

Heute Redaktion
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Beim schwersten Unglück in der Geschichte des Mount Everest sind am frühen Freitagmorgen mindestens zwölf Menschen, wahrscheinlich alles Sherpas, von einer Lawine getötet worden. Drei Nepalesen seien schwer verletzt geborgen worden, weitere Menschen werden noch vermisst. Drei Tiroler, darunter ein Blinder, haben die Lawine unbeschadet überstanden. Reinhold Messner bezeichnete das Unglück als "Arbeits- und nicht als Bergsteigerunfall".

haben die Lawine unbeschadet überstanden. Reinhold Messner bezeichnete das Unglück als "Arbeits- und nicht als Bergsteigerunfall".

Bei den Toten handelt es sich ausschließlich um Sherpas. Die Einheimischen wollten eine Route zum Gipfel präparieren. Die Sherpas arbeiteten vor dem Start der Klettersaison unterhalb des Gipfels, teilten die nepalesischen Behörden mit.

Suche nach den Leichen

Die Lawine löste sich nach seinen Angaben gegen 6 Uhr 45 auf einer Höhe von 5.800 Metern im sogenannten Popcorn-Feld, das auf der Route zum tückischen Khumbu-Eisfall liegt. Viele andere Kletterer seien von den Schneemassen verletzt worden, über die genaue Anzahl ist noch nichts bekannt. Nach dem Lawinenabgang seien mehrere Helikopter zur Unfallstelle zwischen Camp 1 und Camp 2 geschickt worden. Auch Sherpas seien aufgestiegen, um am Berg nach Überlebenden zu suchen.

Messner: "Arbeitsunfall"

Die Südtiroler Bergsteigerlegende Reinhold Messner hat das Lawinenunglück in einer ersten Reaktion als "Arbeits- und nicht als Bergsteigerunfall" bezeichnet. "Die Menschen, die es getroffen hat, waren Straßenarbeiter, die die Laufpisten für Reiseveranstalter präparieren", sagte Messner, der 1978 zusammen mit seinem Tiroler Begleiter Peter Habeler der Erste war, der den Everest ohne Sauerstoffgerät bestieg.

Tirolern geht es gut

Am Mount Everest versucht derzeit , mit zwei weiteren Tirolern, auf den Gipfel zu kommen. Die drei befanden sich im Bereich des Basislagers. Entgegen erster Angaben ging die Lawine nur wenige Hundert Meter darüber ab und nicht wie zunächst von US-Medien berichtet auf 6.400 Metern Seehöhe im Bereich des Camp 2.

Alle drei sind wohlauf, wie ein Tagebucheintrag von Freitag zeigt. Denn Am Freitag konnte man auf seiner Homepage lesen:

16. Tag Lawinenabgang am Mt. Everest

Meine lieben Leser, wie ihr ja sicher aus den Medien schon mitbekommen habt, ist am Mt. Everest eine Lawine abgegangen und es wurden auch Menschen verschüttet. Nachdem auch bei mir das Telefon heißläuft (alle machen sich sorgen um unser Team) und laufend Emails eintreffen, möchte ich euch beruhigen – UNSEREM TEAM GEHT ES GUT!

Ich habe natürlich auch von Andy aktuell ein paar Zeilen bekommen:“Hallo Leute, zur Info, in den Medien in Europa sind Meldungen, dass eine Eislawine ins BC Everest abgegangen ist. Hier der tatsächliche Sachverhalt. Im BC (Basiscamp, Anm.) kann keine Lawine kommen, alles weit weg hier… Ca. 3 Gehstunden vom BC war der Unfall – also alles OK hier. Bitte nicht nervös werden, bei uns alles ok, wir packen gerade zusammen für den Abmarsch hinunter nach Lobuche, in 1 Stunde gehen wir los. Über diesen Unfall berichten wir im Blog dann nach Lobuche, wenn ich mehr weiß und wenn es offiziell ist. BUSSI Sabine!  Andy mit Team”.

Der Mount Everest ist mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt. Jährlich versuchen Hunderte Bergsteiger den strapaziösen Aufstieg zum "Dach der Welt". Mehr als 300 Alpinisten kamen dabei bislang ums Leben.

Seit der Erstbesteigung durch den Neuseeländer Edmund Hillary and dem Nepalesen Sherpa Tenzing Norgay 1953 haben den 8.848 hohen Mount Everest mehr als 4.000 Bergsteiger bezwungen.

Den großen Andrang am Mount Everest betrachten viele inzwischen mit Sorge. Im vergangenen Sommer lieferten sich europäische Bergsteiger und einheimische Träger eine Schlägerei, bei der mehrere Menschen verletzt wurden.

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war bereits auf sechs der sieben höchsten Gipfel der Welt. Gerade ist der gelernte Heilmasseur unterwegs zum letzten Gipfel: dem Mount Everest. Damit wäre er der zweite blinde Bergsteiger der Welt und einer der wenigen Tiroler, die das bisher geschafft haben. Aufgrund einer Netzhauterkrankung ist er von Geburt an blind.

Auf seiner Homepage beschreibt er seine Lebensphilosophie: "Ich versuche bei meinen Vorträgen den Menschen etwas von meinen gelebten Visionen und grenzwertigen Erfahrungen, die ich als "blind climber" in den Bergen dieser Welt erleben darf, weiter zu geben."

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Im vergangenen Jahr erklommen 562 Menschen den Mount Everest von nepalesischer Seite aus. Darunter waren erstmals Zwillingsschwestern, eine Frau aus Saudi-Arabien und ein Mann ohne Hände. Künftig will die nepalesische Regierung Rekorden stärker Einhalt gebieten. Premieren wie die erste Hochzeit auf dem höchsten Berg der Welt oder der erste Video-Anruf sollen der Vergangenheit angehören.

Strafen für Müll

Für mehr Ordnung am Berg hat die nepalesische Regierung auch neue Regeln erlassen. So müssen alle Bergsteiger nun ihren Müll wieder mit herunterschleppen, zum Beispiel Sauerstoffflaschen, Dosen, alte Zelte und Kartuschen. Mindestens acht Kilogrammen Abfall sollen sie im Basislager abgeben, sonst droht eine Strafe.

Streit zwischen Bergführern

Außerdem sind im Basislager nun Soldaten und Polizisten stationiert - wohl eine Reaktion auf den gewalttätigen Streit zwischen nepalesischen Bergführern und europäischen Bergsteigern im vergangenen Jahr. Eine neue Gebührenordnung sorgt dafür, dass Solo-Bergsteiger und Kleingruppen in Zukunft bevorzugt werden und große Expeditionen mehr zahlen müssen.

Derzeit arbeitet die Regierung daran, neue Gipfel zu öffnen. Das würde den Druck vom Mount Everest nehmen. Dieser war zeitweise so überlaufen, dass es auf der Hauptaufstiegsroute zu langen Staus kam. Peter Edmund Hillary, der Sohn von Everest-Erstbesteiger Sir Edmund Hillary, beklagte neulich: "Es gibt dieses riesige Himalaya-Gebirge, und trotzdem rennen nahezu alle Bergsteiger auf den Annapurna oder Everest."

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