Österreich hat einen gravierenden Facharbeitermangel und braucht dringend wieder mehr Jugend in den Lehrberufen. Doch die heimische Gesetzeslage wirft arbeitswilligen jungen Menschen dicke Äste zwischen die Beine. Das illustriert nun ein absurder Fall aus dem Südburgenland über den der "Kurier" Montagabend berichtet.
Ein 15-Jähriger wollte demnach eine Ausbildung zum Kühl- und Heizungstechniker machen. In der Nähe des Elternhauses war dann auch schnell ein Lehrbetrieb gefunden. Dieser nahm zwar eigentlich keine Lehrlinge auf, doch der Jugendliche bewies sich an zwei Schnuppertagen derart, dass der Chef ihn doch im Unternehmen behalten und ausbilden wollte.
Der Weg zum Traumberuf wurde aber von einer legistischen Mure in Form einer Betriebsprüfung verlegt. Diese endete laut Vater des 15-Jährigen "de facto in einem Ausbildungsverbot". Allerdings gar nicht wegen Gefahr im Verzug oder dergleichen, sondern wegen des strengen Kinder- und Jugendlichen-Beschäftigungsgesetzes.
Darin ist festgeschrieben, dass Minderjährige (auch in Lehrberufen) erst ab 6 Uhr Früh zu arbeiten beginnen würden. Bei dem Betrieb in der Nähe des Elternhauses ist es aber so, dass die Monteure bereits um 5.30 Uhr in Richtung Wien aufbrechen. Die Anreise ist als Teil der Arbeitszeit bezahlt – und genau hier liegt der Hund begraben.
"Obwohl wir als Eltern mit dem früheren Beginn einverstanden waren und zur Absicherung des Betriebes sogar eine privatrechtliche Vereinbarung treffen wollten, hätte das nichts genützt. Laut Arbeiterkammer und Arbeitsinspektorat wäre das rechtsunwirksam", schildert der Vater. Der Lehrbetrieb hätte mit heftigen Strafen rechnen müssen. Somit war dem arbeitswilligen jungen Mann diese Stelle verbaut.
Wirklich bizarr wurde es erst, als er einen anderen Ausbildungsplatz in einem weiter entfernten Unternehmen fand. Offiziell würde der Arbeitstag der Lehrlinge dort gesetzeskonform erst um 6 Uhr beginnen. Aufgrund der deutlich längeren Wegstrecke hätte der 15-Jährige aber schon um 4.15 Uhr außer Haus eilen müssen. DAS wiederum ist arbeitsrechtlich absolut kein Problem.
Inzwischen hat der Südburgenländer seinen Traumberuf aufgrund der widrigen Umstände wieder aufgegeben und auf Elektrotechniker umgesattelt. In der Familie sitzt der Ärger aber tief: "Da hört man ständig von Facharbeitermangel und scheitert an stur eingehaltenen Bestimmungen, die Ausbeutung von Jugendlichen verhindern soll. Ich frage mich, wo die Ausbeutung gewesen wäre", so der fassungslose Vater abschließend.