Politik

Lehrlinge sollen künftig weniger arbeiten müssen

Um die Lehre attraktiver zu machen, beschloss der Ministerrat am Mittwoch eine Novelle zum Berufsausbildungsgesetz.

Heute Redaktion
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Die Lehre soll attraktiver werden - dazu überarbeitet Wirtschaftsministerin Gabriele Schramböck (ÖVP) das Berufsausbildungsgesetz. Diese Tage ging ein Entwurf in Begutachtung, der unter anderem vorsieht, dass jede Lehrausbildung künftig mindestens alle fünf Jahre aktualisiert und an neue wirtschaftliche Gegebenheiten angepasst wird. Am Mittwoch wurde die Novelle im Ministerrat beschlossen.

Arbeitszeit und Entlohnung



Für Lehrlinge mit Kindern und Betreuungspflichten dürfte sich hier eine willkommene Änderung einstellen: Eine reduzierte Arbeitszeit soll künftig - bei verlängerter Lehre - möglich sein. Nach einer berufsbildenden Schule eine artverwandte Lehre abzuschließen, soll ebenfalls leichter werden.

Was die Entlohnung betrifft, sind bisher nur sprachliche Erneuerungen bekannt. Statt der "Lehrlingsentschädigung" gibt es künftig ein "Lehrlingseinkommen", statt einer "Verwendung" von Lehrlingen eine "Beschäftigung". Laut Schramböck würden "Begriffe wie 'Lehrlingsentschädigung' oder 'Verwendung von Lehrlingen'" der Lehre nicht den Stellenwert beimessen, "den sie haben sollte. Lehrlinge sind wertvolle Fachkräfte".

Überbetriebliche Lehrausbildung



Die überbetriebliche Lehrausbildung soll inhaltlich mit der Ausbildung in Betrieben verzahnt werden. Das soll Jugendlichen, die in keiner Firma einen Platz fanden, zu Gute kommen. Das bedeutet, dass Unternehmen so weit wie möglich einbezogen werden sollen. Ziel ist der Wechsel in eine normale betriebliche Lehre.

Die Wirtschaftsministerin erinnert daran, dass über 100 Unternehmen im Rahmen der Aktion "Wir geben Zukunft" eine Charta unterzeichnet haben, innerhalb derer sie Praktikumsplätze für Lehrlinge aus der überbetrieblichen Ausbildung zur Verfügung stellen.

Erst, wenn die betriebliche Lehre nicht klappt, soll eine überbetriebliche Lehre angeboten werden. Gegebenenfalls würde dies auch zu einer Entlastung der öffentlichen Hand führen. Im Schnitt kostet eine überbetriebliche Lehre nämlich 18.000 Euro, eine betriebliche hingegen nur knapp 6.500 Euro. Ende November 2018 sollen von 108.400 Lehrlingen im Land 8.300 in der überbetrieblichen Lehre gewesen sein.

"Türschildreform"

Kritik kommt indessen vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Österreich (SWV). "Wenn wir den Fachkräftemangel bekämpfen und die Lehre attraktiveren wollen, müssen wir mehr tun, als Begriffe zu ändern. Sonst haben wir eine bloße Türschildreform", warnt Christoph Matznetter, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Österreich.

Es sollten nicht nur Begriffe ausgetauscht, sondern "zumindest moderne Herausforderungen berücksichtigt werden". Dazu zählt der SWV vor allem Flexibilisierung, Durchlässigkeit und eine attraktivere Entlohnung. Vor allem letztere würde in der Diskussion oft ausgeblendet. Sie spiele aber "gerade für junge Menschen eine große Rolle", so der Verband.

Nicht begrüßt wird weiters die Abschiebung von Lehrlingen im Asylverfahren. Die dadurch resultierenden täglichen Härtefälle wären "leicht vermeidbar". Von seinen drei aktuell laufenden parlamentarischen Anfragen erwarte sich Margreiter "fundierte Antworten". Die Bundesregierung mache es sich "zu einfach, das werde ich nicht zulassen!"

Lob von Wirtschaftskammer

Indessen bekräftigen die Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Freiheitliche Wirtschaft, dass die Novelle willkommen sei. Mit ihr könne "dem Fachkräftemangel wirksam entgegengewirkt werden", lobt WKÖ-Vizepräsident Matthias Krenn.

"Trotz der Fachkräfteoffensive der Bundesregierung bleiben viele offene Stellen noch immer unbesetzt und daher bedurfte es einer Evaluierung und Reform des Berufsausbildungsgesetzes, welche zu begrüßen ist."

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