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Der Weg zum Gipfel führt über die "Leichengasse"

Mit bisher elf Todesfällen erlebt der Mount Everest seine bis dato tödlichste Saison. Zahlreiche Leichen können nicht abtransportiert werden.

Heute Redaktion
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Elf Bergsteiger kamen allein in dieser Saison auf dem Mount Everest ums Leben. Einige von ihnen waren am Weg zum Gipfel, die anderen starben während des Abstiegs. Was viele Opfer betrifft, ist der Umstand, dass ihr Leichnam nicht abtransportiert werden wird.

Der Abtransport von Verunglückten ist ein gefährliches Unterfangen. 1984 etwa starben zwei Nepalesen beim Versuch die Leiche der deutschen Bergsteigerin Hannelore Schmatz zu bergen. Das Risiko im Todesfall am Berg verbleiben zu müssen, ist vielen Kletterern bewusst. Teilweise muss man ein Formular unterschreiben, in dem verfügt wird, dass der Körper im Todesfall am Berg verbleiben soll.

Wer oberhalb des letzten Basislagers ums Leben kommt, wird nur in den seltensten Fällen geborgen. Das führt dazu, dass der Weg zum Gipfel durch eine Passage führt, die von den Sherpas "Leichengasse" genannt wird. Der indische Bergsteiger Tsewang Pajor kam 1996 ums Leben und wurde fortan auf Grund seiner Stiefelfarbe "Green Boots" genannt. 2014 verschwand sein Körper auf mysteriöse Weise.

Viele Experten sehen einen wachsenden Egoismus am Berg. Weil eine Expedition zum höchsten Punkt der Erde ab 50.000 Euro aufwärts kostet, sind viele, die diese Summe investieren, nicht bereit, zugunsten eines anderen auf ihren Gipfelsieg zu verzichten. 2006 sorgte der Tod von David Sharp für heftige Diskussionen. Nur einige von rund 30 bis 40 Bergsteigern versorgten den sterbenden Engländer mit Sauerstoff, als sie ihn passierten.

In diesem Frühjahr ereignete sich eine überraschend starke Schneeschmelze. Der Anblick, der sich nun bietet, kommt einem Massengrab gleich. Insgesamt starben am Everest bisher mehr als 300 Menschen. Erst vor ein paar Tagen starb ein Steirer während des Abstiegs.

Der kanadische Filmemacher Elia Saikaly war bisher dreimal auf dem Gipfel, zuletzt dokumentierte er den Aufstieg von vier arabischen Bergsteigerinnen. Er könne nicht glauben, was er auf dem Berg gesehen habe, "Tod, Gemetzel, Chaos", sagte er laut einem Bericht von "n-tv.de". (mr)

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