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Was "Let's Dance"-Piwko bei RTL zum Weinen bringt

Heute Redaktion
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"Ich habe kein Handicap, ich kann nur nicht hören", Benjamin Piwko schüttet vor dem "Let's Dance"-Finale noch einmal sein Herz aus.

Im Halbfinale (siehe Fotoshow oben) flog Nazan Eckes raus. Am Freitag im Finale tanzen drei Paare um den Sieg. Schlagersängerin Ella Endlich, Profi-Handballer Pascal Hens und Kampfsportler Benjamin Piwko sind alle auf den Sieg scharf.

Mit dem 39-jährigen Piwko tanzt zum ersten Mal ein Gehörloser bei "Let's Dance" mit. Der Schauspieler und Kampfkunst-Meister verlor im Alter von acht Monaten aufgrund einer Virusinfektion sein Gehör.

+++ "Heute.at" tickert am Freitag das Finale ab 20 Uhr LIVE. Im großen LIVE-Ticker gibt's hier alle Infos im Minutentakt +++

Was bedeutet es für Sie, als Gehörloser im "Let's Dance" -Finale anzutreten?

"Ich möchte Brücken bauen zwischen der Gehörlosenwelt und den Hörenden. Dass ich es so weit geschafft habe, ohne auch nur eine Note Musik zu hören, bedeutet mir sehr viel. Ich hätte das nie für möglich gehalten und möchte mich besonders bei meiner wunderbaren Tanzpartnerin Isabel bedanken. Mit viel Liebe und Geduld hat sie es geschafft, dass ich das Gefühl habe und nun weiß, was Musik bedeutet."

Was würde es für Sie bedeuten, wenn Sie "Dancing Star 2019" werden sollten?

"Das wäre unglaublich - aber ich bin auch jetzt schon völlig überwältigt, überhaupt im Finale tanzen zu dürfen."

Sie möchten kein Mitleid oder eine Bevorzugung. Warum?

"Ich sage immer - ich habe kein Handicap, ich kann nur nicht hören. Dafür kann ich andere Sachen besser. Mitleid würde mich kleiner machen und das möchte ich nicht."

Was erfüllt Sie bei "Let?s Dance" mit Stolz?

"Mir schreiben so viele Leute, dass sie durch uns Mut gefasst haben, Sachen zu machen, die sie eigentlich für unmöglich gehalten haben. Sie schreiben, wir haben sie inspiriert es einfach zu versuchen. Dass wir über unser Tanzen das Leben von manchen Menschen verändert haben, macht mich sehr stolz. Auch, dass sie sagen, sie sehen gehörlose Menschen nun mit anderen Augen und verlieren die Berührungsängste, macht mich sehr glücklich."

Was bedeutet es für Sie, wenn die Zuschauer mit Gehörlosen-Applaus applaudieren?

"Da bekomme ich jedes Mal Tränen in die Augen, weil sie sich für einen Moment in meine Welt hereinversetzen. Sie zeigen mir - sie verstehen mich, sie haben Interesse an mir und meiner Welt. Und das ist unglaublich schön."

Was war bisher Ihr schönster "Let's Dance"-Moment?

"Es gab so viele unbeschreibliche Momente. Ich glaube, das schönste ist die Freundschaft zu Isabel und ihrer Familie."

Spielt es bei "Let's Dance" überhaupt eine Rolle, ob Sie hören können oder nicht?

"Ja, klar. Ich bekomme es ja mit, dass andere die Musik hören und ich nicht. Ich muss mir das alles anders vorstellen. Besonders schwierig war der Impro-Dance, bei dem ich sehr aufgeregt war. Es ist ja eigentlich unmöglich zur Musik zu improvisieren, wenn man die Musik nicht hören kann. Umso stolzer war ich auf die vielen Punkte, die wir dafür bekommen haben."



Sie sind für viele Gehörlose ein Vorbild. Wie fühlen Sie sich dabei?


"Das macht mich sehr, sehr stolz."

Welchen Rat geben Sie Menschen mit Handicap für ihren Lebensweg?

"Glaubt an euch - es ist alles möglich. Versucht es einfach!"

Bei "Let's Dance" an Benjamin Piwkos Seite: Kenneth Kamal-Seidel. Der Gebärdensprachdolmetscher aus Köln ist bei den Live-Shows stets vor Ort und übersetzt sämtliche Gespräche zwischen Moderatoren, Jury und Kandidaten. Vor dem Finale haben wir Kenneth Kamal-Seidel noch für einen kurzen Podcast erwischt. Er spricht über die Zusammenarbeit, über seine Arbeit als Dolmetscher und über die Bedeutung von Benjamin Piwkos Erfolg für Gehörlose in unserer Gesellschaft.

(lam)

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