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Libyens Premier wurde von Bewaffneten entführt

Heute Redaktion
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Libyens Ministerpräsident Ali Seidan ist am Donnerstagmorgen von bewaffneten Unbekannten aus einem Hotel in Tripolis entführt worden. Entsprechende Medienberichte bestätigten Sicherheitsbedienstete beim Hotel am Donnerstag.

Libyens Ministerpräsident Ali Zeidan (Seidan) ist entführt worden. Er sei von unbekannten Tätern aus einem Hotel in der Hauptstadt Tripolis verschleppt worden, teilte die Regierung in Tripolis am Donnerstag mit. Sie bestätigte damit entsprechende Berichte der TV-Sender Sky News Arabia und Al-Arabiya. Laut Regierung handelt es sich bei den Entführern möglicherweise um frühere Rebellen. Zeidan soll kurz darauf wieder freigelassen worden sein.

Im Internet kursieren bereits Fotos, die während der Entführung aufgenommen worden sein sollen. Sie zeigen Zeidan ohne Brille und mit offenem Hemd. In der libyschen Hauptstadt wird vermutet, dass die Entführung im Zusammenhang mit der Verschleppung des mutmaßlichen Al-Kaida-Terroristen Abu Anas al-Libi steht. Er war am vergangenen Samstag von einem US-Spezialkommando in Tripolis gefangen und außer Landes gebracht worden war.

Nach dem Verschwinden von Abu Anas al-Libi hatte es in Benghazi (Bengasi) eine Protestaktion radikaler Islamisten gegeben. Einige der Milizen, die sich 2011 während der Kämpfe gegen Gaddafis Truppen gebildet hatten, äußerten ihren Unmut darüber, dass Ausländer mitten in der Hauptstadt einen libyschen Staatsbürger verschleppen können. Die Regierung hatte nach dem Vorfall die US-Botschafterin ins Außenamt zitiert, gleichzeitig aber betont, man hoffe weiterhin auf gute Beziehungen zu Washington.

Unter Gaddafi im Exil gelebt  

Ali Zeidan ist der erste gewählte Regierungschef Libyens. Der ehemalige Oppositionelle hatte in der Ära von Diktator Muammar al-Gaddafi im Exil gelebt, unter anderem im Irak und in Deutschland. Zeidan hatte den Aufbau einer neuen Armee als Priorität genannt. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt kommt der Aufbau der Armee und Polizei jedoch nur langsam voran. Am Montag besetzten dutzende Soldaten den Amtssitz von Seidan, um die Auszahlung ausstehender Löhne zu fordern. Medienangaben zufolge warten sie seit Monaten vergeblich auf ihre Löhne.

Seit dem Sturz und Tod Gaddafis im Oktober 2011 kommt Libyen nicht zur Ruhe. Zahlreiche frühere Rebellenmilizen weigern sich, ihre Waffen abzugeben, und versuchen mit Gewalt, ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Wiederholt belagerten bewaffnete Demonstranten Behörden, Ministerien und das Parlament. Zudem liefern sich die Milizen sowie rivalisierende Stämme immer wieder blutige Kämpfe.