Psychologie

Liebst du Reality-TV? Das ist der Grund dahinter

Dramas, ausschweifende Lebensstile oder die Suche nach der Liebe des Lebens: Experten klären auf, warum uns Reality-Shows in ihren Bann ziehen.

Liebst du Reality-TV? Das ist der Grund dahinter
Bei Reality-Shows leben wir jede Emotion der Protagonisten mit - ohne persönliche Risiken eingehen zu müssen.
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Hand aufs Herz: Entscheidest du dich nach einem anstrengenden Arbeitstag eher für einen komplexen Dokumentationsfilm oder bleibst du vorher bei Sendungen hängen, wo sich Kim Kardashian mit ihren Schwestern zofft, die große Liebe auf einer Insel gesucht wird oder C-Promis Dschungelprüfungen absolvieren müssen? Auch wenn es nicht alle zugeben mögen: Reality-Shows ziehen Menschen in ihren Bann – und das hat einen Grund.

Reality-Shows sind Sozialexperimente

Denn laut Wissenschaftlern haben Menschen ein grundlegendes Interesse am Leben anderer – auch wenn sie bei Reality-Shows wissen, dass diese nicht dem echten Leben entsprechen. Gerade der offene Ausgang, die Spannung und die Emotionen können einen willkommenen Ausgleich zu unserem Alltag darstellen.

"Wir erleben stellvertretend die Erfahrungen der Reality-TV-Stars – aus der Sicherheit unseres eigenen Zuhauses", erklärt die US-Medienpsychiaterin und Reality-TV-Beraterin Dr. Carole Lieberman gegenüber dem Lifestyle-Portal "Hello Giggles". Dazu müssen wir weder unser Herz noch unseren Ruf riskieren. Ein Beispiel dafür ist die erfolgreiche Netflix-Show "Love is Blind". In diesem Beziehungsexperiment bekommen sich Paare erst zu Gesicht, nachdem sie sich ineinander verliebt und verlobt haben. Unvorstellbar für viele von uns im echten Leben, aber umso spannender vom Sofa aus.

Deshalb fühlen wir uns mit Reality-TV verbunden

Neben dem Unterhaltungsfaktor spielt auch die Identifikation eine wichtige Rolle. "Es ist häufig so, dass sich Menschen mit den Protagonistinnen und Protagonisten einer Show identifizieren wollen und sich ihnen dadurch nahe fühlen", erklärt Franco Rota, Professor für Werbung und Marktkommunikation an der Hochschule Stuttgart, in einem Interview gegenüber der Hochschule.

Trennung von Realität und Fiktion ist wichtig

Problematisch wird es jedoch, wenn du anfängst, die Wertvorstellungen und Verhaltensweisen der Reality-Show-Teilnehmender ohne Nachdenken zu übernehmen. Gerade bei Themen wie Mobbing, Genderrollen oder häuslicher Gewalt ist Vorsicht geboten. Auf den Punkt bringt es US-Psychologe Dr. Henry: "Solange du Reality-TV lediglich zu deiner eigenen Unterhaltung schaust und in der Lage bist, den Inhalt der Shows vom tatsächlichen Alltag zu unterscheiden, steht einem Fernsehabend mit deiner Lieblingsserie nichts im Wege".

red, 20 Minuten
Akt.
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