Gesundheit

Cannabis-Konsum – Mann droht Fingerspitzen-Amputation

Erst als sich die Fingerspitzen blau verfärbten, suchte ein Mann in den USA ein Spital auf. Dort gab es eine Diagnose – und eine klare Empfehlung.

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    Warnung der Redaktion
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    ©HEUTE

    Mit blauen Fingerspitzen hat ein Mann aus den USA die Notaufnahme des Boston Medical Center aufgesucht. Auch kleinere Geschwüre waren zu diesem Zeitpunkt schon sichtbar. Abgesehen von diesen Hautveränderungen sei der 49-Jährige "gesund" gewesen. Darüber berichtet das Team von Andrew Mittelman im Fachjournal "Annals of Emergency Medicine".

    Es stellte sich heraus, dass der Patient schon in den sechs Wochen zuvor Veränderungen an seinen Händen festgestellt hatte. In dieser Zeit habe er bereits an schmerzhaften Einrissen an den Fingern gelitten. Die Untersuchung ergab, dass seine Hände unzureichend durchblutet waren. Zudem stellte das medizinische Personal "Lochfrass" an den Fingerspitzen fest.

    Vor allem junge Männer betroffen

    Bei der Befragung erklärte der Mann, "in der Vergangenheit viel Marihuana, aber keinen Tabak geraucht zu haben." Die Ärztinnen und Ärzte diagnostizierten daraufhin eine sogenannte Cannabis-Arteriitis. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene Gefäßerkrankung, die zu Nekrosen – dem Absterben von Gewebe – führen kann, in der Regel in den unteren Gliedmaßen. Betroffen davon sind besonders jüngere Männer.

    Ähnliche Symptome sind auch von Patientinnen und Patienten bekannt, die an Morbus Buerger leiden. Die Erkrankung steht mit starkem Tabakkonsum in Verbindung.

    So entsteht eine Cannabis-Arteriitis

    Das Rauchen von Cannabis kann dazu führen, dass sich die Blutgefäße verengen. Dadurch erhöht sich der Widerstand, was dazu beiträgt, dass sich immer mehr Plaque in den Arterien ablagert, wodurch die Arterie weiter verengt wird. Zur Cannabis-Arteriitis kommt es, wenn die Verengung der Arterien den Blutfluss zu den betroffenen Gliedmaßen verringert, was zu der sogenannten Nekrose führen kann. Schwere Fälle von Nekrose können zu einer notwendigen Amputation führen.

    Nicht der erste Fall

    Laut Iflscience.com wurden zwischen den Jahren 1960 und 2008 nur 50 bestätigte Fälle von Cannabis-Arteriitis in medizinischer Fachliteratur veröffentlicht. Insgesamt seien weltweit nur rund 100 Fälle bekannt, zitierte Theindependent.co.uk im Jahr 2016 David Soon vom Royal College of Australasian Surgeons. Damals war der erste Fall in Australien bekannt geworden.

    Bis zu einem Gramm pro Tag

    Im Jahr 2016 berichteten australische Medizinerinnen und Mediziner an ihrer Jahrestagung von einem 26-Jährigen, der die Diagnose Cannabis-Arteriitis erhalten hatte und "nur knapp einer Amputation entgangen" war. Der Mann hatte den Angaben zufolge bis zu einem Gramm Cannabis pro Tag geraucht. Er hatte das Frankston Hospital in Melbourne aufgesucht, weil ein Geschwür an seinem Zeh nicht abheilen wollte. Nachdem die Diagnose gestellt war, wurden die verengten Gefäße mithilfe eines Ballonkatheters geweitet. Zudem müsse er für den Rest seines Lebens einen Blutverdünner einnehmen, hieß es damals.

    Die genauen Hintergründe einer Cannabis-Arteriitis sind noch unklar. Fachleute vermuten aber, dass die gefäßverengenden Effekte der Cannabis-Inhaltsstoffe Delta8- und Delta9-Tetrahydrocannabinol eine Rolle spielen dürfte. Wird das Cannabis nicht pur, sondern zusammen mit Tabak konsumiert, könnte auch Arsen ein Faktor sein.

    Wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird und die Nekrose noch nicht zu weit fortgeschritten ist, sind die Heilungschancen gut, schreiben Mittelman und seine Kolleginnen. "Die Behandlung besteht darin, das Rauchen aufzugeben, was die einzige Möglichkeit ist, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten und eine Amputation zu vermeiden." Werde hingegen weiter geraucht, könne die Amputationsrate bis zu 40 Prozent betragen.