Coronavirus

Löste dieser fatale Tipp AstraZeneca-Blutgerinnsel aus?

Nach mehreren Vorfällen in Österreich steht der Impfstoff von AstraZeneca im Verdacht, Blutgerinnsel zu verursachen. Experten orten andere Ursachen.

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Eine Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca (Symbolbild)
Eine Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca (Symbolbild)
MARTIN BUREAU / AFP / picturedesk.com

Mehrere Länder pausieren vorsorglich die Impfungen mit dem Covid-19-Vakzin der Oxford University und AstraZeneca. Grund dafür sind vereinzelte Meldungen von Blutgerinnseln (Thromboembolien), die zeitlich nach der Verabreichung des AstraZeneca-Impfstoffs aufgetreten sind, einzelne davon, wie eine Krankenschwester aus Niederösterreich, mit Todesfolge.

Nach erster Prüfung bestehe kein Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Risikosignal und der Impfung, teilt nun das für die Bewertung und Sicherheit von Humanarzneimitteln zuständige Pharmakovigilance Risk Assessement Committee (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mit. Die bisher gemeldeten 30 Thrombose-Fälle stellten bei knapp fünf Millionen geimpften Personen im europäischen Wirtschaftsraum keine Häufung gegenüber dem Vorkommen in der Gesamtbevölkerung dar. In Deutschland etwa stellen Thrombosen die dritthäufigste Todesursache dar. Es ist also gut möglich, dass die Betroffenen das Gerinnsel auch ohne Impfung entwickelt hätten.

Mehr Zufall als Ursache

Auch in den präklinischen und klinischen Studien des AstraZeneca-Vakzins sind nach Auskunft der Entwickler Blutgerinnungsstörungen bisher nicht als unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten. Derzeit, so Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing, lägen keine Hinweise vor, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung und den Erkrankungen und Todesfällen gibt. "Statt von einer Kausalität ist eher von einer Koinzidenz auszugehen, also mehr Zufall als Ursache."

Der Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen empfiehlt, einen Blick nach Großbritannien zu richten: "Bei mehr als 22 Millionen Geimpften, die größtenteils mit AstraZeneca vakziniert wurden, sind auf der Basis eines sehr guten Berichtwesens bisher keine relevanten Sicherheitsbedenken geäußert worden." Vielmehr wirke der Impfstoff, sodass Großbritannien dank dieses Impfstoffes inzwischen weniger Neuinfektionen und hospitalisierte Patienten registriert "und hoffentlich bald aus der pandemischen Welle herausfinden wird."

Andere mögliche Ursachen für die Blutgerinnsel

Möglich ist, dass zuvor unbekannte Vorerkrankungen oder falsches Verhalten zu den Thrombosen geführt hat. Denn bestimmte Erkrankungen können das Risiko dafür erhöhen. Venöse Thromboembolien etwa werden durch Übergewicht, Hirnschlag, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz (Herzschwäche), stark ausgeprägte Krampfadern, Krebskrankheiten, Verletzungen der Beine, lange Bettlägerigkeit oder der Zustand nach einer Operation begünstigt, schreibt die Schweizerische Herzstiftung. Auch Rauchen stellt eine Gefahr dar.

Bei arteriellen Thromboembolien gelten Vorhofflimmern, Herzklappenersatz, die sogenannte Schaufensterkrankheit, Aneurysmen und Arterienentzündungen (Arteriitis) als bedeutendste Risikofaktoren.

Folgenreiche Tipps und gefährliche Ängste

Eine andere Erklärung könnten gut gemeinte, aber falsche Empfehlungen des medizinischen Personals sein. So zitiert der Dortmunder Medizinjournalist und -Influencer Marc Raschke auf Instagram mehrere Fälle, in denen älteren Personen im Vorfeld der Impfung geraten wurde, ihre Blutverdünner vorübergehend abzusetzen. Zudem könnten die Impfkandidaten auch selbst auf die Idee kommen, dies zu tun, "weil sie Angst haben, dass es nach dem Einstich zur Blutung kommt." Dann – ohne Blutverdünner – wären Thrombosen nicht unwahrscheinlich.

Aus Angst vor Nebenwirkungen den AstraZeneca-Impfstoff nun abzulehnen, hält Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Jena, für falsch: "Die Entscheidung verursacht wahrscheinlich mehr Schaden, als dass sie potenzielle Impfkomplikationen verhindert, von denen wir derzeit nicht einmal wissen, ob es überhaupt Impfkomplikationen sind." Dem pflichtet auch Adam Finn von der University of Bristol bei: "In der Zwischenzeit ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis sehr klar: Es ist besser, sich impfen zu lassen, sobald die Einladung kommt – sowohl um das persönliche Risiko zu minimieren als auch um zu helfen, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen, damit wir alle einer normaleren Zukunft entgegengehen können."

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com